Ein kritischer Leserbrief zum BB-Bericht "Psychisch krank (im Pinzgau) - was tun?"

Der Leserbrief stammt von Lisa Eberharter aus Mittersill. | Foto: dergeradeweg.com
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Wenn man mit dem Thema noch nie zu tun hatte, erscheint der Bericht plausibel. Für diejenigen, die persönlich oder durch Angehörige damit konfrontiert sind/waren, wirkt er wie ein Schlag ins Gesicht.

Zu den einzelnen Punkten:

1. „Psychische Krankheiten sind gut behandelbar." - Das ist richtig. Aber: Die drei Psychiater im Pinzgau sind überlastet, es gibt eine monatelange Warteliste. Wenn jemand in höchster Not einen Termin braucht, wird er vertröstet. Ein Darmverschluss oder der Riss einer Aorta wird als akute und lebensbedrohliche Erkrankung erkannt, ein psychischer Aortariss wird verharmlost. Ein weiteres Problem sind für viele die Kosten, wenn ein Arzt keinen Kassenvertrag hat.

2. "Erste Adresse: Der Hausarzt" - Ein Großteil dieser Ärzte ist nicht so geschult, dass sie dem Betroffenen die richtige Unterstützung geben können. Das Verschreiben von Medikamenten, bei denen im Beipacktest der Hinweis auf Suizidgefahr vermerkt ist, ist für mich keine Lösung. Die Situation meines verstorbenen Schwiegersohnes hat sich dadurch verschlimmert. Ich möchte Hausärzten ihre Kompetenz nicht absprechen, doch für psychische Erkrankungen muss es ausreichend Fachärzte geben.

3. "Verständigung der Polizei auch bei Selbstgefährdung"
Mein verstorbener Schwiegersohn, selbst Polizist, hat beruflich schon mehrmals psychisch Kranke in die Psychiatrie bringen müssen. Er wusste, was diese Menschen dort erwartet und wie mit "Tests" das richtige Medikament gefunden werden soll. Und doch ist er in seiner Not in eine psychiatrische Ambulanz gefahren. Das ihm dort in Aussicht gestellte Testen hat ihn davon abgehalten, zu bleiben und da er die Frage nach Selbstmordgefährdung mit Nein beantwortete, wurde er entlassen. Für ihn war dies der Verlust der letzten Hoffnung.

4. „Vorsichtig sein bei nicht anerkannten Methoden“
Wer nur auf die traditionelle Medizin schwört, vertritt für mein Verständnis eine einseitige Form der Medizin. Es ist schon lange bekannt, dass der Mensch als ganzheitliches Wesen gesehen werden muss und nur durch ganzheitliche Behandlung die Gesundheit gefördert wird.

Mein Appell
Ich richte an die zuständigen Politiker und Institutionen die dringende Bitte, das Thema Suizid nicht in der Versenkung verschwinden zu lassen, sondern wirkliche Hilfestellung durch ausreichende Fachärzte (Psychiater) anzubieten, wo die Terminvergabe rasch und bedarfsorientiert erfolgt. Erst wenn sich der Betroffene aufgehoben fühlt und spürt, mit seinem Leid nicht mehr allein zu sein, erst dann können wir vom ersten Schritt einer gelungenen Suizidprävention sprechen – nur dann!

Lisa Eberharter
Mittersill

Nachfolgend der Link zum gegenständlichen Artikel:
http://www.meinbezirk.at/pinzgau/lokales/psychisch-krank-im-pinzgau-was-tun-d1621589.html

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