Ehrung zum Jubiläum
WAT Fünfhaus Handball feiert 100 Jahre, 111.000 Tore und ein ÖHB-Cuphalbfinale

Ehrung vor voller Wiener Stadthalle B: Der Präsident des Wiener Handballverbandes, Helmut Schebeczeck (ganz li.), gratulierte WAT Fünfhaus Handball-Obmann Florian Bohata, seinem Vorgänger Thomas Kofler und WAT Fünfhaus-Vizeobmann Matthias Kowarik (v. li. n. re.) zum 100-Jahr-Jubiläum der Fünfhauser Handballer.   | Foto: Foto: WAT Fünfhaus/Xavi Vegas
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  • Ehrung vor voller Wiener Stadthalle B: Der Präsident des Wiener Handballverbandes, Helmut Schebeczeck (ganz li.), gratulierte WAT Fünfhaus Handball-Obmann Florian Bohata, seinem Vorgänger Thomas Kofler und WAT Fünfhaus-Vizeobmann Matthias Kowarik (v. li. n. re.) zum 100-Jahr-Jubiläum der Fünfhauser Handballer.
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Alles begann im Dezember 1923. Sozialdemokratische Arbeiter und Turner aus Mariahilf und Neubau, die im 15. Bezirk wohnten, haben knapp vor Weihnachten 1923 den WAT Fünfhaus gegründet. In der Pause des HLA-CHALLENGE-Meisterschaftsspiels zwischen Koppensteiner WAT Fünfhaus und Handball West Wien erfolgte jetzt im Dezember deswegen eine Ehrung der Vereinsverantwortlichen durch den Präsidenten des Wiener Handballverbandes (WHV), Helmut Schebeczek, in der Wiener Stadthalle B. 

Nur ein Vierteljahr nach der Gründung, also im Frühjahr 1924, gab es bereits eine Handballmannschaft, die innerhalb des Wiener Arbeiter- und Turn- und Sportbundes, kurz WAT, den Aufstieg in die nächsthöhere Spielklasse schaffte. Es gab 3 Männer- und eine Frauenhandballmannschaft. Was heute die Derbies gegen die Fivers oder Atzgersdorf sind, war zu dieser Zeit das Spiel gegen den Erzfeind aus Ottakring, der mehrmals den Bundesmeister des WAT stellte. Der Besuch konnte sich sehen lassen: bis zu 1500 Zuschauer verfolgten die Nachbarschaftsduelle zwischen Fünfhaus und Ottakring.

Das Training der Handballer und die Meisterschaftsspiele fanden damals in der Zwischenkriegszeit auf der Schmelz statt, der weitere Spielbetrieb fand auf dem Kriemhildplatz statt. Ein Hydrant musste als Dusche genügen. Es gab aber nicht nur Mannschaftssportarten wie Handball und Faustball, sondern auch Skifahrer und auch Skispringer, wobei Mitglieder des WAT Fünfhaus gemeinsam mit dem seinerzeitigen WAT Obmann und späteren Bundespräsidenten nach dem 2. Weltkrieg, Theodor Körner, beim Bau der Cobenzlschanze selbst mit Werkzeug mithalfen.

Fritz Grassinger als Namensgeber der Sporthalle Tellgasse

1931 bildete die Arbeiterolympiade in den Wien acht Jahre nach der Vereinsgründung einen ersten Höhepunkt. Es nahmen nicht nur Zehntausende Sportbegeisterte teil, bei der Schlussveranstaltung im Wiener Stadion siegten die österreichischen Handballer über die Deutschen mit 10:9 ganz knapp. An diesem Sieg waren auch zwei Fünfhauser beteiligt, Fritz Grassinger, der heutige Namensgeber der Sporthalle Tellgasse 3, sowie Fritz Türke.

1933/34 begann das dunkelste Kapitel in der Vereinsgeschichte nach der faschistischen Machtübernahme. Im Februar 1934 wurden auch die Arbeiter-Sportvereine zerschlagen und des Vermögens beraubt, der Spielplatz auf dem Kriemhildplatz ging verloren. Treffen fanden daraufhin illegal statt. Die Handballer fanden beim 1. Fünfhauser Sportklub Unterschlupf und konnten so weiterspielen.

Im März 1938 wurde Österreich dann von Hitler-Deutschland okkupiert, wobei aber viele Österreicher Adolf Hitler am Heldenplatz zujubelten. Für die Sozialdemokraten und die Arbeitersportler bedeutete das dann Verfolgung, teilweise jahrelangen Kerker, Haft in Konzentrationslagern und auch Hinrichtungen. Die Schrecken des Zweiten Weltkriegs nach dem Überfall der Nazis im September 1939 brachten insgesamt Millionen Tote, Elend und letztlich viele Zerstörungen in Wien und vor allem unvorstellbaren Hunger für die Einwohner.

Noch 1945 konnte die WAT Gruppe Fünfhaus aber trotz aller Schwierigkeiten wieder ins Leben gerufen werden.

1948 wurde schließlich Fritz Grassinger zum Obmann gewählt, wobei sich aber der Wiederaufbau des Vereins nach dem Zweiten Weltkrieg bis in die 1950er Jahre anders vollzog als nach der Gründung im Dezember 1923. Handball und Faustball stand damals bei den Männern im Vordergrund des Vereinsgeschehens beim WAT Fünfhaus, bei Frauen und Kindern waren es Turnen und Schwimmen. Bis zum Jahr 1960 wurde am 1. Mai nach dem Aufmarsch zum Rathausplatz im Wiener Stadion das ASKÖ-Sportfest abgehalten. Im Vordergrund standen in den 1960er und ersten 1970er Jahren die Turnerinnen und Turner, die etwa 1968 vor mehr als 3000 Zuschauern ein Schauturnen in der Stadthalle als Bezirksveranstaltung durchgeführt haben.

Nach Zweitem Weltkrieg Wiederaufbau mit Schülerteam

Besonders schwierig gestaltete sich nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges der Wiederaufbau der Handballmannschaften. 1952 gab es keine zweite Mannschaft mehr. Das Folgende erinnert vor 70 Jahren an die heutige Zeit. Ab 1951 wurde eine Schülermannschaft aufgestellt, die den Grundstein für die sportliche Aufwärtsentwicklung bildete.

1955 stiegen die Männer-Handballer in die 2. Klasse in Wien ein, 1956 folgte der Aufstieg in die erste Klasse, 1962 gelang dann der Aufstieg in die Wiener Liga, dem ein Auf und Ab folgte. 1968 wurde die Männer- und Jugendmannschaft Wiener Meister im Feldhandball, wobei sich aber der Fokus schon auf den Hallenhandball zu drehen begann.

Ab 1969 folgte für die Handballer ein Hin und Her von Auf- und Abstieg in der neu gegründeten Staatsliga. Ende der 1980er zerfiel dann die Männermannschaft endgültig. Parallel dazu wurde ab 1978 das Augenmerk verstärkt auf die Jugendarbeit gelegt. 1984/85 wurde der Jugendsport auf drei Mannschaften ausgeweitet, die Basis für die späteren Männer-Handballteams.

1993 schlug die Geburtsstunde des Schmelz-Jugendturniers

1992 übernahm Reinhard Scheiber die Jugendleitung bei der Männer-Handballsektion, bevor er 1993 die Sektionsleitung übernahm. Sein Stellvertreter war Alfred Zeiml.

1993 war die Geburtsstunde und der Anlass für das heurige zweite Jubiläum erreicht. Unter dem Duo Scheiber/Zeiml wurde mit Jugendleiter Ernst Stangl in Zusammenarbeit mit dem Gymnasium auf der Schmelz ein Jugendturnier auf der Schmelz ins Leben gerufen. Das Internationale Schmelzer Jugendhandballturnier konnte heuer das 30-Jahr-Jubiläum feiern.

Gleichzeitig häuften sich ab dann die sportlichen Erfolge für die Jugendmannschaften des WAT Fünfhaus, ab 1993/94 konnte auch wieder eine Männermannschaft beim Wiener Handballverband gemeldet werden. Das ist also erst 30 Jahre her. Ab dem Herbst 1969 stand mit dem Jugendspielplatz in der Löschenkohlgasse eine Heimstätte für den WAT Fünfhaus zur Verfügung. Es sollte dann gut 30 Jahre dauern bis ab dem Sommer 2001 in der Löschenkohlgasse eine neue Halle zur Verfügung stand, die Sporthalle Tellgasse 3, die nach Ex-Obmann Fritz Grassinger benannte Heimhalle des WAT Fünfhaus.

1964 markiert einen weiteren Höhepunkt in der Vereinsgeschichte. Da wurde Ende Juni die Freizeitanlage Oeynhausen nahe von Baden im Süden Wiens feierlich eröffnet, nachdem zuvor ein Grundstück an einem Schotterteich angekauft worden war. Diese Freizeitanlage wurde in den folgenden Jahrzehnten immer mehr verbessert, inklusive einem Kellerstüberl, einem Sportplatz mit rund 3500 Quadratmetern Rasenfläche und Platz für 24 Wohnwägen.

Die Jugendarbeit bescherte ab Anfang der 1990er Jahre den Fünfhauser Nachwuchshandballern auch die durchaus erfolgreiche Teilnahme an Jugendturnieren im Ausland – vom Partillecup in Göteburg bis zu Droninglund in Dänemark, vom Turnier in Prag bis zum Eurofest-Turnier zuerst in Isola und dann in Koper an der Adria in Slowenien. Mit nach Hause brachten die Jugendmannschaften so manchen Turniersieg, jedenfalls aber immer unvergessliche Lebensmomente, für manche war das überhaupt die erste Möglichkeit für eine Auslandsreise.

Im Cup-Halbfinale gute Leistung gegen Favorit Schwa

2012 markiert einen sportlichen Höhepunkt. Der WAT Fünfhaus schaffte in den vergangenen 25 Jahren mehrmals den Sprung in die zweithöchste Liga im Männer-Handballsport. Den wohl größten Erfolg konnte der WAT Fünfhaus im Frühjahr 2012 mit der Teilnahme am Final-Four des ÖHB-Cups verzeichnen, das in der Hollgasse, der Heimhalle der Fivers aus Margareten, ausgetragen wurden. Der WAT Fünfhaus mit Trainer Wolfgang Jochmann war dabei absoluter Außenseiter, schaffte aber im Halbfinale mit einem 28:22 gegen den Erstligaverein aus Schwaz in Tirol ein mehr als achtbares Ergebnis.

Ebenfalls heraus sticht die Rückkehr in die Bundesliga nach mehrjähriger Absenz im Jahr 2021. Mit einer großen Zahl an jungen Spielern aus dem eigenen Verein wurde seither in zwei Meisterschaftssaisonen der Verbleib in Österreichs zweithöchster Liga, die nun HLA CHALLENGE heißt, erreicht, was auch der Sponsortätigkeit von Koppensteiner Schadenslogistik und der Grawe Versicherung zu verdanken ist. In der heurigen Herbstsaison war Koppensteiner WAT Fünfhaus sensationell nach einer Siegesserie im September Tabellenführer in Österreichs zweiter Liga.

Ab 1993 nahm parallel dazu das Schmelz-Jugendturnier eine sehenswerte Entwicklung. 1993 begann es mit sechs Mannschaften aus Wien an einem Nachmittag

Ab 1995, also nur 2 Jahre später, wurde daraus ein internationales Turnier mit 35 Mannschaften aus acht Ländern, darunter auch Luxemburg. Das 10-Jahres-Juibläum des Turniers sorgte dann für besonderes Aufsehen. 2003 nahm nämlich ein Team aus Nigeria teil, wobei allerdings zu sehen war, dass manche Jugendspieler aus dem afrikanischen Land mit dem Handball eher noch auf Kriegsfuß standen. In Erinnerung blieb bei Turnier-Gründer Ernst Stangl, dass Nigeria-Teilnehmer das Turnier als Absprungbrett nach Österreich nutzten. Daneben gibt es einen speziellen Bezug zum heurigen Turnier. 2003 nahm erstmals ein Team aus der Schweiz am Schmelz-Turnier teil, heuer war es nun Wacker Thun.

2014 wurde die bisherige Höchstzahl an teilnehmenden Jugendmannschaften beim Schmelz-Turnier erreicht. Knapp 100 Mädchen- und Burschenmannschaften waren damals zu Gast auf der Schmelz. Die Organisatoren des WAT Fünfhaus waren dann aber 2020 und 2021 mit noch größeren Problemen konfrontiert. Wegen der Corona-Pandemie war es nur möglich, das Schmelz-Turnier auf nationaler Ebene mit jeweils 61 Mannschaften durchzuführen.

1899 Mädchen- und Burschenteams beim Schmelz-Turnier

Im Vorjahr war dann endlich wieder die Austragung als internationales Turnier möglich, ebenso dann auch beim heurigen 30. Internationalen Schmelz-Turnier. Die Turnier-Bilanz weist immerhin knapp 1899 teilnehmende Teams aus, die in den 30 Jahren insgesamt 111.197 Tore, erzielt haben.

Getragen ist das Turnier wie vom Geist der Gründerväter des WAT Fünfhaus. Neben der sportlichen Betätigung und dem Wettkampf steht immer auch das auch gesellige Zusammensein mit den Freunden und Bekannten aus dem eigenen Verein sowie mit den Gästen aus dem In- und Ausland im Mittelpunkt. Somit schließt sich hier der Kreis nach 100 Jahren.

Ehrung vor voller Wiener Stadthalle B: Der Präsident des Wiener Handballverbandes, Helmut Schebeczeck (ganz li.), gratulierte WAT Fünfhaus Handball-Obmann Florian Bohata, seinem Vorgänger Thomas Kofler und WAT Fünfhaus-Vizeobmann Matthias Kowarik (v. li. n. re.) zum 100-Jahr-Jubiläum der Fünfhauser Handballer.   | Foto: Foto: WAT Fünfhaus/Xavi Vegas
Auf dem Freiplatz in der Löschenkohlgasse trainierte der Fünfhauser Handballnachwuchs, bevor die Sporthalle Tellgasse errichtet wurde.  | Foto: Foto: WAT Fünfhaus
Reisen zu Handballturnieren im Ausland, wie hier nach Droninglund in Dänemark, zählten für Generationen von Fünfhauser Jugendteams zu den Höhepunkte der Karriere.  | Foto: Foto: WAT Fünfhaus

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