350 Kilometer in fünf Tagen
Zwei Geinberger laufen um das Innviertel
Norbert Schiessl (49) und Hannes Ebner (51) hatten die spontane Idee die Grenzen des Innviertels abzulaufen. Was die beiden Athleten des LC Geinberg bei diesem Abenteuer über 350 Kilometer erlebten und wer sie auf diesen Weg begleitete, lesen Sie hier im Interview mit Norbert Schiessl.
Wie kommt man auf die Idee fünf Tage rund um das Innviertel zu laufen?
Eigentlich wäre ich gerade mit dem Hannes in Korsika beim GR20, einem Weitwanderweg durch Korsika. Dieser Lauf geht über 180 Kilometer und hätte zehn Tage gedauert. Leider war dieses Abenteuer aus gegebenen Anlass heuer nicht durchführbar, deshalb habe ich spontan eine neue Herausforderung gesucht und da kam mir dieser Gedanke.
Wie schwer war in Zeiten von Corona die Planung?
Sehr schwer! Ich habe mit meinen Vereinskollegen Hannes Ebner einen zweiten Läufer gefunden der mit mir die 350 Kilometer und rund 5.000 Höhenmeter absolvieren möchte. Das Problem dabei war, dass keine Gasthäuser und Pensionen offen hatten und daher brauchten wir eine alternative Schlafmöglichkeit. Das Wohnmobil meines Freundes war dann die perfekte Lösung. Unsere Sportkollegen Hannes, Erich und ein weiterer Geinberger, der Charly, haben uns abwechselnd begleitet.
Wann und wo ging es los?
Gestartet sind wir am Dienstag, 12.05.2020, um 04.00 Uhr morgens bei Regen und wirklich unfreundlichen Bedingungen in Kirchdorf am Inn. Dann ging es weiter über Wernstein nach Engelhartszell, wo wir unsere erste Verpflegungsstation vorfanden. Diese wurde von „S'Innviertel - Oberösterreich Tourismus“ organisiert. „S'Innviertel“ hat uns übrigens bei dem ganzen Projekt sehr unterstützt. Danke dafür.
Was erlebt man fünf Tage lang an den Grenzen des Innviertels?
Sehr viel! Generell sieht man einfach wie unglaublich schön unser Innviertel ist. Wir sind über Wald- und Radwege gelaufen, genauso wie über Schotter- und Bundesstraßen. Man lernt tolle Plätze und nette Menschen kennen. Uns wurde immer wieder Wasser angeboten, aber auch Strom für das Wohnmobil. Etwas ungewöhnlich war das Bild an den Landesgrenzen. Hier waren aufgrund der aktuell geschlossenen Grenzen jede Menge Polizisten und Soldaten zu sehen.
Wie ging es Ihnen beiden körperlich?
Am ersten Tag haben wir bereits 93 Kilometer absolviert und dann waren es die weiteren Tage ungefähr 60 oder 70 Kilometer. Wir sind am Tag zwischen 12 und 16 Stunden unterwegs gewesen und das hinterlässt natürlich Spuren. Hannes hatte sich am dritten Tag am Knöchel verletzt, hat aber trotzdem durchgehalten. Ich persönlich fand es am Freitag, also dem vorletzten Tag am härtesten, denn da hat es neun Stunden lang durchgeregnet. Körperlich ist das kein Problem, aber für den Kopf war es extrem schwer. Da denkt man schon mal ans Aufhören. Ultralaufen ist eben auch Kopfsache und am Ende sind wir dann doch am Samstag um 17.30 Uhr erfolgreich wieder in Kirchdorf angekommen und waren sehr glücklich. Wir sind das meiste der Strecke gelaufen, aber trotzdem stand der Genuss im Vordergrund.
Was bleibt von diesem Abenteuer hängen?
Für Hannes war es der bislang längste Lauf. Dieses Gefühl es geschafft zu haben ist überwältigend. Sein Knöchel ist auch wieder in Ordnung. Für mich war es eine tolle Erfahrung, eine so lange Distanz mit dem Hannes zu bewältigen ist nicht selbstverständlich. Ebenfalls bin ich dank neuer Socken ohne Blasen durchgekommen. Danke an alle Unterstützer und unsere begleitende Crew.
Wann haben Sie die Leidenschaft zum Ultralaufen entdeckt und was war Ihr bisheriges Highlight?
Ich laufe bereits seit 25 Jahren, aber 2010 habe ich beim Bergmarathon in Gmunden die Liebe zum Ultralauf entdeckt. Im Ziel konnte ich kaum glauben, dass ich gerade diese 70 Kilometer absolviert habe. Die kurzen Läufe bis zum Marathon mache ich eigentlich nur noch selten. Seit 2014 bin ich nur mehr Ultraläufer. Mein absolutes Highlight war der Goldsteig-Ultramarathon, welcher 665 Kilometer durch den Bayrischen Wald führt. Über diesen tollen Lauf durfte ich auch im Loryhof einen Vortrag halten. Da kamen wirklich sehr viele Leute und wir konnten daher auch viel Geld an zwei Familien spenden.
Was haben Sie als nächstes geplant?
Dieses Jahr, außer viel Radfahren, eigentlich nichts mehr. Kommendes Jahr möchte ich die Läufe, welche ich heuer verpasst habe, nachholen. Das Highlight soll hier das Megarace werden. Da geht es 1.001 Kilometer durch Deutschland, Österreich und Tschechien.
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