Konflikt von Jägerseite öffentlich ausgetragen
Jägerschaft ortet "schwindenden Hausverstand" bei Jagdbehörde
REUTTE (rei). „Öffentlich ausgetragene Konflikte sind für uns Gift!“ Davon ist Tirols stellvertretender Landesjägermeister Ernst Rudigier überzeugt. Trotz dieser Ansicht, goss er bei der vergangenen Trophäenschau in Reutte viel Öl in jenes Feuer, das derzeit zwischen den Jägern und der Jagdbehörde nicht nur leicht lodert, sondern zunehmend hohe Stichflammen in den Himmel stößt.
Ein kleiner Auszug:
„Wir brauche nicht bei jedem Gehäule den Schwanz einziehen. Es gibt nichts zu rechtfertigen!“
„Das sind studierte Jagdtheoretiker, die nicht wissen, worum es geht.“
„Wir sind nicht Jäger geworden, um so zu sein, wie andere uns wollen.“
„Wildschäden sind durch den hohen Jagddruck hausgemacht, das sagt doch der Hausverstand. Der Hausverstand leidet aber an Schwindsucht.“
Finstere Mine bei Geisler
Die Mine bei Bezirkshauptmann Konrad Geisler verfinsterte sich zusehends ob derartiger Angriffe auf seine Behörde und deren Mitarbeiter/innen. Hanifa Karabegovic, neue Jagdreferentin der Bezirkshauptmannschaft, blickte angesichts dieser, öffentlich vorgetragenen Vorwürfe sehr still in den Saal.
Dabei hatte sich ihr Chef, BH Konrad Geisler, zuvor gehütet, detaillierte Zahlen hinsichtlich der Abschüsse zu nennen: „Das wäre eine Zeugnisverteilung.“ Er, Geisler, hätte den Jägern „eine reichere Ernte gewunschen.“ Dass die Verhandlungen nicht einfach waren, riss Geisler nur am Rande an: „Die Interessen im Wald sind nicht leicht unter einen Hut zu bringen.“
Vielleicht wären Geislers Worte anders ausgefallen, wenn er vorher gewusst hätte, was ihm und seiner Behörde nachher an den Kopf geworfen wird. Aber eigentlich hätte Rudigier vor ihm sprechen sollen, doch der stand im Stau und kam mit Verspätung zur Trophäenschau.
Bezirksjägermeister Arnold Klotz, in der Rednerliste planmäßig nach Geisler an der Reihe, verwies darauf, dass der Außerferner Jägerschaft bewusst ist, dass die vorgegebenen Abschusspläne nicht erfüllt wurden und der Bezirk Reutte hinter den anderen Regionen zurückliegt.
„Gestärkt durch das neue Jagdgesetz bekamen wir es mit einem angewachsenen Amtsschimmel zu tun, der kein Verhandeln zugelassen hat“, ärgerte sich Klotz, der nach mehrstündigen Verhandlungen zur Auffassung gekommen war, dass die Argumente der Jäger „schlichtweg ignoriert“ wurden. „Wir kamen uns vor wie Angeklagte in einem Verbrecherprozess.“
Die Jagdjahresvorbesprechung wurde laut Klotz am Ende nach neun Stunden Verhandlungen ergebnislos beendet. Die Enttäuschung sei jedenfalls groß und wirklich spannend werde es nächstes Jahr: „Wir sind alle ehrenamtlich bestellt und können aufhören, wann wir wollen. Da bleibt abzuwarten, ob die Jagdbehörde für die nächste Jagdjahresvorbesprechung noch Adressen von Hegemeistern vorfindet. Auch meine wird dann nicht mehr aufscheinen.“
Und Konrad Geisler? Der verließ gemeinsam mit Hanifa Karabegovic gruß- und wortlos den Saal.
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