Debatte in Reutte
Fußgängerzone scheidet weiterhin die Geister
Seit Jahren beschäftigt das Thema Fußgängerzone im Untermarkt die Stadt Reutte. Am Montagabend wurde das Thema umfassend diskutiert.
REUTTE. Der Lina-Thyll-Saal in der Musikschule Reutte war gut gefüllt, voll war er nicht. Trotzdem: Das Interesse am Thema Verkehrsberuhigung im Untermarkt war groß.
Seit Jahrzehnten wird diskutiert
Seit Jahren wird diskutiert, wie man den Untermarkt einerseits lebenswert gestalten und zugleich bestmöglich vor dem durchfließenden Verkehr schützen kann, ohne ihn wirtschaftlich "auszuhungern".
"Das Thema bewegt", hielt Bürgermeister Günter Salchner in seinem Eingangstatement fest. Und er ließ keine Zweifel aufkommen, dass eine Entscheidung überfällig ist. Die Frage, die sich ihm stellt, und die er an die Besucher des Informationsabends weitergab, war einfach und schwierig zugleich: "Wollen wir etwas ausprobieren (die Fußgängerzone, Anm.) oder das Thema im schlimmsten Fall begraben?"
Sorge um die Existenz
Ein gemeinsamer Nenner in dieser Frage fand sich an diesem Abend nicht. Sehr geschlossen zeigten sich die anwesenden Wirtschaftstreibenden des Untermarktes. Sie sorgen sich, dass ihnen eine Fußgängerzone, egal in welcher Form, die Existenzgrundlage entzieht.
Erfahrungen aus Landeck
An dieser Ansicht änderte auch der Vortrag von Florian Schweiger vom Talkesselmarketing Landeck nichts. Er hatte von den Erfahrungen in Landeck berichtet. Und die sind, im Nachgang gesehen, überwiegend positiv.
In Landeck gibt es seit 2023 eine Sommer-Fußgängerzone, und sie findet Akzeptanz. Nicht uneingeschränkt, aber doch. Unter den Wirtschaftsbetrieben gibt es solche, die von der "SoFuZo" profitieren, und andere, die Nachteile haben. Unter den Unternehmern gehen die Meinungen daher am weitesten auseinander. Besucher und Anrainer sind laut einer ersten Evaluierung hingegen überwiegend positiv eingestellt. "Mit dem Ergebnis der Evaluierung des ersten Jahres war das zweite Jahr aber keine Frage mehr", hielt Schweiger fest.
Die Skepsis ist groß
Die im Reuttener Untermarkt ansässigen Unternehmer konnten damit nicht überzeugt werden, sie bleiben skeptisch. "Wenn die eigene Existenz dran hängt, dann will man nicht monatelang experimentieren", drückte Martin Leitner vom gleichnamigen Schuhhaus aus, was auch andere Unternehmer denken.
Vorab hatte man unter den Wirtschaftstreibenden eine Umfrage gestartet, die ein klares Ergebnis gegen die Fußgängerzone brachte. Basierend darauf erteilte in der Folge auch die Kaufmannschaft Reutte dem Thema eine Abfuhr.
Belebung statt Beruhigung
Es waren an diesem Abend dann auch vornehmlich Unternehmer, welche das Wort ergriffen und sich gegen eine Fußgängerzone aussprachen. Die Begegnungszone wird hingegen grundsätzlich für gut befunden, allerdings gibt es Änderungswünsche: Weniger Blumentröge, dadurch ein einfacheres Vorwärtskommen und mehr Parkplätze würden den Geschmack der Unternehmer eher treffen. Die Frage dürfe nicht sein, wie man den Untermarkt beruhigt, sondern wie man ihn belebt, wurde angemerkt. Das sorgte für Kopfschütteln beim Gemeindechef: "Wie jetzt? Mehr Verkehr, oder wie soll ich das verstehen?"
Uneinigkeit unter den Fraktionen
Anwesend waren auch diverse Gemeinderäte. Unter ihnen GR Margit Dablander. Sie hatte einen Antrag zur Einrichtung einer temporären Fußgängerzone im März 2023 eingebracht und damit der Debatte neuen Schwung verliehen. Die Grünen-Chefin trat vehement für die FuZo ein, und appellierte, den Versuch zu wagen, samt einer Evaluierung hinterher. Vizebürgermeister Klaus Schimana (ÖVP) stellte sich hingegen hinter die Unternehmer: "Die können sich keine Umsatzverluste leisten. Da müssen wir aufpassen!"
Entschieden wird zeitnah
Am Ende des Abends präsentierte sich der Saal zweigeteilt, ein einheitliches Stimmungsbild war nicht erkennbar. Bgm. Salchner will die Diskussionen jetzt in zuständigen Gremien und schließlich im Gemeinderat führen: "Wir werden zeitnah eine Entscheidung treffen!"
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