Sucheinsätze im Salzkammergut
"Wollen den Angehörigen die Ungewissheit nehmen"
Sucheinsätze stehen für Blaulichtorganisationen oft am Programm, diese sind sehr fordernd.
SALZKAMMERGUT. Im Bezirk werden aktuell zwei Personen seit längerer Zeit gesucht – eine US-Amerikanerin im nördlichen Bezirk, ein Wanderer im Bereich des Gartenzinkens in St. Wolfgang. „Durchschnittlich fallen pro Jahr im Salzkammergut drei Suchaktionen ähnlicher Größenordnung an“, erklärt Bernhard Schmid, Salzkammergut-Gebietsleiter der Bergrettung. Der Einsatz auf der Zimnitz war besonders fordernd. Mehr als 65 Helfer und elf Suchhunde haben zwei Tage lang versucht, den Vermissten zu finden. „Unterstützt wurden wir auch vom Bruder und Onkel und besonders Ortskundigen. Das Ergebnis ist unbefriedigend. Auch bei einem schlimmen Ausgang möchten wir gerne den Angehörigen die Ungewissheit nehmen. Die Kameraden müssen damit umgehen“, erklärt Schmid.
Gute Zusammenarbeit der Blaulichtorganisationen
Seit einigen Jahren steht im Bergrettungsdienst eine Peergroup von besonders geschulten Kameraden zur Verfügung, die bei Bedarf von den Bergrettern in Anspruch genommen werden kann. Man habe wirklich alles versucht: „Mit dem BMI Hubschrauber wurden Sucheinsätze mit Wärmebildkamera aber auch mit dem Recco-Suchsystem – Reflektoren in der Kleidung – durchgeführt. Leider auch ohne Ergebnis. Wer im unwegsamen Gelände bei Sucheinsätzen unterwegs ist, weiß, wie extrem schwierig das Auffinden sein kann. Hände, Füße und Konzentration dienen oftmals der Eigensicherung in den zerklüfteten feuchten Gräben, die es abzusuchen galt. Nicht jeder Riss, nicht jedes Latschengestrüpp ist einsehbar.“ Trotz der Ungewissheit lobt Schmid sein Team und die Zusammenarbeit mit allen Blaulichtorganisationen.
"Lernt mit den Jahren dazu"
Der Leiter der Polizei-Alpineinsatzgruppe Gmunden, Bernhard Magritzer, war am 5. April Einsatzleiter bei der Suche am nördlichen Grünberg nach der abgängigen US-Amerikanerin. "Jede Suchaktion ist anders. Vermisste können nur zwei Stunden abgängig sein, aber auch Tage oder sogar Jahre", erklärt Magritzer. "Wir haben ein gutes Konzept für die Suchen erarbeitet, das sämtliche zur Verfügung stehenden technischen Hilfsmittel umfasst." Die Suchen gehen leider nicht immer "gut" aus. Heißt, es werden die Vermissten nicht immer lebend gefunden. "Man lernt mit den Jahren dazu, und wir gehen immer sensibel vor. Wir versuchen auch, das unseren jungen Kollegen mitzugeben." Die Alpinpolizisten sind oft mit dem Tod konfrontiert, daher gibt es für die Mitglieder bei Bedarf einen sogenannten "Peer-Support". Es gibt aber auch schöne Momente, die Magritzer erlebt hat: "Wir haben in Grünau einmal nach einem leicht dementen Pensionisten gesucht. Der war mit einer Gruppe am Kasberg wandern. Beim Abstieg zum Hochberghaus wollte er sich kurz erleichtern und war plötzlich weg. Das Wetter war schlecht, wir haben aus Salzburg einen Hubschrauber mit Wärmebildkamera bestellt, und wir haben den Herrn gefunden. Er hat sich verlaufen und ist in einen Graben abgestürzt. Der Pensionist war verletzt und war unterkühlt und wurde über sechs Wochen auf der Intensivstation betreut. Die Ehefrau hat kurz vor Weihnachten angerufen und uns informiert, dass ihr Gatte aus dem Krankenhaus gekommen ist. Das sind wirklich schöne Augenblicke".
Zur Sache
Hauptverantwortlich bei Suchaktionen ist immer die Polizei. Auch wenn die Abgängigkeit über den Bergrettungs-Notruf 140 und nicht über 112 gemeldet wird, geht zeitgleich mit Alarmierung der Bergrettung durch die Leitstelle die Information an die Polizei.
Wichtig: Ein aufgeladenes Handy gehört zur Wanderausrüstung. Nur über die Exekutive kann versucht werden einen Handy-Standort über ein eingeloggtes Handysignal einzugrenzen. "In naher Zukunft wird es gelingen und erlaubt sein, die GPS-Koordinaten auszulesen und an die alarmierte Ortsstelle oder einen Hubschrauber ohne Umwege weiterzuleiten", erklärt Bergretter Bernhard Schmid. "Vermisste rufen nicht an. Daher kann man mit der gängigen Methode nur den Handymasten identifizieren. Der Radius um den Masten beträgt mehrere Kilometer, von punktgenau sind wir also buchstäblich kilometerweit entfernt."
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