Eigenjagd statt Verpachtung
Reutte will es künftig besser machen
Der Wald im Jagdgebiet "Reutte Untere" ist in sehr schlechtem Zustand. Wildverbiss wird dafür verantwortlich gemacht. Jetzt geht es Reutte selber an.
REUTTE. Drei Jagdgebiete gibt es innerhalb der Stadtgemeinde Reutte, aufgeteilt in "Untere", "Obere" und "Klausenwald".
Speziell im Bereich der Jagd "Reutte Untere" bereitet der Waldzustand Sorgen. Im März 2025 läuft der Pachtvertrag mit jenem Waidmann aus, der seit 1980 das rund 3500 Hektar große Jagdgebiet gepachtet hat.
Drei Varianten diskutiert
Drei Varianten, wie es weitergehen könnte, wurden im Gemeinderat intensiv diskutiert:
- Pachtverlängerung, ev. mit verkürzter Vertragsdauer und klar definierten Vorgaben
- Eigenbewirtschaftung
- komplette Neuvergabe, also ein neuer Pächter
Neuer Pächter ist keine Option
Letzte Variante schied man von vorneherein aus, zu groß ist die Ungewissheit, wer sich bewirbt und ob der künftige Pächter, den man dann vermutlich gar nicht richtig kennt, auch die Vorgaben erfüllen will, oder kann.
Schimana für Pachtverlängerung
Für eine Pachtverlängerung konnte sich die Liste von Vizebürgermeister Klaus Schimana "erwärmen". Das wäre die risikoärmste Variante, ist Schimana überzeugt. Er konnte sich eine deutlich verkürzte Pachtdauer, ev. drei anstelle von zehn Jahren, vorstellen, und klar definierte Vorgaben im Vertrag. Würden diese nicht erfüllt, käme es zur Umstellung auf die Eigenjagd.
Sorge vor weiteren Schäden
Die Liste von Bürgermeister Günter Salchner und die Grünen unter Margit Dablander zeigten sich kritisch hinsichtlich der weiteren Verpachtung an den Jagdherrn. Die Probleme mit dem Wildverbiss, verursacht durch einen zu hohen Wildbestand, seien dem bisherigen Pächter seit Jahren bekannt. Reagiert habe er aber nicht, übte Dablander Kritik: "Wir müssen endlich Schritte setzen. Wenn wir nichts tun, reißt es uns die Bäume um und wir haben bald den Käfer im Wald. Dann gute Nacht!"
Wildverbiss ist großes Problem
Dablander folgte in ihrer Argumentation im Wesentlichen jener von Bgm. Salchner. Dessen Meinung zum Waldzustand bzw. zu notwendigen Maßnahmen zur Situationsverbesserung fußt auf Expertenaussagen und einem Gutachten. Da wie dort wird auf die Verbissproblematik hingewiesen. "Wir müssen das Ruder herumreißen", mahnte Salchner eindringlich und forderte dazu auf, Schritte für die künftigen Generationen zu setzen.
Ausgaben statt Einnahmen
In der Eigenwirtschaft sieht der Gemeindechef die beste Möglichkeit, Maßnahmen umzusetzen. Das wird die Gemeinde Geld kosten, diesbezüglich ließ Salchner keine Zweifel aufkommen. Trotzdem hält er den Umstieg zur Eigenjagd für unausweichlich.
Die Tatsache, dass man künftig wohl Ausgaben anstelle von Einnahmen verbuchen muss, gefiel dann der FPÖ gar nicht, und auch das Team Schimana war ob dieser Aussicht wenig begeistert. "Die Folgen nach Starkregenereignissen oder Muren kosten uns noch viel mehr", hielt Margit Dablander entgegen.
Ziel: angepasster Wildbestand
Salchner hielt schließlich nochmals fest, dass es nicht darum geht, "den Wald leer zuschießen", es brauche vielmehr einen auf den Wald angepassten Wildbestand. Und einen solchen werde es nur geben, wenn die Gemeinde das Sagen im Wald hat.
Mehrheit für die Eigenjagd
Elf Gemeinderäte - neun der Bürgermeisterliste und zwei Grüne - stimmten schließlich für die Lösung mit der Eigenjagd, das siebenköpfige "Team Schimana" stimmte dagegen, FPÖ-Gemeinderätin Weirather enthielt sich der Stimme.
Der bestehende Pachtvertrag läuft im März 2025 aus. Ab April 2025, mit Beginn des neuen Jagdjahres, wird die Stadtgemeinde die Jagd "Reutte Untere" damit eigenverantwortlich betreiben.
Besser informiert
Weitere Informationen aus dem Bezirk Reutte finden Sie unter www.meinbezirk.at
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