Wohnzimmerkonzert: Lukas Lauermann spielte in Rudolfsheim
Cellist Lukas Lauermann verzauberte an einem Vormittag seine Gäste im 15. Bezirk. Das Besondere: Das Konzert fand in einem Wohnzimmer in der Pillergasse statt.
RUDOLFSHEIM-FÜNFHAUS. Sonntagvormittag in einer lichtdurchfluteten Dachgeschoßwohnung in der Pillergasse. Von draußen hört man bereits Stimmengewirr, Geschirr klappert. Im kleinen Vorraum stapeln sich Gewand und Schuhe, in der offenen Wohnküche ist ein kleines Büffet mit Süßigkeiten, Kaffee und Sekt vorbereitet. Soweit nichts Ungewöhnliches für einen Brunch – bis auf die Tatsache, dass in einem Eck des Zimmers ein Cello samt Verstärker steht und in einem anderen Eck 25 Klappsessel in Reih und Glied lehnen.
Also nichts mit klassischem Brunch, sondern statt dessen Wohnzimmerkonzert – und das um 11 Uhr. Gastgeberin Klaudia Kampusch schwirrt zwischen den Besuchern herum, nimmt Jacken ab, instruiert ihren Mann Paul in Sachen Bestuhlung und erklärt stolz, dass ein Teil des Büffets sogar vegan ist. "Das sind italienische Trüffel, eine Art Nougat-Schichtgebäck, Energiekugeln mit Himbeeren und Cantuccini. Statt Ei hab ich Kichererbsenmehl verwendet – jetzt sind's zwar vegan, aber leider ein bisschen härter als geplant." Dem Ansturm aufs Büffet tut das keinen Abbruch. Rund 20 Gäste tummeln sich mittlerweile in Kampuschs zwei-stöckiger Wohnung.
Das Besondere: Aufmerksam gemacht wurden die Musik-Fans auf das Konzert per Online-Nachbarschaftsnetzwerk Frag Nebenan, die das Event in Kooperation mit "Dein Wohnzimmerkonzert" veranstalten. Die Inspiration, Künstler in ungewöhnlich privaten Locations auftreten lassen, kam von Sabine Wagner: "Ich habe ein Jahr in Sizilien mit einem Straßenkünstler zusammengelebt. Damals gingen Künstler täglich bei uns ein und aus. Wieder in Wien, hab ich dieses Lebensgefühl einfach extrem vermisst." Die Idee war somit geboren – seither vermittelt Wagner für "Dein Wohnzimmerkonzert" Bands an Private.
Abgespeckte Technik
Ob der ganzen Aufregung geht da der eigentliche Star des Vormittags, Cellist Lukas Lauermann, fast ein bisschen unter. Das macht ihm aber gar nichts. "Ein bissi früh ist das ganze halt schon für mich", sagt Lauermann. Normalerweise steht er abends mit österreichischen Größen wie Der Nino aus Wien oder Soap & Skin auf der Bühne, jetzt spielt er vormittags in einer Wohnung im 15. Bezirk. Ob das nicht ungewohnt ist? "Nein, gar nicht. Ich spiel gern vor kleinem Publikum." Besonders vorbereitet hat sich Lauermann nicht. "Ich lass mich da gern überraschen. Eine halbe Stunde vor Beginn war Soundcheck, das hat gereicht. Und in Sachen Technik muss man halt ein bisschen abspecken."
Und die abgespeckte Lauermann-Variante kommt beim Publikum richtig gut an: Gastgeberin Kampusch hatte bereits "beim Einspielen Tränen in den Augen, so gerührt war ich." Auch vom restlichen – vorwiegend weiblichen Publikum – gab es Lob für das einstündige Konzert. "Die Atmosphäre hat einfach gepasst, es war traumhaft", so Vera K., die erst seit kurzem im 15. Bezirk wohnt. "Ein Wahnsinn", ist sich auch das Ehepaar Eva und Martin Winkelmann einig, die extra aus dem 20. Bezirk für Lauermann angereist sind. Und der Künstler selbst? Der war sehr zufrieden, spielte sogar – dank extra-langem Applaus – noch eine Zugabe und durfte dann auch das Büffet stürmen.
Zur Sache:
Wer Lust hat, selbst ein Wohnzimmerkonzert zu veranstalten: "Dein Wohnzimmerkonzert" vermittelt Live-Musik unterschiedlichster Richtungen von Jazz bis Indie. Als Gage lässt man für die Band einfach den Hut herumgehen. Infos und Anmeldung bei Sabine Wagner: 0650/6318412.
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