Purkersdorf: Kinderarzt dringend gesucht

- <b>Kinderärzte</b> haben’s heutzutage nicht leicht, erklärt Christa Levin-Leitner.
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Kinderärztin Christa Levin-Leitner legt ihren GKK-Kassenvertrag zurück, ein Nachfolger bleibt bisher aus – die erste Bewerbungsrunde verlief erfolglos.
PURKERSDORF. Ein Schreck für viele Eltern: Christa Levin-Leitner, die einzige Kinderärztin mit Gebietskrankenkassen-Vertrag (GKK) im Teilbezirk Purkersdorf, ordiniert ab Oktober nur noch als Wahlärztin für GKK-Patienten. Die Suche um eine Nachfolge war in der ersten Bewerbungsrunde erfolglos, Bewerbungen blieben aus.
Einzige in weitem Umkreis
"Von Purkersdorf bis St. Pölten bin ich die einzige, der nächste Kassenarzt ist in St. Pölten, Tulln, Perchtoldsdorf oder Wien", weiß Christa Levin-Leitner.
Dementsprechend wichtig sei es ihr die Bevölkerung zu versorgen, doch nun sei es Zeit, dass ein Jüngerer übernimmt: „Ich bin 62 und mein Körper hat mir gezeigt, dass ich einfach ein bisschen zurückstecken muss. Ich bin im Pensionsalter und will noch weiterarbeiten, aber nicht mehr mit diesem Aufwand."
Überprüfung als Anlassfall
Ausschlaggebend war ein Anlassfall, wie Christa Levin-Leitner erklärt: "Im Februar überprüfte die GKK meine Ordination in rufschädigender Art und Weise. Dies erfuhr ich durch die teils aufgebrachten Patientenreaktionen, die durch diese Vorgangsweise Unregelmäßigkeiten vermuteten. Nach dieser harten Wintersaison hätte ich eine andere Art der Wertschätzung erwartet – für mich war das das Tüpferl am i." Die Überprüfung ist abgeschlossen – gefunden wurde nichts, doch ein angespanntes Verhältnis bleibt.
Mit drei Kindern wird eine Wahlärztin leider teuer: Nadine Vidra muss mit Julian, Enya und Alina zu einem anderen Arzt wechseln.
Kritik an GKK-Vertrag
Schon im März gab Christa Levin-Leitner ihre Entscheidung bekannt, ein Nachfolger konnte bisher nicht gefunden werden – Bewerbungen blieben bislang aus. Auch sie selbst habe sich bei Kollegen umgehört: „Der Vertrag muss überdacht werden. Da sind Positionen drinnen, die niemand mehr anwendet, weil die Behandlungen nicht mehr aktuell sind, aber das ärztliche Gespräch, die Ordination – diese Leistung wird nicht entsprechend honoriert. Das ist der Grund, warum sich das auch junge Kollegen nicht mehr antun." Ob noch ein Nachfolger gefunden wird, bleibt abzuwarten (siehe unten), doch ab Oktober müssen GKK-Versicherte für eine Ordination bei Christa Levin-Leitner 50 Euro bezahlen, für Patienten der anderen Kassen ändert sich nichts.
Eltern: "Sehr schade!"
Obwohl sie stets zufrieden war, muss dadurch auch Nadine Vidra mit ihren drei Kindern zu einem GKK-Arzt wechseln: "Ich war selbst schon als Kind bei ihr und bin jetzt mit meinen Kindern hingegangen, ich find’s sehr schade!" Mit Baby Enya muss sie regelmäßig zu Untersuchungen, eine Wahlärztin wäre auf Dauer zu teuer: "Warum soll ich zahlen, wenn’s auch ohne geht? Und von der Krankenkasse kriegt man ja auch immer nur einen Teil zurück." Auch Nenad Turturea, Vater des 11-jährigen Marcel, bedauert die Änderung sehr: "Andererseits glaube ich nicht nochmal so eine gute Kinderärztin zu finden, wir werden uns das gründlich überlegen."
Bewerbungsrunde bisher erfolglos
Vier Mal jährlich finden Bewerbungsrunden für Arzt-Planstellen, wie jene eines Kinder- und Jugendarztes im Teilbezirk Purkersdorf, statt. Im dritten Quartal (Bewerbungsfrist bis 26. August) hat sich niemand um den GKK-Kassenvertrag in Purkersdorf beworben. Die Kinder- und Jugendheilkunde sei neben der Psychiatrie eine von zwei Fachrichtungen, bei welchen es bei der Besetzung von Planstellen in den letzten Jahren vermehrt Probleme gäbe, erklärt man vonseiten der NÖGKK: "Aber das Problem wurde erkannt und es wird von höchster Stelle gegengesteuert." So würden die Fachrichtungen nun schon bei der Ausbildung verstärkt forciert.
Zu den von Christa Levin-Leitner angemerkten Kritikpunkten am Kassenvertrag wird darauf verwiesen, dass dieser zwischen GKK und Ärztekammer ausgehandelt wurde und es laufende Gespräche gäbe, in denen allfällige Änderungen gemeinsam vereinbart würden.



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