Flexi-Shuttle Wängle-Höfen
Ende für den Rufbus, der nicht mehr gerufen wurde

Die Vollversammlung hat entschieden: die vier anwesenden Mitglieder stimmten der Vereinsauflösung geschlossen zu. | Foto: Reichel
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  • Die Vollversammlung hat entschieden: die vier anwesenden Mitglieder stimmten der Vereinsauflösung geschlossen zu.
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Das Ruftaxi der Gemeinden Höfen und Wängle ist Geschichte. Am Dienstag wurde der Verein aufgelöst, das Taxis hat seine Dienste bereits vergangenen Herbst eingestellt, das Auto ist längst verkauft.

HÖFEN. Vereinsobmann Florian Barbist brachte am Dienstagabend im Höfener Gemeindesaal den Antrag zur Auflösung des Vereins ein. "Das ist dann einstimmig", stellte er beim Abzählen der erhobenen Hände fest.

Vier Funktionäre und vier Mitglieder: Die letzte Versammlung des Vereins blieb überschaubar. | Foto: Reichel
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Lange nachzählen musste der Wängler Bürgermeister nicht, es genügte im Grunde ein einziger Blick, denn nur vier Vereinsmitglieder waren der Einladung zur Versammlung gefolgt. Somit saßen an diesem, für den Verein entscheidenden Abend vier Funktionäre am Tisch, und vier Mitglieder im "Publikum". 

Aufbruchstimmung in Wängle und Höfen

Dabei war früher alles anders. In Wängle und Höfen herrschte 2013 so etwas wie Aufbruchstimmung, ganz viele Bürgerinnen und Bürger wollten bei diesem Projekt aktiv dabei sein. Der Verein Rufbus Wängle-Höfen war vorübergehend sogar der mitgliederstärkste Verein in den Gemeinden, wusste Höfens Gemeindechef Rüdiger Reyman zu erzählen. 
In seiner Funktion als Administrator gab er einen letzten, umfassenden Überblick über die Geschichte dieses einst vielbeachteten Vereinsmodells.

Idee stammte aus dem Burgenland

Es war Höfens Alt-Bürgermeister Vinzenz Knapp, der nach einem Burgenland-Urlaub mit der Idee eines Rufbusses zurückkehrte. Er führte in der Folge Gespräche mit den Nachbargemeinden Wängle und Lechaschau, am Ende setzten Wängle und Höfen das Projekt um.

1. Fahrt am 7. Jänner 2014

Am 26. November 2013 gab es in der Hahnenkamm Halle in Höfen eine gut besuchte Informationsveranstaltung. Interessierte konnten dem Verein beitreten - als Fahrer, oder als Nutzer. Am 7. Jänner 2014, um 7 Uhr, wurde erstmals der Zündschlüssel im Taxi, ein komfortabler Kleinbus, umgedreht. Gleich im ersten Monat wurden 715 Personen befördert.

Eine Erfolgsgeschichte begann

In der Folge nahm das Flexi-Shuttle Fahrt auf, im wahrsten Sinne des Wortes. Am Ende des ersten Betriebsjahres zählte der Verein 1237 Mitglieder, darunter 330 Fahrer:innen. Gemeinsam leisteten sie 395 Fahrdienste und beförderten 11.854 Personen. Dabei wurden 65.352 Kilometer zurückgelegt.

15.162 Fahrgäste in einem Jahr

Die Höchstzahlen stammen aus dem Jahr 2016. Damals zählte man 1534 Mitglieder, darunter 240 Fahrer:innen, die 420 Fahrdienste leisteten. 15.162 Personen wurden befördert und dabei 82.950 Kilometer im Raum Reutte abgespult.

Corona änderte alles

Ab 2017 gingen die Zahlen kontinuierlich zurück. Mit Corona änderte sich schließlich alles grundlegend. 2020 wurden nur noch 2993 Personen befördert, 2021 waren es 140, richtig gelesen, einhundertvierzig. Lange Zeit durfte das Ruftaxi aus Sicherheitsgründen gar nicht fahren, dann hatten Fahrer und Fahrgäste oft Bedenken, ob wohl alles sicher ist. 2022 blieb das Flexi-Shuttle schließlich ganz stehen.

Neustart im Jahr 2022

Mit den Neuwahlen auf Gemeindeebene 2022 machten sich Wängles neugewählter Bürgermeister Florian Barbist und sein neuer Amtskollege aus Höfen, Rüdiger Reyman, daran, einen Neustart zu organisieren. Der gelang ab 2023 nur eingeschränkt: Es war schwer, Fahrer zu finden und auch unter den Nutzern blieb der Bedarf überschaubar. Unter den 1673 Mitgliedern fanden sich nur noch 57 Fahrer:innen. Sie erledigten 146 Fahrdienste und fuhren dabei 7135 Kilometer. Die Zahl der Fahrgäste betrug 753.

Ein letztes Bild, gut für die Vereinschronik: Obmann Florian Barbist, Obm.-Stv. und Administrator Rüdiger Reyman, Schriftführer Peter Schautzgy und Kassier Wilfried Weirather (v.l.). | Foto: Reichel
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Letzte Fahrt am 29. September 2023

Am 29. September 2023 wurde das Ruftaxi schließlich eingestellt, exakt vier Wochen, nachdem in der Region mit "RegioFlink" das Ruftaxi des Verkehrsverbunds Tirol (VVT) vorgestellt wurde. "Wir haben einsehen müssen, dass es wenig Sinn macht, den Flexi-Betrieb weiterzuführen", berichtete Reyman bei der letzten Vollversammlung den vier anwesenden Mitgliedern, die diese Einschätzung teilten und der Vereinsauflösung zustimmten. Damit ist der Rufbus der Gemeinden Wängle und Höfen Geschichte.

Imposante Gesamtzahlen

Insgesamt legte das Flexi-Shuttle in den Jahren 2014 bis 2023 457.912 Kilometer zurück. Es wurden 2736 Fahrdienste gleistet, bei denen 76.181 Personen befördert wurden.

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