Der/die letzte Wilde
Eine Ausstellung in Reutte trägt den Namen "Der letzte Wilde" - gemeint ist der Lech zwischen seiner Quelle und dem Lechfall bei Füssen.
In einer zivilisierten Welt der Berechenbarkeit gibt es keinen Platz für Wildheit. Dass aber mit dem Verlust an Wildheit auch die Lebendigkeit verschwindet, ist mehr, als nur eine triste Nebenwirkung. Wie die Seele eines wilden Tieres in Gefangenschaft stirbt, so stirbt auch der regulierte Fluss. Gerade beim Lech kann man spüren, wie schön Wildheit ist.
Obwohl wir uns sehr an die männliche Anrede "Der Lech" gewöhnt haben, sollten wir nicht vergessen, dass der Lech im Grund weiblich ist. Lik, Likka oder Lecha hieß der Fluss ursprünglich und war weiblich wie die Ammer, die Wertach, die Loisach, die Iller, die Isar, die Ostrach, die Trisanna, die Donau... Erst nach dem Mittelalter kommen männliche Allegorien für den Lech auf. Das veränderliche, fließende Wesen des Wassers wurde davor als weiblich wahrgenommen. So leben weibliche Wesen wie Nymphen und Nixen am Wasser. Selbst in der Kirche St. Mang in Füssen erscheinen die Lechgeister weiblich barbusig. In der einheimischen Mythologie ist besonders das Motiv der magischen Wäscherin überliefert. Wird von den "Wilden Fräulein" erzählt, so ist oft eine dabei, die Wäsche wäscht, bleicht oder aufhängt. "Lech" ist wahrscheinlich ein vorgermanisches Wasserwort und steht im gleichen Wortfeld wie Lake, Lache oder im Dialekt "auslicha" (= auswaschen)
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