Katholische Kirche im Salzkammergut
Predigtgedanken zum zweiten Sonntag im Jahreskreis

Dechant Franz Starlinger. | Foto: Pfarre Laakirchen
  • Dechant Franz Starlinger.
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SALZKAMMERGUT. Die Predigtgedanken für den zweiten Sonntag im Jahreskreis, 16. Jänner 2022, stammen von Dechant Franz Starlinger (Pfarre Laakirchen). Jes 62,1-5 | Ps 96,1-4. 6-7. 10 | 1 Kor 12,4-11 | Joh 2,1-11.

Man muss auch gönnen können

Das hört sich gut an, und es sagt sich so leicht. Und was wäre wohl passiert, wenn diese Weisheit breit akzeptiert worden wäre?
Was passiert wäre? Abel würde noch leben. Er, der Erfolgreiche, der Angesehene, der von Gott Gesegnete. Mit dem, was er hat und kann, steht er gut da. So erzählt es die Genesis. Sein Opfer, der Ertrag seiner Arbeit, findet das Wohlwollen Gottes. Er steht ganz vorn, und Kain steht dahinter, der eigene Bruder, der sich nicht weniger ins Zeug gelegt hat und jetzt die Erfahrung machen muss, dass der Jüngere ihm vorgezogen wird. Man muss doch auch gönnen können. Genau das bringt Kain nicht fertig. Sein Blick verdüstert sich, Neid frisst seine Seele. Das Erste, was vom Menschen nach dem Verlust des Paradieses erzählt wird, ist der Brudermord.
Die Erzählung von Kain und Abel ist ein Mythos. Ein Mythos erzählt, was immer und überall passiert, seit es Menschen gibt auf dieser Erde. Dieser Mythos erzählt, wie Menschen buchstäblich über Leichen gehen, wenn sie sich mit anderen vergleichen und sich ungerecht zurückgesetzt, übersehen fühlen. Paulus sieht diese ernüchternde Realität sogar in den christlichen Gemeinden gegeben. Den Galatern schreibt er: „Wenn ihr euch aber untereinander beißt und fresst, so passt auf, dass ihr nicht einer vom anderen aufgefressen werdet.“ (Gal, 5,15).

Vielfalt und Verschiedenheit

In der heutigen Lesung aus dem 1. Korintherbrief stemmt sich Paulus gegen ein tödliches Konkurrenzdenken. Dabei ist sein Blick auf die Realität frei von jedem Wunschdenken. Zur Realität gehört: Wir sind nicht alle gleich.
Wir sind es zwar vor dem Recht in unserer Würde, vor allem vor Gott. Aber wir sind verschieden. Der eine kann mehr, der andere weniger. In einem irischen Segen aus dem Jahre 1692 heißt es: „Wenn du dich selbst mit anderen vergleichen willst, wisse, dass Eitelkeiten und Bitterkeit dich erwarten. Denn es gibt immer größere und geringere Menschen als dich. Freue dich an deinen Erfolgen und Plänen“. Hier artikuliert sich ein anderer „Spirit“, ein anderer Geist. Wir wissen, dass ein Unternehmen mit einem menschenfreundlichen, kooperativen Spirit oft erfolgreicher ist als ein Unternehmen, in dem Teilhabe und Kooperation weniger gelten.
Das weiß auch Paulus und schreibt es der korinthischen Gemeinde in ihre „Geschäftsgrundlagen“: Ja, wir sind verschieden, aber jede und jeder ist wichtig. Jeder kann etwas, und jede hat etwas beizutragen, die eine mehr, der andere weniger. Aber gerade diese Vielfalt macht den besonderen Reichtum der Gemeinde aus, ihre Fülle, ihre Lebendigkeit.

Buntheit anstelle Uniformität

Buntheit und Vielfalt sind gut und tun gut im Gegensatz zur Uniformität, die eine klare Linie propagiert, dabei aber viele querlaufende Linien und Farbtupfer ignoriert und die Lebendigkeit einer Gemeinschaft auf Dauer sterilisiert. Einspurigkeit und die Leugnung von Unterschieden schreien zudem oft nach dem starken Mann und der starken Frau.
Vielfalt tut gut. Sie nicht nur zu akzeptieren, sondern auch zu fördern, gewährleistet zugleich gegenseitigen Respekt und Wertschätzung. Es kommt nicht nur auf den Einen an, sondern auf viele, ja alle. Auch wenn die Talente und Charismen ungleich und verschieden verteilt sind: Jede und jeder hat etwas beizutragen zum Aufbau einer lebendigen Gemeinde. Und jede und jeder darf zurecht sagen: Wenn es mich nicht gäbe, würde etwas fehlen!
Was uns verbindet
Damit aus Vielfalt in Verschiedenheit nicht ein Gegeneinander wird, braucht es etwas Verbindendes. Paulus nennt es den einen Geist, den einen Herrn, den einen Gott, der in sich lebendige Liebesbeziehung ist. Nicht der einfältige, sondern der dreifaltige Gott setzt aus sich heraus die lebendige Vielfalt in unserer Welt frei. Dieser Geist der Liebe verbindet uns in unserer Vielfalt, sodass wir sagen können: Man muss auch gönnen können, dem Anderen, aber auch mir selbst. Eine solche Wertschätzung der Vielfalt und Verschiedenheit tut gut.

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