5 Minuten nach 12
Für Pfleger hat sich an der angespannten Lage nichts geändert
Im Rahmen der Aktion "5 Minuten nach 12" machten Pflege-Arbeiter in ganz Österreich auf die Situation in ihrem Beruf aufmerksam. Zahlreiche Überstunden und fehlendes Personal machen "einen schönen Beruf unattraktiv". Heinrich Schellhorn spricht über Maßnahmen, die die Situation entspannen sollten.
ST. VEIT. Zum zweiten Mal binnen weniger Monate forderten Pfleger mit der Aktion "Fünf Minuten nach Zwölf" mehr Personal und somit etwas Entlastung in ihrem Berufsalltag. "Personal fehlte schon vor Corona, aber der Virus hat die Situation viel schlimmer gemacht", erklären einige Vertreter der Belegschaft des Landesklinikums in St. Veit.
Ausbildung in Hilfsberufen
"Das Land und ganz Österreich setzt derzeit auf Ausbildung. Doch warum sollte ich bis zu zwei Jahre in die Schule gehen, um dann vom Land offiziell als Pflegeassistenz oder Pflegefachassistenz in einem Hilfsberuf zu arbeiten?", fragt sich Franz Wartbichler, Vorsitzender des Betriebsrats im Landesklinikum St. Veit. "Die Rahmenbedingungen für den Beruf müssen sich ändern. Wir brauchen mehr Personal, um die Belegschaft, die viele Überstunden machen muss, zu entlasten und somit die Familienfreundlichkeit des Berufs zu steigern. Körperliche und mentale Limits sind überschritten worden."
Belegschaft ist überlastet
Rahmenbedingungen umfassen laut Wartbichler auch die Arbeitszeiten. "Man kennt es von früher. Man macht Zwölf-Stunden-Dienste und hat danach länger frei. So kann die Belegschaft entspannen, vielleicht sogar kurz vereisen. In der aktuellen Situation ist das unmöglich." Auf die Frage, warum man sich für den Beruf entscheiden sollte, fand die Belegschaft in St. Veit eine klare Antwort: "Weil es einer der schönsten Berufe ist, den man sich aussuchen kann. Es kann so viel zurückgeben, wenn man sieht, wie genesene Leute wieder zu ihrer Familie zurückgehen können."
Ausbildung alleinige Lösung
Den Ansatz des Landes, die Lösung des Personalproblems in der Pflege-Ausbildung zu suchen, finden sowohl die Arbeiter als auch Franz Wartbichler nicht treffend. Denn "die Ausbildung dauert Jahre. Das Problem ist aber gerade jetzt akut und bei weitem kein neues. Es wurde einfach viel zu lange zugeschaut und wenig bis gar nichts getan", so die Teilnehmer der Aktion. Es fehle an Konzepten für die Verlängerung der Verweildauer im Beruf.
Lohn nur Zwischenlösung
"Ich denke, dass eine Lohnerhöhung nur eine kurzweilige Lösung sein kann", erklärt Franz Wartbichler. "Wenn man nur wegen dem Geld anfängt in der Pflege zu arbeiten, will man später noch mehr, um in der Pflege zu bleiben. Der durchschnittliche Arbeiter in der Pflege ist ohnehin nur zehn Jahre in diesem Berufsfeld. Wir müssen – meiner Meinung nach – am Dienstplan ansetzen, hier für Entlastung sorgen, damit die Pflege attraktiver wird und sich mehr Leute wieder für diesen Beruf entscheiden. Der Lohn spielt für mich also nur eine sekundäre Rolle in der Problematik."
Pandemie hat vieles erschwert
"Schon 2018 haben wir mit der Plattform Pflege damit begonnen nachzuschauen, wo man die Lage für die Arbeiter in der Pflege verbessern kann. 2019 wurde auch erste Maßnahmen beschlossen, doch dann kam die Pandemie und hat vieles wieder durcheinander gewirbelt. Für die nahe Zukunft: Am Ende des zweiten Quartals 2022 werden Arbeitsgruppen ihre Maßnahmen-Vorschläge präsentieren. Die umfangreicheren und damit mit größeren Kosten verbundenen davon werden wir im Budget 2023 berücksichtigen", erklärt Landeshauptmann-Stellvertreter Heinrich Schellhorn.
Dienstplan-Stabilität
Generell sieht der Landespolitiker das Problem für die Pflege in der Dienstplan-Stabilität. Ausfälle von der Belegschaft müssen von ohnehin schon überarbeiteten Arbeitern abgefangen werden. Hier wolle man ansetzen. "Wir haben schon einige Millionen Euro-schwere Maßnahmen umgesetzt. Der Gehalt bei diplomierten Pflegekräften wurde aufgebessert, die Unterstützung für pflegende Angehörige aufgestockt und der Tarif in Seniorenhäusern angepasst. Mit der neuen Plattform Pflege 2 schauen wir, was genau es jetzt in der Pflege braucht."
Beim Lohn nachbessern
Neben der Dienstplan-Stabilität will der Landeshauptmann-Stellvertreter auch beim Lohn weiter nachbessern. Er betont aber, dass man hier auf einige Verzögerungen stoßen könnte, denn viele der Verträge von Pflegern müssen österreichweit geändert werden. "Das Gehalt spielt natürlich immer eine große Rolle. Mit gewissen Nachbesserungen in den Tarifen der Pflege-Arbeiter wollen wir Leute dazu motivieren Vollzeit in der Pflege zu arbeiten. Denn wie wir alle wissen, ist es derzeit sehr schwer Arbeitskräfte zu finden. Wir unterstützen die Arbeitgeber in der Pflege dabei finanziell, um höhere Löhne bezahlen zu können", erklärt Heinrich Schellhorn abschließend.
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