Stalking: Wenn aus Liebe Hass wird
Hunderte SMS pro Nacht, Auflauern und Verfolgen. Der Psychoterror hat einen Namen: Stalking.
BEZIRK (lenz, höll). "Überwiegend sind es Männer, die zu Stalkern werden", weiß Bezirkspolizeikommandant Stefan Haslberger. Rund 15 Mal haben im Vorjahr Stalkingopfer ihre Peiniger angezeigt – die Dunkelziffer ist hier aber sehr hoch. Opfer von Stalking (Deutsch: Psychoterror) werden über einen längeren Zeitraum mit verschiedenen Mitteln massiv belästigt. Teilweise gehen diese Zudringlichkeiten über mehrere Monate, manchmal auch Jahre. Dabei sind die Täter äußerst "kreativ". "Sie terrorisieren ihre Opfer mit Verfolgung, Auflauern, Ausspionieren und Herabwürdigung im persönlichen und privaten Umfeld", berichtet Maria Schwarz-Schlöglmann, Geschäftsführerin des Gewaltschutzzentrums OÖ. Sie und ihr Team haben im Vorjahr 21 Stalkingopfer im Innviertel betreut. Die häufigste Form von Stalking sei Telefonterror, weiß Haslberger. "Bei den Opfern läutet dann beispielsweise ständig das Telefon, auch nachts." Die Folgen für die Opfer wiegen oft schwer. Sie leiden häufig an Schlaflosigkeit, haben Angst- und Panikanfälle und können massive psychosomatische Beschwerden davontragen. Ziel des Psychoterrors ist meist die Demütigung der Person. Oft fühlt sich der Täter ungerecht behandelt und akzeptiert das Ende einer Beziehung nicht.
Kein eigenes Leben
"Der Täter will verhindern, dass sich das Opfer ein Leben ohne ihn aufbaut. Er verhindert, dass die Person zur Ruhe kommt", erklärt Heidi Kunkel, Leiterin des Frauenhauses Innviertel in Ried. Manchmal geht es den Stalkern aber auch darum, das Opfer zu einer erneuten Beziehung zu zwingen. Um Abstand zu gewinnen und vor allem einmal durchschnaufen zu können, rät sie weiblichen Opfern zu einer "Auszeit" im Frauenhaus. "Besonders in massiven Fällen empfehlen wir den Frauen, ein oder zwei Wochen ins Frauenhaus zu ziehen. Dort sind sie in Sicherheit und erhalten Beratung und Tipps, wie es weitergehen kann." Das Frauenhaus bietet Opfern aber auch ambulante Beratung an. Denn diese können sich durchaus wehren: "Machen Sie dem Täter eindeutig klar, dass er nicht erwünscht ist und Sie kein Interesse mehr an ihm haben", rät Haslberger.
Wichtig: Beweise sichern
Besonders wichtig: "Notieren Sie jede Kontaktaufnahme und sichern Sie Beweise – Anrufliste oder SMS nicht löschen. Gehen Sie mit diesen Daten zur Polizei und machen Sie eine Anzeige." Denn Stalking ist strafbar. Bis zu einem Jahr Freiheitsstrafe – auch unbedingt – wird dafür verhängt. Zudem kann bei Gericht eine einstweilige Verfügung beantragt werden.
HILFE FÜR OPFER
Opfer sollten unbedingt die Möglichkeit einer Beratung bei spezialisierten Einrichtungen nutzen:
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