Interview
Bernhard Schmid gibt Einblicke in große Sucheinsätze
Zwei große Sucheinsätze gab es im Salzkammergut in den letzten Wochen.
BAD ISCHL. Im Interview erklärt Bernhard Schmid, BRD-Gebietsleiter Salzkammergut, wie ein Sucheinsatz abläuft und was das besondere bei der Suche nach dem vermissten Wanderer auf der Zimnitz war.
BezirksRundSchau: Wie oft kommt es vor, dass die Bergrettungen im Bezirk Gmunden zu solch großen, mehrtägigen Suchaktionen ausrücken muss?
Bernhard Schmid: Durchschnittlich fallen pro Jahr im Salzkammergut drei Suchaktionen ähnlicher Größenordnung an. Suchaktionen im Ortstellenbereich sind natürlich häufiger und werden üblicherweise mit den Kräften einer Ortstelle bewältigt.
Wie sieht es mit den Zuständigkeiten für eine Suchaktion aus?
Hauptverantwortlich bei Suchaktionen ist immer die Sicherheitsbehörde sprich die Polizei. Auch wenn die Abgängigkeit über den BRD Notruf 140 und nicht über 112 gemeldet wird, erfolgt zeitgleich mit Alarmierung der zuständigen BRD Ortstelle durch die Leitstelle in Linz immer auch die Information der Polizei. Das gilt für alle Ereignisse im alpinen Bereich – unabhängig ob Unfall, verstiegen oder vermisst. Im Outdoorbereich kommuniziert dann der jeweilige BRD Einsatzleiter mit dem diensthabenden Kameraden der Alpinen Einsatzgruppe der Polizei. Damit stehen von Beginn an alle Suchmittel zur Verfügung. AEG Polizei und BRD-EL stimmen je nach Datenlage das weitere Vorgehen ab. Hier kann bereits entschieden werden ob Suchhundestaffel des BRD und/oder der BMI Hubschrauber (mit Wärmebildkamera) gleich miteinbezogen werden. Die Einsatzleitung wird gemeinsam geführt. Nur über die Exekutive kann auch versucht werden einen Handy-Standort einzugrenzen (Eingeloggtes Handysignal). In naher Zukunft wird auch punktgenaue Bestimmung eines aktiven Anrufers durch die Leitstelle bei Verwenden einer Notrufnummer möglich sein. Vermisste rufen bekanntlich nicht an. Daher kann man mit gängiger Methode nur den Handymasten mit dem eingeloggten Signal identifizieren. Der Radius um den Masten beträgt mehrere Kilometer, ist also nur bedingt nützlich.
Sehr hilfreich ist die ausgezeichnete Zusammenarbeit aller Ortstellen (St.Wolfgang, Bad Ischl, Strobl) und aller Blaulichtorganisationen. Im Fall Zimnitz stand uns das FF Depot Rußbach zur Verfügung und das Drohnenteam der FF St. Agatha hat tatkräftig mitgeholfen. Bewährt hat sich auch der neue Einsatzbus der Landespolizeidirektion Linz vor Ort mit allen modernen Kommunikationsmöglichkeiten.
Kann man im Fall des Vermissten auf der Zimnitz beziffern, wie viel Arbeitszeit hier insgesamt investiert wurde und wie es den Rettern Vorort dabei geht, wenn es kein "Ergebnis" gibt? Ist das emotional ev. sogar schlimmer, einen Vermissten gar nicht zu finden, als ihn nur noch leblos bergen zu können?
Über 65 Helfer und 11 Suchhunde haben 2 Tage lang versucht den Vermissten zu finden. Unterstützt wurden wir auch vom Bruder und Onkel und besonders Ortskundigen. Das Ergebnis ist unbefriedigend. Auch bei einem schlimmen Ausgang möchten wir gerne den Angehörigen die Ungewissheit nehmen. Die Kameraden müssen damit umgehen. Seit einigen Jahren steht im BRD eine Peergroup von besonders geschulten Kameraden zur Verfügung, die bei Bedarf von den Bergrettern in Anspruch genommen werden kann – eine Hilfestellung bei emotionalen Belastungen.
Die Suche nach dem Vermissten auf der Zimnitz war ja bislang erfolglos und wurde eingestellt. Gibt es eine Vermutung, warum er nicht gefunden werden konnte?
Mit dem BMI Hubschrauber wurden Sucheinsätze mit Wärmebildkamera aber auch mit dem RECCO-Suchsystem (Reflektoren in der Kleidung) durchgeführt – leider auch ohne Ergebnis.
Wer im unwegsamen Gelände bei Sucheinsätzen unterwegs ist, weiß wie extrem schwierig das Auffinden sein kann. Hände, Füße und Konzentration dienen oftmals der Eigensicherung in den zerklüfteten feuchten Gräben, die es abzusuchen galt. Nicht jeder Riss, nicht jedes Latschengestrüpp ist einsehbar. Mehrfaches aufmerksames Abfliegen mit 2 Drohnen sollten etwaige Lücken schließen. Spekulation in der Öffentlichkeit über das Warum ist kein Instrument der BRD EL.
Was müsste geschehen, um eine eingestellte Suche wieder aufzunehmen?
Wir haben zugesagt die Suche wieder aufzunehmen, wenn es konkrete Hinweise gibt, die auch zufällig erfolgen könnten z.B. von einem Wanderer oder Jäger. Auch das Anschlagen eines Hundes ist denkbar.
Ob es im Fall des Wanderers einen Unterschied gemacht hätte, ist müßig zu diskutieren, aber: Er hatte ja kein Handy dabei, mit dem er ggf. um Hilfe hätte rufen können, oder über das man ihn ev. hätte orten können. Gehört ein Handy zur Wanderausrüstung?
Ein aufgeladenes Handy gehört zur Wanderausrüstung! Wie bereits oben formuliert wird es bei aktivem Anruf einer Notrufnummer in naher Zukunft gelingen und erlaubt sein die GPS-Koordinaten auszulesen und an die alarmierte Ortstelle bzw. einen Hubschrauber ohne Umwege weiterzuleiten. Ohne aktiven Anruf kann das eingeloggte Handy nur über die Exekutive einem Funkmasten zugeordnet werden. Von punktgenau sind wir in dem Fall kilometerweit entfernt.
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