"Auch bei jungen Männern kommt Magersucht immer häufiger vor"

- Der Blick in den Spiegel: Magersüchtige empfinden sich selbst als dick, auch wenn sie schon zu dünn sind.
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Magersucht ist eine ernste Krankheit, die auch zum Tod führen kann.
BEZIRK. "Die Betroffenen sind auffallend dünn und empfinden sich auch dann noch als zu dick, wenn sie schon unter starkem Untergewicht leiden", so Oberarzt Hermann Mayr, Internist und Leiter des Ernährungsteams am Krankenhaus der Barmherzigen Schwestern Ried, über die Magersucht (Anorexia nervosa). Ein starker Gewichtsverlust, den die Betroffenen selbst herbeiführen, ist ein typisches Symptom der Krankheit. Zeichen einer Magersucht ist ein Body-Mass-Index (Körpergewicht in kg : Körpergröße in m²) von höchstens 17,5. "Der Großteil der Erkrankten sind Mädchen zwischen 14 und 24 Jahren, aber auch bei jungen Männern kommt Magersucht immer häufiger vor", weiß Mayr.
Die von Magersucht Betroffenen reduzieren ihr Gewicht in erster Linie indem sie hungern beziehungsweise Nahrung verweigern, durch übertriebene sportliche Aktivität oder durch beides. Manche greifen zusätzlich zu Appetitzüglern, Abführmitteln, entwässernden Medikamenten oder führen Erbrechen selbst herbei.
"Magersucht ist eine ernste Erkrankung, die auch zum Tod führen kann. Das niedrige Gewicht kann den Flüssigkeits- und Mineralstoffhaushalt stören, die Herzfunktion beeinträchtigen, Organe schädigen und den Blutdruck gefährlich senken. Die dauerhafte Mangelernährung kann zudem zu Knochenschwund – Osteoporose – führen", weiß der Ernährungsteam-Leiter vom Krankenhaus Ried.
Die Ursachen für die Krankheit seien vielfältig. Laut dem Oberarzt lässt sie wahrscheinlich eine Kombination aus seelischen, gesellschaftlichen und anderen Faktoren entstehen. "Die Angst vor dem Erwachsenenwerden, die Angst vor Übergewicht und Konflikte in der Familie erhöhen das Risiko, an Magersucht zu erkranken. Besonders gefährdet sind Menschen, von denen erwartet wird, dem Schlankheitsideal zu entsprechen wie beispielsweise Fotomodelle oder Tänzer."
Die Behandlung der Krankheit setzt laut dem Experten bei den körperlichen und seelischen Symptomen an. Wichtig sei es, sich in eine Psychotherapie zu begeben. "Ziel ist es, einen normalen Ernährungszustand wieder herzustellen. Je früher eine Therapie begonnen wird, umso größer sind die Heilungschancen", weiß Mayr.


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