"Ihr da oben - wir da unten" Tagebuch eines Flakhelfers
REUTTE (as). So der Titel eines umfassenden Kriegstagbuches, einem Zeugnis jener furchtbaren Zeit, die Millionen von Menschenleben gefordert hat.
Der 15jährige Schüler Gerhard Oberleitner wird als Flakhelfer ausgebildet und tritt in den Krieg für einen Führer ein, der nie der Seine war. Alles um ihn herum hat Oberleitner, fotografiert, Papiere akribisch gesammelt und täglich detailreich im Tagebuch dokumentiert . Diese Sammlung ist jetzt in ein großformatiges Buch gepackt und erstmals in Reutte vorgestellt worden.
Der gebürtige Oberösterreicher hat während seiner langen Tätigkeit als Architekt und Ortsplaner praktisch überall in Reutte seine Spuren hinterlassen.
Nach einer kurzen Vorstellung durch Dr. Lipp erzählte der heute 83jährige Architekt Geschichten und Anekdoten seiner Jugend, prangerte Missstände an und zeigte Propagandaeinflüsse auf. Belegt Strafen und Drohungen, der Vater musste als bekennender Anti-Nazi ins KZ, der Bruder schwer verwundet in Russland, praktisch die ganze Familie vom Krieg gezeichnet.
Der Gedanke zu diesem Buch ist Oberleitner gekommen, als er zum ersten Mal in Kontakt mit der Gegenseite, also Angehörigen amerikanischer Soldaten, gekommen war. Damit hat er die eigene Erfahrung mit der der Soldaten der US Luftwaffe vergleichen und mitdokumentieren können.
„Denen ging es auch nicht anders wie uns.“
Das Wesentliche an diesem Buch ist, dass es vollständig authentisch ist, alles wurde von Oberleitner so erlebt, fotografiert und dokumentiert. Er hat einen großenTeil seiner „Originale“ in einer Vitrine ausgestellt und lässt auf Bitten der Bücherei diese Objekte noch einige Zeit dort, um sie einer breiten Öffentlichkeit zu zeigen.
Ein Abend der tiefe Einblicke in ein Leben bot, das heute kaum noch nachvollziehbar ist. Aber trotz allem hat Oberleitner, weder damals noch heute, je seinen Humor eingebüßt. Darum konnte er sich auch während seiner zahlreichen Anekdoten so manches schelmische Lächeln nicht verkneifen. Es war auch eine Geschichte über Kindheit und besonders das Kind sein zwischen Krieg und Schule. Daher betrübt es ein wenig, dass keine jungen Menschen anwesend waren. Gerade Jugendlichen, die heute so alt sind wie der Soldat Oberleitner, hätte dieser Abend einiges vermitteln können.
Oberleitner bot mit seinem Vortrag und dem Buch eine Perspektive, die in keinem Geschichtsbuch steht, es ist die Sicht eines „Buben“ über ein Ereignis, dessen gesamte Tragweite erst der Mann realisieren konnte.
Das Buch ist im Buchhandel für 33,90 erhältlich, der Preis erscheint hoch, aber wer das Werk gesehen hat, wird ihn verstehen.
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