Eine Weihnachtsgeschichte - mit Humor..;)

Wieder einmal war es soweit, es weihnachtete. Zwar tat es dies schon etwas länger - die ersten Lebkuchen mit verschneiten Tannenbäumchen erschienen schon im Supermarkt als es noch relativ warm war, also etwa September – aber nun war es wirklich so weit. Überall tönten Weihnachtslieder, die Auslagen der Geschäfte waren festlich geschmückt und außerdem überwältigend voll mit Dingen, die man großteils zwar nicht brauchte aber unbedingt haben sollte. Auch bei Familie Schulz weihnachtete es. Familie Schulz bestand im engeren Bereich aus 3 Personen. Vater Wilhelm, Mutter Annette und Brigitte, liebevoll Brigittchen genannt. Je näher der Weihnachtsabend rückte, umso heftiger weihnachtete es, besonders für Mutter Annette. Das lag nicht daran, dass es so viel mehr zu tun gegeben hätte, sondern eher daran, dass Papa Schulz sich mal wieder aus Sparsamkeit daran machte, viele Dinger selbst herzustellen. Überall lagen bunte Papierschnipsel, Bänder und zahllose Dinge herum, die man nicht alle zwangsläufig mit Weihnachten in Verbindung bringen musste. Familie Schulz war jedoch in keiner Weise bedürftig. Man war sogar relativ wohlhabend und zwar zum größeren Teil durch Mutters durchdachte Sparsamkeit, weniger durch Vaters Knauserigkeit. Wäre diese nicht gewesen, hätte man sich noch mehr erspart, denn Vater Wilhelms Gelegenheitskäufe waren weithin gefürchtet und obgleich unglaublich preiswert erstanden, kosteten die Dinge dann meist erheblich mehr, da ein nicht funktionierender Staubsauger, auch wenn er zum Schleuderpreis von knapp sechs Euro plus günstigen Reparaturkosten von ca. 50 Euro eingekauft wurde eben das blieb – ein nichtfunktionierender Staubsauger. Vater kaufte dann noch einige Kleinteile für etwa 20 Euro um die fruchtlosen Reparaturversuche selbst fortzusetzen (der Kerl in der Werkstatt hatte ja keine Ahnung!), allerdings versagte der Staubsauger weiterhin standhaft den Dienst und außer einigen kleineren Seufzern und einem umfassenden Kurzschluss (150 Euro Elektrikerkosten) war dem Ding nichts zu entlocken. Nun kam also wieder der Heilige Abend und bei Familie Schulz war es wie jedes Jahr. Vaters Mutter Brunhilde, Oma Lieselotte und Tante Ella, von der keiner so genau wusste wie sie eigentlich in der Familie einzuordnen sei, aber man hatte sich an sie gewöhnt, wurden eingeladen. Es ging an die Bescherung und man schritt feierlich ins Wohnzimmer, wo Vater Schulz bereits die Kerzen am Weihnachtsbaum entflammt hatte. Diesmal nur die Kerzen, er hatte es auch schon geschafft, den gesamten Baum zu entflammen, damals war das ein günstiger Gelegenheitskauf und schon zwei Wochen vor dem Fest derartig trocken, dass er die Nadeln schamlos fallen ließ und bereits beim geringsten Händereiben bereit war in Flammen aufzugehen. Seither übernahm Mutter Annette den Christbaumkauf. Also man kam ins Wohnzimmer und staunte über den reichen Gabentisch, noch mehr allerdings über den Christbaumschmuck. Vater Wilhelm hatte beschlossen, dieses Jahr den Baum in Rot und Gold zu schmücken, um jedoch die Kosten für neuen Behang zu sparen, hatte er einfach die traditionellen Christbaumkugeln in Folie gewickelt, die ganz eindeutig zu seinen Lieblingspralinen gehörte. Er hatte ja auch das ganze Jahr über fleißig gesammelt und nun erstrahlte der Baum im Glanz von roten und goldenen Küfferle-Kugeln!
Da es sich dabei um eine Überraschung handelte und Mutter ahnungslos war, was denn so in seinem Bastelzimmer ablief, sank sie beinahe in Ohnmacht. Auch die hübsche handbemalte und ziemlich wertvolle Glaskugel die noch von ihrer Großmutter stammte, hatte er überklebt! Es war entsetzlich! In Mutter Annettes Augen glitzerten Tränen und Papa Schulz missdeutete diese als Freudentränen. Schön, nicht? Sagte er mit stolzgeschwellter Brust. Nicht! Würgte Mama Schulz hervor und schwieg um den Weihnachtsfrieden zu retten. Auf dem Plattenspieler lag die Weihnachtsplatte. Man hatte natürlich auch CDs, aber diese spezielle Schallplatte war eine unglaublich günstige Gelegenheit und es sang auch noch ein berüchtigter Kinderchor herzzerreißend laut und unrein die schönen alten Weihnachtslieder. Papa setzte den Plattenspieler in Gang. Es kratzte und knisterte erschreckend, dann erklangen die dünnen Stimmchen und man erkannte, wenn man genau hinhörte, das Lied Stille Nacht, Heilige Nacht. Man erbarmte sich und setzte mit ein um die Sache gnadenvoll zu übertönen. Oma Brunhildes Bassbariton harmonierte nur holprig mit dem zirpenden Sopran von Oma Lieselotte und Tante Ella konnte sich den Text noch immer nicht merken, daher murmelte sie etwas vor sich hin, das man grade mal eben noch als „Rhabarber“ bezeichnen konnte. Endlich war die Feierlichkeit vorüber, die Schallplatte wurde wieder für ein Jahr im Plattenschrank versenkt, die Kerzen am Baum gelöscht und man ging ans auspacken der Geschenke. Mutter freute sich ehrlich über die selbstgehäkelten Topflappen von Tante Ella, die darin eine wahre Kunst entwickelt hatte und Vater erhielt von ihr eine gehäkelte Krawatte. Brigittchen sah mit entsetzen einen gehäkelten Büstenhalter. Nun ja, dachte sie schmunzelnd, man kann alles übertreiben und bedankte sich bei der guten Tante. So nach und nach kamen alle Geschenke ans Licht, Oma Brunhilde war schier aus dem Häuschen vor Freude über die Vase aus Muranoglas und Ömchen Lieselotte klatschte vor Freude in die Hände, als sie die kleinen Porzellankühe sah, die als Salz und Pfefferstreuer gedacht waren. Nun ja. Brigittchen fand in einem Päckchen eine Puppe. Wieder mal. Sie war ja immerhin schon siebzehn, aber Papa Schulz betrachtete sie nach wie vor als Kind und Brigitte hatte bereits eine stattliche Sammlung von Püppchen und diversen Stofftieren. Um Papa nicht zu kränken hatte sie irgendwann beschlossen, die Dinger einfach zu sammeln und machte so aus der Not eine Tugend. Endlich setzte Brigittchen an, das relativ große Paket von Papa auszupacken. Sie lächelte als sie den selbstgemachten Anhänger betrachtete: Für Brigittchen von Papa. Vorne drauf befand sich ein Bär und ein Tannenbaum. Dem Bären war eine gewisse Ähnlichkeit mit einer Orange nicht abzusprechen – Vater Schulz hatte eben keinen braunen Buntstift vorrätig und nahm daher Orange, das kam ja auch ganz gut hin. Der Tannenbaum war eigentlich nicht als solcher zu erkennen, aber was könnte sonst giftgrünes im Wald (wo man den Bären ja vermuten durfte) vorhanden sein? Also packte Brigitte das Paket aus. Etwas kam zum Vorschein, das auch irgendwie orangefarben schimmerte. Etwas Weiches. Brigitte entnahm es dem Karton und erstarrte. Es war ein Mantel. So einen hatte sie schon mal, da war sie etwa sieben Jahre. Das Wämschen war aus orangefarbenem Kunstfell, scheinbar wieder ein Gelegenheitskauf, denn es wirkte etwas verfärbt. Brigitte hauchte ein oohh.. und alle starrten auf das Mäntelchen. Die Omas sagten gar nichts, Tante Ella kicherte vor sich hin und Mutter blieb der Mund offen.
Zieh es doch mal an, bat Vater Schulz. Brigitte, jeglicher Abwehr unfähig, begann sich hineinzuzwängen. Das Wämschen war um etliche Nummern zu klein und als Brigittchen endlich drin war, sah sie herzerweichend komisch aus! Papa, was soll ich damit? Fragte sie den Tränen nahe. So etwas habe ich vor zehn Jahren getragen! Ja, und du hast entzückend darin ausgesehen, konterte Vater. Aber ich bin ja nicht stehen geblieben! Vater Schulz musste zugeben, dass die Sache wirklich etwas knapp saß. Kann man es umtauschen? Fragte Oma Lieselotte. Sie tauschte leidenschaftlich gerne um! Leider nicht, antwortete der Vater, es war ein Gelegenheitskauf. Das war zu befürchten! stöhnte Mutter und stellte den leicht gebrauchten Wasserkessel zur Seite, auch ein Geschenk mit Gelegenheit. Brigittchen versuchte, sich aus dem Wämschen zu schälen und mit Hilfe der Anwesenden gelang es ihr dann auch. Und nun, endlich, brach sie in Tränen aus – Ich habe mir doch diese schicke Jacke gewünscht, warum kriege ich dieses scheußliche Teil? Ich konnte diesen Plüsch schon als Kind nicht leiden! Vater Schulz schaute etwas betreten. Nun ja...ich habe da noch etwas, sagte Mutter Annette und verschwand im Schlafzimmer. Sie kam heraus mit eben jener gewünschten Jacke. Ich hatte schon so was befürchtet, wollte aber Papa nicht die Freude nehmen. Es hätte ja wirklich mal sein können, dass er keinen Gelegenheitskauf tätigt. Jetzt war Brigittchen überglücklich und Vater Schulz versprach künftig keine Gelegenheitskauf-Geschenke mehr zu machen.

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