Expertentalk Burg Kaprun
Aksel Lund Svindal über Höhen und Tiefen
Aksel Lund Svindal – hautnah, ehrlich, lustig und überaus sympathisch, so wie ihn seine Fans lieben und seine Konkurrenten schätzen präsentierte sich der "Attacking Wiking" beim Experten Talk auf der Burg Kaprun. Die Veranstaltung war ausverkauft und das Publikum begeistert – "Ich könnte Svindal stundenlang zuhören – er ist nicht eingebildet, sondern wie du und ich."
KAPRUN. Auf der Burg Kaprun wurde auch dieses Jahr im Rahmen der "SnowTime 2022" zum Experten Talk geladen. Dieses Mal begeisterte der "Attacking Wiking", Aksel Lund Svindal, das Pinzgauer Publikum.
Die positive Energie von Svindal war im Saal spürbar
Er sprach mit Moderator Stefan Steinacher über seine 17 Weltcupsaisonen mit Höhen und Tiefen, über Projekte nach seiner Karriere und gab einige ganz persönliche Einblicke in sein Leben. Der norwegische Ausnahmesportler begeisterte das Publikum mit seiner offenen, ehrlichen und lustigen Art – im Saal hatte man das Gefühl, dass seine positive Energie die Leute ansteckte.
"Ich bin immer gerne in Österreich, auch wenn ich hier stets daran erinnert werde, dass ich Kitzbühel nie gewonnen habe. Das ist aber für mich nicht schlimm, denn das war einfach nur Pech – man kann als Sportler eben nicht immer Glück haben, das Leben ist nun einmal kein Wunschkonzert", schmunzelt Svindal zu Beginn des Gesprächs.
"Erfolgreiche Karriere wäre auch in Österreich möglich gewesen"
Dies führte Stefan Steinacher unweigerlich zu der Frage, ob Aksel Lund Svindal solch eine fulminante Karriere auch in Österreich gemacht hätte. Der norwegische Ausnahmesportler antwortete ohne Umschweife, dass er durchaus glaube, auch im österreichischen Skiteam erfolgreich geworden zu sein, denn das Wichtigste für einen Skifahrer ist der Skiclub. Dort wird man gefördert, kann sich mit anderen messen und lernt zudem auch schon ein bisschen das Mit- und Gegeneinander kennen, ohne das es im Skisport nicht geht, so Svindal.
"Du bist seit mittlerweile drei Jahren in Skipension – wie gehst du damit um, jetzt in der zweiten Reihe zu stehen?" Aksel Lund Svindal beantwortete diese Frage mit einem Lächeln im Gesicht: "Ich nehm's leicht und sportlich und probiere nun, etwas Vernünftiges zu sagen. Wenn ich zu aktiven Skirennläufern etwas gefragt werde, halte ich mich aber prinzipiell lieber im Hintergrund. Ich bin sowieso der Meinung, dass die 'alten Besserwisser' nicht zu sehr im Mittelpunkt stehen sollten."
Svindal ergänzt:
"Ich äußere mich natürlich, wenn ich zum Skisport gefragt werde, er ist und bleibt meine Leidenschaft, aber ich dränge mich nicht auf und möchte schon gar nicht medial im Rampenlicht stehen. Aus der Blase des Rennsports bin ich definitiv draußen – zugegeben wenn auch nicht zu 100 Prozent. Ich habe immer noch mit allen aus dem Team Kontakt und die jungen Nachwuchsrennfahrer fragen mich des Öfteren auch um Rat – das ist schön und freut mich sehr, denn so bin ich doch noch immer ein Teil der 'Attacking Wikings'."
Ehrliche Äußerung zum Ex-Teamkollegen Henrik Kristoffersen
"Zu einem Skirennläufer wirst du überall angesprochen – Henrik Kristoffersen. Er ist im norwegischen Skiteam ein wenig der Außenseiter und polarisiert auch immer mit seinen Aussagen. Wie siehst du das, jetzt mit ein bisschen Abstand zum Renngeschehen", fragt ihn Stefan Steinacher ganz direkt.
Svindal antwortet darauf sehr gelassen und ehrlich:
"Jeder sollte respektieren, dass Henrik seinen eigenen Weg geht. Mit seinen Aussagen tut er sich aber selbst auf keinen Fall einen Gefallen – ich erinnere mich an seinen Sieg im Slalom in Garmisch: im Interview ließ er die Bemerkung fallen 'endlich ein Slalom für Männer'. Ich verstehe einfach nicht, wie ein Sportler so etwas sagen kann – dass er damit überall aneckt und Probleme bekommt ist nur zu selbstverständlich. Mit solchen Aussagen drückt er andere Rennläufer runter und macht deren Leistung schlecht, das ist absolut unverständlich. Für die Medien ist das genial, denn dadurch haben die immer etwas Brisantes zu berichten, aber für ein Team wie die 'Attacking Wikings' ist dieses Verhalten eher ungeschickt – daher ist Henrik auch in Norwegen nicht so populär, wie er es verdient hätte."
Langweile ist für den Ausnahmesportler ein Fremdwort
Langeweile kommt bei dem sympathischen Norweger jedenfalls auch nach seiner erfolgreichen Karriere nicht auf. Aksel Lund Svindal hat in der Zwischenzeit eine Skischule gegründet. Diese befindet sich, so Svindal in einem Stadtteil von Oslo, in dem viele Einwanderer wohnen.
"Viele von diesen Leuten kannten vorher nicht, was Schnee ist – die meisten von ihnen sind daher auch noch nie auf Skiern gestanden. Es sind aber auch mittlerweile viele Norweger dabei, um Skifahren zu lernen. Skifahren wird nun auch in Norwegen immer populärer, auch wenn es weitaus teurer ist, als Langlaufen und nie so einen Stellenwert erreichen wird, wie hier in Österreich", erklärt das Skiass.
Persönliche Anwesenheit ist enorm wichtig
Svindal schaut einmal im Monat in der Skischule vorbei und tauscht sich mit den Skilehrern vor Ort aus. Wenn es seine Zeit zulässt, dann schlüpft er gerne auch Mal in die Rolle des Lehrers und ist mit den vorwiegend Kindern auf der Piste unterwegs. Ihm ist es wichtig, sich auch selbst einzubringen.
Aksel Lund Svindal und Marcel Hirscher haben Eines gemeinsam
Was das Publikum zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, verriet das Skiass während des Gesprächs ganz exklusiv – er hat gemeinsam mit seiner langjährigen Skifirma Head und Porsche einen Ski entwickelt. Anders als im Fall von Marcel Hirscher, sind die beiden Skimodelle allerdings nicht für den Rennsport entwickelt worden, sondern für den Breitensport – es sind sozusagen Ski für Genießer.
Über seine Erkrankung sprach das Skiass ganz offen
Der sympathische Ausnahmesportler Aksel Lund Svindal sprach an diesem Abend auf der Burg Kaprun auch über seine Hodenkrebserkrankung. Wie er im Gespräch verriet, hat er sich nach Absprache mit seiner Familie dazu entschieden, seine Erkrankung öffentlich zu machen, um zu zeigen, wie wichtig es ist zu handeln.
"Man braucht nie Pech im Leben – bei meiner Erkrankung hatte ich viel Glück, es ist zu 90 Prozent sicher, dass die Krankheit besiegt ist, weil ich früh genug zum Arzt gegangen bin. Männer warten leider immer zu lange, bis sie in Krankheitssachen handeln. Es ist wichtig, den Arztbesuch nicht aufzuschieben, sondern jemanden zu Rate ziehen, der Ahnung hat – und auf jeden Fall die Finger von 'Doktor Google' lassen. Heute kann ich sagen, es geht mir gut", so Svindal.
"Der Rennsport fehlt"
"Ich vermisse den Rennsport sehr. Die Vorbereitung auf die Saison mit dem Team – mit einer Gruppe von Freunden, den 'Attacking Wikings' – war das Coolste für mich. Ich weiß, dass man diese Erfahrung nur einmal im Leben macht und dass ich das erleben durfte, dafür bin ich unendlich dankbar. Ich kann mir durchaus vorstellen, eines Tages als Trainer wieder in den Rennsport zurückzukehren, aber noch ist die Zeit dafür nicht reif", resümiert der Norweger am Ende des Abends.
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