Gabriele Puttinger, Tagesmütter Innviertel
"Können alleine von Randzeiten nicht leben!"
Ab Herbst 2024 ist ein Platz in einer Krabbelstube kostenlos. Den Tagesmüttern Innviertel stößt das sauer auf.
RIED. Ab 1. September übernimmt das Land für alle Kinder bis zum Schuleintritt die Betreuungskosten bis 13 Uhr. Dabei können die Eltern frei zwischen zwei, drei und fünf Betreuungstagen wählen. Für den Nachmittag werden die Tarife gesenkt und jenen im Kindergarten gleichgestellt. Gehaltsabhängig sind dann 23 bis 119 Euro im Monat zu bezahlen. Für Familien mit mehreren Kindern gibt es zusätzliche Ermäßigungen. Neben den Betreuungskosten werden auch die Bau-, Adaptierungs- und Sanierungsmaßnahmen neuer Krabbelgruppen vom Land gefördert – bis maximal 125.000 Euro sogar zu 100 Prozent.
Gemeinden reagieren
Viele Gemeinden des Bezirkes Ried reagieren auf diese Entwicklung und realisieren derzeit örtliche Krabbelgruppen. So zum Beispiel Hohenzell. "Wir hatten bisher gar keine Betreuung für Unter-3-Jährige. Läuft alles nach Plan, soll unsere neue Krabbelstube im November oder Dezember in Betrieb gehen. Wir können dann gleichzeitig 14 Kleinkinder betreuen und sind im Prinzip schon ausgebucht. Ob das Angebot in Zukunft ausreicht, werden wir sehen. Geringer wird die Nachfrage sicherlich nicht", so Bürgermeister Thomas Priewasser. Bereits im September eröffnet im ehemaligen Gebäude der Raiffeisenbank, welches von der Bäckerei Bachmayer erworben wurde, die neue Krabbelstube in der Gemeinde Pattigham. "Das Land OÖ hat uns eine Gruppe genehmigt. Mit den 125.000 Euro, die für die Errichtung vom Land übernommen werden, kommen wir genau aus", so Bürgermeister Johann Urwanisch. Neben der Krabbelstube entstehen in diesem Gebäude auch eine Bäckerei-Filiale sowie ein Nah & Frisch Markt, welchen der Verein Miravita nach Lohnsburger Vorbild betreibt. In der Stadt Ried ist vorerst ein Ausbau des Angebotes an Krabbelstuben-Plätzen nicht nötig. "Nach aktuellem Stand geht es sich auch heuer mit unseren sieben Gruppen aus, wenn auch haarscharf. Wir können zwar nicht alle Wünsche – zum Beispiel hinsichtlich der Betreuungstage – erfüllen, werden aber unserem Gemeinderatsbeschluss gerecht. Dieser besagt, dass wir allen Rieder:innen, die arbeiten gehen, einen Betreuungsplatz für ihr Kind zur Verfügung stellen", so Zwielehner.
Große Konkurrenzsituation
Er selbst hat bis vor Kurzem bei der Kinderbetreuung übrigens auf eine Tagesmutter gesetzt. Ein Berufsstand, welchem die Einführung der Gratis-Krabbelstuben ganz und gar nicht gelegen kommt. „Natürlich sind wir mit den gratis Krabbelgruppen ab Herbst nicht glücklich. Mit dieser Offensive, die institutionalisierte Betreuungsform gratis anzubieten, unsere aber kostenpflichtig zu lassen, entsteht eine massive Konkurrenzsituation. Wir benötigen finanzielle Sicherheit, um weiterhin ein verlässlicher Partner für Kinder und Eltern zu sein. Alleine von den Randzeiten können unsere 180 Tagesmütter auch nicht leben!", so Gabriele Puttinger, Obfrau der Tagesmütter Innviertel. Sie betont: "In keiner anderen Betreuungsform können Kinder so individuell betreut werden wie bei unseren Tagesmüttern im eigenen Haushalt, wo die Kinder in eine familienähnliche Struktur eingebettet sind!"
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