"Zukunft Stadtbaum" warnt
Das Dilemma mit Straßensalz in Rudolfsheim
Salz ist ein Wundermittel gegen glatte Straßen im Winter. Doch zu viel des Guten schadet den Bäumen.
WIEN/RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Es kommt nicht mehr so oft vor, dass es in Wien schneit. Doch wenn dies der Fall ist, spielen sich seltsame Szenen ab: Manch einer blickt verblüfft in den Himmel, Schneebesen werden hektisch im Kofferraum gesucht und bei so einigen hat es sich noch immer nicht herumgesprochen, dass knöchelhohe modische Sneaker ohne Profil nicht den besten Halt bei so einem Wetter geben.
Damit Rudolfsheimer Trottoire nicht zur unfreiwilligen "Holiday on Ice"-Bühne werden und Autos sicher durch das Schneegestöber kommen, braucht es rutschsichere Straßen. Angesichts der Mengen an Salz, die dafür gestreut werden, läuten aber bei der Initiative "Zukunft Stadtbaum" die Alarmglocken. Bäume und Grünflächen seien durch den überschwänglichen Einsatz bedroht.
Zahnloses Gesetz?
Es gibt zwar in Wien ein eigenes Gesetz für das Ausstreuen von Salz: Zehn Meter neben Grünflächen ist dies verboten, außer eine bauliche Trennung verhindert den Kontakt zwischen Streugut und Grünraum. Aber dieses schütze nicht wirklich, so die Initiative. Bei der MA 48 versichert man auf Nachfrage der BezirksZeitung, dass man sich an diese Auflage hält. Außerdem sei man "sehr stark dahinter, den Streumittelverbrauch so gering wie möglich zu halten. Mittels neuester Streutechnologie und regelmäßigen Schulungen wird so wenig Streumittel wie möglich eingesetzt."
Doch vor allem private Winterdienste – immerhin ist die MA 48 etwa nicht für Hauseinfahrten und -zugänge zuständig – ignorieren geltende Gesetze, so die Initiative. "Grundsätzlich möchte ich klar betonen, dass die MA 48 sich an die strengen Auflagen bezüglich Salzstreuung hält. Wie das bei privaten Winterdiensten ist, kann ich nicht beurteilen", so Bezirksvorsteher Dietmar Baurecht (SPÖ).
Ihm ist wichtig, "dass sich alle an die Auflagen halten", da seiner Meinung nach nicht nur Bäume, sondern auch die Hunde unter übermäßigen Salzgebrauch leiden. "Trotzdem muss man an die Sicherheit der Menschen, die in der Stadt unterwegs sind, denken", fügt er hinzu.
"Zukunft Stadtbaum" fordert jetzt per Petition ein Ende des Salzstreuens, die Grünen Wien wollen zumindest strengere Streuverbote inklusive stärkerer Kontrollen. Die Stadt ist auch bemüht, bauliche Trennungen bei neuen Bäumen, Verkehrsinseln etc. zu schaffen. Doch diese – zugegeben kostspielige – Lösung ist nicht überall möglich.
„Seit Jahren fordern wir mit Anträgen die SPÖ auf, zumindest die Winterdienstverordnung strenger zu kontrollieren. Bäume sind unsere Zukunft. Salz, Trockenheit und Hundeurin sind Baumkiller!“, so Haroun Moalla von den Grünen Rudolfsheim.
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