1. Wiener Wasserleitungsweg
Spaziergang zwischen Reichenau/Rax und Hirschwang
Der 1. Wiener Wasserleitungsweg führt von Kaiserbrunn bis Gloggnitz oder umgekehrt. Der wohl schönste Abschnitt liegt zwischen Hirschwang und Kaiserbrunn und diesen Weg bin ich schön des Öfteren gegangen, das letzte Mal im September 2019.
Gestern bin ich nach meiner Erkrankung das erste Mal weiter gefahren und es hat mich in die Gegend der Rax gezogen. Da mir die bekannte Strecke zu "anstrengend" schien (ich musste ja auch die Anfahrt und Heimfahrt mit einkalkulieren), dachte ich mir, dass ich einmal einen weiteren Abschnitt erkunde. Beim Recherchieren habe ich gelesen, dass der Weg zwischen Reichenau an der Rax und Hirschwang eben ist und doch neben der Schwarza verläuft - also nichts wie hin.
Am frühen Morgen starte ich zu Hause los und entschließe mich die Bundesstraße über Kirchberg/Wechsel und Raach/Hochgebirge zu fahren. Als ich runter nach Gloggnitz fahre und den ersten Blick auf die Rax habe, bin ich soooo ergriffen und dankbar, dass mir die Tränen kommen und über meine Wangen kullern. Ich kann euch gar nicht schreiben, was es mir bedeutet, wieder weiter weg zu fahren, dann zu gehen und auch wieder heim fahren zu können und dies noch dazu ohne Crash.
Für gesunde Leut ganz normal, man denkt gar nicht drüber nach. Aber ich habe in den letzten Jahren erlebt, wie schnell es gehen kann, das das Leben plötzlich ein ganz anderes ist. Aber ich bin froh und dankbar, das es mir wieder soweit besser geht. Ich kann wieder arbeiten (wenn auch noch sehr reduziert) und ich kann wieder meine Kondition aufbauen und meine Fitness.
Also parke mein Auto in Reichenau an der Rax und gehe auf der rechten Seite der Schwarze entlang den 1. Wiener Wasserleitungsweg. Tatsächlich ist der Weg bis nach Hirschwang fast eben und leicht zu gehen. Der Weg ist asphaltiert und wird auch von Radfahrern genutzt. Auch habe ich 2 Familien mit Rollstühlen gesehen. Obwohl links und rechts Bäume bzw. Wälder sind, gehe ich doch recht oft in der Sonne.
Ich komme auch an der Haltestelle der Museumsbahn, der historische Lokalbahn, die von Payerbach bis Hirschwang fährt, vorbei. Sie fährt von Juli bis Oktober an Sonn- und Feiertagen.
Was mir an diesem Wanderweg besonders aufgefallen ist, sind die Blechdoserl, die für Tschickstummel von der Ortsgruppe Gloggnitz der Berg- und Naturwache aufgestellt wurden. Eine tolle Initiative, wie ich meine, und tatsächlich liegen am Boden keine Tschickstummel und die Doserl sind gefüllt.
In Hirschwang angekommen, entschließe ich mich doch in das mir bekannte Terrain der Wasserweges zu gehen. Ich hab Lust auf Frische, Wald, Wurzel-, Erd- und Steinwege. Nach ca. 10 Minuten mache ich auf einer Schotterbank Rast. Ich breite mein Handtuch aus, erfrische mich im überaus kalten Wasser, esse eine Kleinigkeit und dann lege ich mich hin und schließe meine Augen.
Ich nehme das Rauschen des Wassers, die leisen Stimmen, die ab und an zu mir geweht werden und die Steine unter meinem Rücken wahr. Ich lasse das Gefühl der Freiheit, Verbundenheit und Dankbarkeit in mir anschwillen bis mein ganzer Körper vom Glückgefühl erfüllt und durchströmt ist.
Mit diesem Gefühl denke ich an all jene, dir mir in den letzten zweieinhalb Jahren gut zur Seite gestanden sind. Die mich aufgefangen haben und mich gehalten haben, indem sie mir zugehört und mich ernst genommen haben. Die meiste Hilfe und den meisten Rückhalt habe ich in der Selbsthilfegruppe Long Covid Austria erhalten. Da ich ja schon recht früh von Long Covid betroffen war und es damals noch schlimmer war gute Ärzte und Informationen zu erhalten, kann ich hier nur den Initiatorinnen danke sagen. Ich gebe jetzt ein bisschen zurück, indem ich ehrenamtlich in der Gruppe mitwirke.
Mit dieser Dankbarkeit baue ich auch noch ein Glückstürmchen. Möge es denen die es sehen - egal ob in natura oder hier virtuell - Glück bringen. Möge es dir Kraft schenken und Vertrauen darauf, das es jemanden gibt der mit dir schwere Phasen durchlebt und die begleitet.
Beim Retourweg ist ein ziemlicher "Gegenverkehr". Viele Familien gehen jetzt den Weg los Richtung Kaiserbrunn. Auf der Strecke nach Reichenau zurück begegnen mir nur wenige Leute. Ab und zu - wenn es möglich ist - gehe ich im kalten Wasser der Schwarza, um dann wieder erfrischt an Land zu gehen.
In Reichenau angekommen flaniere ich noch durch den Park, kaufe mir ein Schleckeis, bestaune den Musikpavillion und schaue Jungs zu, wie sie mit 2 Booten im Teich herumrudern und ihren Spaß haben.
Den Weg kann ich empfehlen für Menschen, die nicht so fit sind und für Menschen, die einen Kinderwagen oder auch Rollstühle schieben. Es gibt einige schöne Rastplätze im Schatten und auch in der Sonne. Auch für mich war der Weg gestern passend. Ich würde ihn aber nicht gehen, wenn ich fit und wanderlustig wäre. Aber so gibt es Gottseidank schöne Wege für verschiedene Bedürfnisse.
Ich wünsche euch schöne Momente beim Betrachten der mitgebrachten Bilder und eine schöne Zeit
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