Vollspaltböden-Aus
Schweinebauern im Bezirk Oberwart sehen Betriebe bedroht
Rund 130 Schweinebauern gibt es im Südburgenland. Einige müssen nun investieren.
BEZIRK OBERWART. Die Aufhebung der Übergangslösung für Vollspaltböden in der Schweinehaltung in Österreich sorgte für einige Aufregung bei heimischen Betrieben. MeinBezirk.at fragte bei Betrieben im Bezirk Oberwart nach.
Auf Stroh gebettet
"Wir haben eine 100 Prozent Strohhaltung, das ist für einen biologisch geführten Betrieb Vorschrift und somit sind da gar keine Spaltböden möglich. Tierwohl ist mir sehr wichtig, dennoch ist die quasi Streichung der Übergangsfrist sehr bedenklich. Es gibt für konventionelle Betriebe im Burgenland praktisch keine Möglichkeit mehr für eine Erweiterung oder Umbau, da dies nicht mehr zulässig ist. Und wenn ein Betrieb kürzlich erst investiert hat, dann wird es sich das nicht mehr leisten können", sagt Hans Unger vom Sauladen in Oberschützen.
"Es hätte sicher eine bessere Lösung gegeben, als die Übergangsfrist zu streichen. Es geht um die Existenz der heimischen Betriebe. Diese stehen auch in Konkurrenz mit teilweisen Großbetrieben in der EU oder in Drittstaaten, deren Auflagen bei weitem niedriger sind. Schon jetzt wird viel an Billigprodukten importiert, bei denen Tierwohl nur eine untergeordnete Rolle spielt. Das gilt es auch zu bedenken", betont Unger.
Nur geringer Spaltboden-Teil
"Der Großteil ist bei uns mit Stroh bedeckt. Lediglich dort, wo die Tiere trinken bzw. ihre Notdurft verrichtet gibt es Spaltenboden. Das sind höchstens 20 Prozent. Für mich ist das kein Problem. Wir haben im Schnitt so 20 bis 30 Tiere, sind also eher ein kleiner Betrieb", meint Josef Stubits aus Harmisch.
"Ich denke, 17 Jahre war schon eine zulange Phase, aber nur ein bis zwei Jahre ist definitiv zu kurzfristig. Eine Übergangsfrist von fünf bis sieben Jahre hätte wohl gepasst. Für Betriebe, wenn es überhaupt möglich ist, ist ein Neubau oder Umstrukturierung der finanzielle Ruin. Ein Kollege, der mit 500 Schweinen einen Großbetrieb hat, investierte vor fünf Jahren in diesen. Für den bedeutet diese Entscheidung eine Katastrophe", sagt Stubits.
Ähnlich sieht es auch Bio-Schweinebauer Christoph Klein aus Spitzzicken: "Die 17 Jahre waren schon zu lange, aber ein Aus bis 2025 ist schon sehr kurz. Da möchte ich nicht Landwirt sein, der damit konfrontiert nun handeln muss. Ich fürchte, dass manche aufhören werden. Das wiederum ist schlecht für die Gesamtsituation der heimischen Landwirtschaft. Ich denke, da wären andere gesetzliche Lösungen wie z.B. weniger Tiere pro Fläche sinnvoller."
40 Prozent Eigendeckung
"Wir haben im Burgenland aktuell eine etwa 40 prozentige Eigendeckung. Ich befürchte, dass diese in den nächsten Jahren sinken wird. Ausländische Anbieter werden das Loch aber rasch stopfen. Wie dort allerdings Qualitätssicherheit oder Tierhaltung aussieht, ist eine andere Sache. Im Burgenland ist es für viele Betriebe oft gar nicht möglich in mehr Tierwohl zu investieren, da die SPÖ Alleinregierung Zu- oder Neubauten in konventioneller Wirtschaftsweise verbietet. In der jetzigen Situation ist es für viele ohnehin nicht finanzierbar“, kritisiert Carina Laschober-Luif aus Pinkafeld.
"Die Schweinehaltung ist aufgrund der Rahmenbedingungen wenig attraktiv und kaum wirtschaftlich. Trotzdem können wir im Burgenland darauf stolz sein, dass immerhin 14 Prozent der Betriebe bereits Bio-Betriebe sind. Dennoch hat sich in den letzten 15 bis 20 Jahren die Anzahl an Tieren praktisch halbiert und die Zahl der Betriebe ist deutlich zurückgegangen. Dieser Trend wird durch das Aus der Übergangsfrist sicher fortgesetzt", so Laschober-Luif: "Der Bundesregierung sind in den letzten Jahren entscheidende Schritte im Sinne des Tierwohls gelungen, wo Investitionen durch EU-Förderprogramme unterstützt werden. Von der SPÖ-Alleinregierung hat es bisher keine Unterstützungsmaßnahmen für burgenländische Tierhalter gegeben.“
Wenig Vertrauen in den Markt
"Aufgrund des VfGH-Entscheids stehen rund 10 Betriebe im Südburgenland jetzt davor, entweder massiv investieren zu müssen oder aufzuhören. Höhere Auflagen bedeuten auch höhere Kosten, doch leider haben die letzten Jahre gezeigt, dass ein Großteil der Konsumenten sehr preissensibel einkaufen. Kurz gesagt: „Höhere Auflagen und keiner will zahlen“. Zur Zeit gibt es kein Vertrauen in den Markt, dass die hohen Investitionskosten auch wieder verdient werden können. So fanden in den letzten Jahren auch (fast) keine Investitionen statt. Grund waren die explodierenden Baukosten, schlechte Erfahrungen mit Bewilligungs- und Bauverfahren und die schlechte wirtschaftliche Lage. Diese ist zwar aktuell etwas besser, aber viele Betriebe haben bereits aufgehört und werden nicht mehr anfangen", schildert Wolfgang Pleierr, Geschäftsführer der Burgenländischen Schweinezucht- und Ferkelvermarktungs GmbH.
Rund 130 Schweinebauern
Im Südburgenland gibt es noch rund 130 Schweinebauern mit ca. 7.800 Schweinen, wobei 10 davon alleine 5.600 Schweine halten. "Unsere Befürchtung ist, dass wenn große Betriebe aufgeben, auch die kleinen darunter leiden werden", so Pleier.
Weitere Verunsicherungen bringen stetig neue Vorgaben, die Bedrohung durch die Afrikanische Schweinepest oder Anhebung der Tierschutzstandards. "Aktuell warten die Betriebe auf die neuen Vorgaben und dann werden erste Entscheidungen getroffen", meint Pleier, der Förderzusagen seitens des Landes begrüßt: "Bei Investitionen jenseits der 500.000 Euro braucht es aber auch Vertrauen in den Markt. Dies ist zur Zeit nicht der Fall!"
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