Tierischer Begleiter
Mühlbacher Jäger zieht Rotwildkalb mit Flasche auf
Der Mühlbacher Jäger Jakob Deutinger nahm sich im August einem Rotwildkalb an, das er mit der Flasche aufzog. Mittlerweile ist "seine Stella" fünf Monate alt und ein aufgewecktes Jungtier, das den Jäger gerne bei seiner Arbeit begleitet.
MÜHLBACH. Ungewöhnliche Gefährten streifen momentan durch Mühlbachs Wälder. Jäger Jakob Deutinger hat nämlich seit fünf Monaten ein weibliches Rotwildkalb an seiner Seite. Wie es dazu kam, erzählt der 29-Jährige im Gespräch mit MeinBezirk: "Meine Stella wurde, kurz nachdem sie zur Welt gekommen war, am 10. August gefunden. Sie lag ganz allein in der prallen Hitze auf einem Wanderweg. Mein Jagdleiter traf die Entscheidung, sie mitzunehmen, und ich bekam die große Ehre, Stella aufzuziehen."
Dass sich der Jäger dem Kalb annahm, war dessen große Rettung. Einen Monat nach der Geburt des Rotwildkalbs breitete sich im September 2024 eine Schneedecke über Mühlbach aus – für das junge Wild wäre dies fatal gewesen.
Großer Überlebenswille
Dass Stella mittlerweile ein munteres fünf Monate altes Rotwild ist, hat sie auch sich selbst zu verdanken. "Sie hatte einen enormen Überlebenswillen", schildert Deutinger, der weiß, wie schlecht die Chancen anfangs standen. Mit viel Hingabe hatte er sich um das Kalb gekümmert, es alle zwei Stunden gefüttert und dafür aus einem anderen Ort extra Schafbiestmilch und danach Schafrohmilch organisiert, weil die für das Rotwildkalb besser verdaulich ist. "Lange bin ich jeden Tag mit Bangen aufgewacht", erinnert sich der Landwirt und Jäger, doch diese Zeiten sind nun vorbei.
Mittlerweile frisst Stella selbstständig Heu, trinkt aus dem Brunnen und benötigt nur noch dreimal täglich Milch aus der Flasche. Sie lebt im Stall von Jakob Deutinger neben dessen Ziegen. Deutinger nimmt sie auch mit auf seine Ausflüge als Jäger in den Wald. "Die Aufgabe eines Jägers ist nicht nur, Tiere zu schießen. Jäger hegen und pflegen die Wälder und den Wildbestand und wenn es passt, nehme ich Stella bei meinen Aufgaben mit", so Deutinger.
Muttertier nicht erschossen
Was Deutinger traurig stimmt, sind die Vorwürfe, mit denen er konfrontiert wird: "Viele Laien werfen mir auf Social Media vor, das Muttertier erschossen zu haben. Das ist aber nicht der Fall! Es gibt mehrere mögliche Gründe, warum das Kalb verstoßen worden ist. Das Muttertier könnte bei oder nach der Geburt verstorben sein oder das Kalb verstoßen haben, weil es wusste, dass es das spät geborene Jungtier nicht durchbringen würde. Generell erlegen Jäger keine Muttertiere von kleinen Kälbern und auch im Fall von Stellas Mutter kann ein Abschuss hundertprozentig ausgeschlossen werden."
Damit auch Stella niemals ein Abschuss droht, gibt es bereits Pläne. "Im nächsten Sommer kommt Stella mit den Rindern auf die Alm. Sollte sie sich irgendwann selbst auswildern, werden Ohrmarken kennzeichnen, dass sie nicht abgeschossen wird. Außerdem kennen alle Nachbarjäger meine Stella", erzählt Jakob Deutinger.
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