Familienunternehmen Nussbaumer Kaffee
Marlene Drack - Kaffeerösterin mit Fingerspitzengefühl

Marlene Drack hat das Handwerk des Kaffeeröstens von ihrem Großvater Manfred Drack mit dem Trommelröster ihres Urgroßvaters erlernt. | Foto: bysahlia
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  • Marlene Drack hat das Handwerk des Kaffeeröstens von ihrem Großvater Manfred Drack mit dem Trommelröster ihres Urgroßvaters erlernt.
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Marlene Drack hat im Familienunternehmen Nussbaumer Kaffee das Handwerk des Kaffeeröstens übernommen. Mit viel Fingerspitzengefühl röstet die 22-Jährige händisch in der Rösterei in Gmunden.

GMUNDEN. Den Grundstein für das Familienunternehmen von Nussbaumer Kaffee in Gmunden setzte Guido Nussbaumer vor mehr als 80 Jahren am Marktplatz in Gmunden. Zu dieser Zeit war Bohnenkaffee ein echtes Luxusgut. Im Jahr 1978 übernahm Manfred Drack von seinem Schwiegervater die Kaffeerösterei. All sein Fachwissen und Handwerk rund um das Rösten gab er an seine Tochter Barbara Drack und an seine Enkelin Marlene Drack weiter. Die Freude war groß als die 22-Jährige das Traditionshandwerk des Kaffeerötens in vierter Generation übernahm.

Wolltest du immer schon im Familienunternehmen einsteigen?
Bereits als Kind habe ich im Sommer immer gemeinsam mit meiner Schwester in der Rösterei mitgeholfen. Schon damals hat mich die gesamte Materie brennend interessiert, obwohl ich noch nicht mal Kaffee getrunken habe. Nach der Matura ging ich dann ins Ausland und musste dies leider kurzfristig nach zehn Monaten abbrechen. Zuhause angekommen, im Mai 2017, entschloss ich mich dann, auf der Uni Salzburg für Spanisch und Französisch zu inskribieren und nebenbei in die Rösterei einzusteigen. Aber das Interesse, später einmal Kaffeerösterin werden zu wollen, entstand schon im Kindesalter.

Was ist deine Aufgabe als Kaffeerösterin?

Meine Aufgaben als Kaffeerösterin liegen primär im Rohkaffeeeinkauf und im Rösten. Dabei muss man auf viele Dinge achten, wie zum Beispiel Herkunft, Sorte, Frische. Teilweise arbeite ich auch schon im Vertrieb mit.

Wie sieht dein Arbeitsalltag aus?

Ein klassischer „Rösttag" beginnt um 8 Uhr. Dann wird geröstet – meistens bis Mittag. Ein Röstdurchgang für 60 Kilogramm dauert zwischen 15 und 20 Minuten. Am Nachmittag helfe ich entweder meiner Mutter im Büro oder meinem Opa bei der Verpackung des Kaffees. Da ich nebenbei auch noch studiere, arbeite ich nicht jeden Tag. Außerdem bin ich leidenschaftliche Voltigiererin und nehme an internationalen Wettkämpfen teil. Das Training dafür nimmt natürlich sehr viel Zeit in Anspruch. Geröstet wird circa zwei bis dreimal pro Woche. So garantieren wir unseren Kunden absolute Frische. Der Kaffee, den man bei uns kaufen kann, ist nie älter als zwei Wochen. Diese Frische spiegelt sich auch maßgeblich in der Qualität wieder, welche bei uns im Haus oberste Priorität hat.

Woher kommt euer Kaffee?

Kaffee benötigt zum Wachsen optimale Wetterbedingungen, spezielle Bodenverhältnisse, eine bestimmte Höhenlage und noch vieles mehr. Unsere Kaffees kommen überwiegend aus Süd- und Zentralamerika, aber zum Teil auch aus Afrika und Asien.

Auf was legt ihr besonderen Wert beim Einkauf von Rohkaffee?

Höchste Qualität steht schon beim Rohkaffeeeinkauf an oberster Stelle. Dabei achten wir selbstverständlich auf die Herkunft und auf die Arbeitsbedingungen der Kaffeebauern in den Ursprungsländern. „Fairetrade" ist beim Kaffee ein sehr heikles Thema. Ich versuche, so gut es geht, den Kaffee direkt zu kaufen und die Kaffeebauern, die Menschen die hinter dem Kaffee stehen, persönlich kennen zu lernen. Denn nur so kann man faire Arbeits- und Handelsbedingungen schaffen.

Bist du beruflich viel unterwegs?

Ja, eigentlich schon. Bisher war ich in Guatemala und Kolumbien und habe diverse Farmen besucht, wo wir den Kaffee direkt beziehen. Aber die Liste, wo ich noch überall hin will ist lang. Costa Rica, Brasilien, Peru, Kenia,... Sobald sich die derzeitige Situation beruhigt geht's weiter. Und auch Kaffeemessen versuche ich, so viele es geht zu besuchen, wie zum Beispiel in Triest, Mailand oder Berlin.

Wie wird der Kaffee bei euch geröstet und wo röstet ihr ihn?

Wir rösten mit einem 60 Kilo Trommelröster, der noch von meinem Urgroßvater Guido Nussbaumer aus den 50er Jahren stammt. Der funktioniert noch einwandfrei. Die langsame und schonende Röstung ist dabei ausschlaggebend für Geschmack und Bekömmlichkeit. Je nach Espresso- oder Wienermischung wird entweder ein bisschen dunkler oder heller geröstet. Dabei geht es um sehr viel Fingerspitzengefühl, denn wir rösten noch alles händisch, nichts geht automatisch, wie in den modernen Röstereien heutzutage. Geröstet wird mitten in Gmunden in der Satoristraße. An manchen Tagen riecht man es auch, wenn man durch die Stadt spaziert und der Wind gut steht.

Wo kann man euren Kaffee kaufen?

Die Rösterei Nussbaumer bietet acht verschiedene Kaffeesorten an und verkauft rund 60 Tonnen jährlich – Tendenz steigend. 80 Prozent davon gehen an Gastronomiebetriebe im und um das Salzkammergut. Außerdem kann man den Kaffee im Reformhaus Drack am Marktplatz und in unserem Onlineshop kaufen.

Was macht dir Freude an deinem Beruf?

Kaffee ist so ein alltägliches und facettenreiches Thema. Man kann praktisch nie auslernen. Außerdem ist das Kaffeerösten eigentlich ein altes Handwerk, welches sehr viel Kultur und Tradition birgt. Das alles bietet viele Möglichkeiten, sich ständig neu zu erfinden. Da Kaffee fast ausschließlich in Ländern der dritten Welt produziert wird, spielt Ausbeutung und Armut eine große Rolle. Mit Reisen in die Ursprungsländer und direkt gehandelten Kaffee, versuche ich dem entgegenzuwirken und so kann jeder einzelne, der diesen Kaffee trinkt, die Welt ein kleines bisschen besser machen. Was mir außerdem sehr viel Freude an meinem Beruf bereitet ist, dass ich das Handwerk von meinem Großvater gelernt habe, beziehungsweise noch immer lerne, der hat es wiederum von seinem Schwiegervater gelernt. Das Kaffeerösten ist in unserem Hause also eine gewisse Kultur, weitergegeben von Generation zu Generation.

Welche Kaffeesorte ist deine Lieblingssorte aus eurem Sortiment?

Zu meinen Favoriten zählt auf jeden Fall der Lampocoy-Café de Mujeres, weil er nicht nur geschmacklich ein Topkaffee ist, sondern auch weil ich das Dorf, aus dem der Kaffee stammt schon selber besucht habe und die Leute, die dafür arbeiten persönlich kenne. Das Projekt unterstützt vor allem die Frauen und deren Kinder. Unsere Firma hat letztes Jahr auch eine Schule in Lampocoy gebaut. Diese konnte ich leider Corona-bedingt noch nicht besuchen. Da mein Lieblingsgetränk der Espresso ist, steht aber auch der La Tazza Nera, der Italiener aus dem Hause Nussbaumer, eine eher kräftigere Mischung, ganz oben auf meiner Favoritenliste.

Infos und Kontakt: nussbaumer-kaffee.at

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