Im Gemeinderat
Bad Ischl als gallisches Dorf bei 5G-Technologie
Am 24. September 2020 tagte der Bad Ischler Gemeinderat. Top-Thema war dabei die 5G-Technologie und der geplante Sendemast im Ortsteil Lindau. Erst vor wenigen Wochen wurde duch die Regulierungsbehörde RTR die Versteigerung von Funkfrequenzen für die neueste Mobilfunkgeneration 5G durchgeführt. Sie brachte rund 202 Millionen Euro und die Mobilfunk-Anbieter haben im Zuge dessen auch Investitionen von 500 Millionen Euro zugesagt, um den Netzausbau voranzutreiben.
BAD ISCHL. Es ist ein Thema, das sich – von der Fragestunde bishin zu Beschlussfassungen – durch die gesamte Gemeinderatssitzung in Bad Ischl zog: 5G. Für manche ein Schritt in die technologische Zukunft, für viele Bad Ischler aber auch Grund zur Sorge. Bereits in der Fragestunde machte Heidi Scheutz, wohnhaft im Ischler Ortsteil Lindau und Gründerin der Bürgerinitiative, auf die Thematik aufmerksam. Auch auf Facebook tauschen sich die Betroffenen mit Interessenten in der Gruppe Gegen 5G in Bad Ischl aus. "Zudem wird es im November eine Info-Veranstaltung geben", so Scheutz, "bei der Experten ihre Meinung zum Thema 5G darlegen werden." Gemeinsam wolle man den Bau des 5G-Sendemastens in Lindau verhindern, oder zumindest so lange wie möglich hinauszögern.
Auf der Suche nach Alternativen
"Mit dem 5G-Thema befassen wir uns nun schon seit einigen Wochen", erklärt Bürgermeisterin Ines Schiller (SP), "und wir nehmen die Sorgen der Bürger ernst." Man müsse die Lebensqualität in Bad Ischl unbedingt erhalten. Dem Wunsch nach einer schnellen Internetverbindung steht die Sorge eines möglichen Gesundheitsrisikos gegenüber. "Daher sollten wir Alternativen prüfen, wie eben den Breitbandausbau weiter zu fördern." Eine Kerbe, in die auch Gemeinderat Markus Reitsamer schlägt: "In Sachen Ausbau des Breitband-Internets sind wir schon seit Jahren engagiert. Die Frage ist: gibt es eine detaillierte Übersicht, wo Leerverrohrungen durchgeführt wurden? Da müsste die Gemeinde dringend einen aktuellen Stand liefern. Immerhin wurde hier bereits viel Geld investiert." Für Reitsamer sei es unabdingbar, dass der ländliche Raum an ein schnelles Netz angeschlossen ist. "Vor allem in Zeiten von Home-Office ist das wichtig." Ischl habe die Basis für ein dichtes Netz geschaffen, erklärt Vizebürgermeister Thomas Loidl (SP), "es müssen aber noch einige Rohre mit dem entsprechenden Glasfaserkabel bestückt werden." Für den frischgebackenen Wirtschafts-Stadtrat Willi Gollowitzer (VP) steht fest: "Eine Downloadgeschwindigkeit von 250 MBit/s ist grundsätzlich ausreichend, auch mit Kupferkabeln ist heutzutage viel möglich." Während es für FP-Gemeinderat Harald Kotschy keine Alternative zu der bei 5G verwendeten Technologie gibt, spricht VP-Stadtradt Johannes Kogler davon, dass "unbedingt das Gesundheitsrisiko durch die Strahlung abgeklärt werden muss." Er schließe auch nicht aus, dass eine solche Strahlung auch für das Bienensterben mitverantwortlich sein könnte.
Norbert Schartner will nicht mit seinem Staubsauger sprechen ...
... und damit spielt der FP-Gemeinderat darauf an, dass die riesigen Datenübertragungs-Mengen bei 5G vor allem für zukunftsträchtige Bereiche wie das autonome Fahren benötigt werden. Dies liege im Salzkammergut aber noch in ferner Zukunft. "Ich werde auch niemals mit meinem Staubsauger sprechen, der mir sagt, ob ich ihm die Tür zum nächsten Zimmer aufmachen soll", so Schartner Kotschy fühlte sich angesichts der Diskussion über 5G, die Alternativen und mögliche Verhinderungsversuche in seine Kindheit zurückversetzt: "In den Asterix & Oberlix-Comics ging es ja auch immer um das letzte Gallische Dorf." Ob Bad Ischl das im Falle der 5G-Technologie sein wird, ist aber auch für Vizebürgermeister Anton Fuch (FP) fraglich: "Vor wenigen Wochen hat die Republik Österreich die Lizenzen für 5G um rund 200 Millionen Euro verkauft. Die Mobilfunk-Anbieter können und dürfen den Ausbau nun vorantreiben. Ob uns das nun gefällt oder nicht." Was dem Vizebürgermeister aber nicht gefällt, ist die Informationspolitik, die er auch in einem Leserbrief thematisiert. Was die Übertragung großer Datenmengen angeht, habe man auch der Industrie – Fuchs sprach von Industrie 4.0 – eine große Verwantwortung. "Aber ebenso den Bürgern gegenüber, die sich um ihre Gesundheit sorgen machen. Eines muss aber allen klar sein", so Fuchs, "wir können einfach nicht versprechen, dass Bad Ischl für immer 5G-frei bleibt."
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