Graffiti
Kunst oder Schande?
Die Meinungen gehen diesbezüglich auseinander. Die einen lieben sie, die anderen verpönen sie: die Straßenkunst.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Der 15. Bezirk mutiert immer mehr zur Freiluftgalerie im Bereich Graffiti und Street-Art. Vor allem in der Johnstraße wurden zahlreiche Hausfassaden mit Sprayfarbe "beschriftet". Auch U- und Straßenbahnen dienen als Aushängeschild der sogenannten "Sprayer". Schließlich will man ja Zeichen setzen und dafür sorgen, dass sie gesehen und gelesen werden. Die Beseitigung dieser Schmierereien ist nicht billig und mit sehr viel Aufwand verbunden, weiß Yuki Sakurai, Geschäftsführer des Vereins Wiener Bildungsserver, der das Projekt Wiener Wand betreut.
Laut Sakurai muss man zwischen legalen und illegalen Graffitis unterscheiden. Beim Schwendermarkt ist das Sprühen nämlich erlaubt. Ein Bereich am Markt wurde von der Wiener Wand Künstlerinnen und Künstlern zur Verfügung gestellt. Die Flächen werden durch die Wiener Taube als Wiener Wand gekennzeichnet und sind mit Nutzungsbedingungen verbunden. Während die einen Kunstwerke an die Wand bringen, geht es anderen nur um das "Taggen" riskanter und exponierter Stellen sowie den Nervenkitzel, ob man erwischt oder nicht. "Kunst muss man Raum geben, Schmierereien oder Hass-Botschaften, die unter die Gürtellinie gehen, müssen sofort übermalt werden", macht Sakurai klar. Durch das Projekt Wiener Wand soll diese Kunstausübung unterstützt und der Dialog zwischen den Writern und der Öffentlichkeit gefördert werden.
Kunst unterstützen
In vielen Städten werden Graffiti als ein rein krimineller Akt gesehen, dem nur durch rigorose Verbote zu begegnen ist. "Wir sind überzeugt, dass Toleranz und eine von allen Seiten getragene Diskussion der bessere Weg sind", so Sakurai. Ahmet Bozkurt von der JVP sieht das genauso. "Illegale Schmierereien, Hassbotschaften und Gewaltaufrufe dürfen in unserem Bezirk keinen Platz haben. Aus diesem Grund haben wir als JVP einen Antrag für die Bekämpfung dieser eingebracht. Wir freuen uns, dass dieser auch mehrheitlich angenommen wurde." Statistiken zeigen, dass allein in Rudolfsheim Sachbeschädigungen durch Graffiti vom Jahr 2019 auf das Jahr 2020 um knapp 150 Prozent gestiegen sind. "Daher fordern wir, dass ein Maßnahmenpaket gegen illegale Graffiti oder Schmierereien auf Häuser, Wänden, Schildern oder sonstigen Einrichtungen geschnürt wird. Gleichzeitig müssen wir aber auch die Vielfalt der künstlerischen Ausdrucksformen unterstützen." Daher sollen im 15. weitere legale Flächen für Künstlerinnen und Künstler zur Verfügung gestellt und ausgebaut werden.
Information aus dem Büro der Vizebürgermeisterin und Wohnbaustadträtin Kathrin Gaál:
Sowohl Wiener Wohnen als auch das Bau- und Gebäudemanagement der Stadt Wien (MA 34) gehen strikt gegen Graffitis bzw. Beschmierungen mit sexistischen, rassistischen oder extremistischen Inhalten vor.
Sofern Fälle im Gemeindebau bekannt werden, werden diese in der Regel unverzüglich bzw. längstens binnen 48 Stunden entfernt. Auch im Wirkungsbereich des Bau- und Gebäudemanagements werden solche Beschmierungen in der Regel innerhalb von Stunden bis zu wenigen Tagen entfernt.
Wiener Wohnen legt den Fokus bei der Entfernung von illegalen Graffitis auf sexistische, rassistische oder nationalsozialistische Inhalte und auf Fassaden, die kürzlich erneuert wurden.
Andere Schmierereien werden meist erst im Zuge von Fassadenarbeiten entfernt.
Außerdem testet Wiener Wohnen abwaschbare Fassadenfarben und prüft innovative Ideen zur Vermeidung bzw. leichteren Entfernung von Graffitis.
Bei Wiener Wohnen langen regelmäßig Meldungen über Graffitis durch MieterInnen, MitarbeiterInnen oder AnrainerInnen (z.B. über die Sag´s Wien App) ein.
In jedem Fall erfolgt durch Wiener Wohnen eine polizeiliche Anzeige wegen Sachbeschädigung.
Sexistische, rassistische und nationalsozialistische Graffitis werden unmittelbar, längstens jedoch binnen 48 Stunden entfernt (oftmals erfolgt die Entfernung solcher Graffitis bereits am selben Tag).
Es gibt im Gemeindebau durchaus auch Street-Art-Projekte. So war der Gemeindebau z.B. bereits beim Kunstfestival Calle Libre mit von der Partie.
Zusatzinfo: 2019 wurden bei Wiener Wohnen 255 Graffitis entfernt, 2020 waren es 203 Graffitis.
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