An der Seite der Unterdrückten
Begegnung mit Bischof Erwin Kräutler
Es ist ja nicht außergewöhnlich, wenn zur Firmung ein Bischof kommt. Allerdings ist es nicht alltäglich, wenn dieser aus Brasilien kommt: Erwin Kräutler, Bischof der Diözese Xingu, hat die Firmung im Pfarrverband Bad Tatzmannsdorf- Bernstein-Mariasdorf vorgenommen. Zum Kennenlernen gab es eine Begegnung im vollbesetzten Pfarrsaal Bad Tatzmannsdorf.
Ins Burgenland kommt der aus Vorarlberg stammende Oberhirte bei seinen Österreich-Besuchen immer wieder: Die Verbindung zu seinem langjährigen Mitarbeiter Gustav Krammer ist nie abgerissen. Über die Jahre hinweg war der austro-brasilianische Bischof z.B. in Großpetersdorf, auf der Friedensburg Schlaining und in Eisenstadt zu Gast. Gute Kontakte gab es zu LH Karl Stix – lange bevor Kräutlers Engagement für Amazonien und die indigenen Völker mit dem Alternativen Nobelpreis gewürdigt wurde.
Eine Gruppe aus Großpetersdorf hat die Diözese Xingu bereits 1991 bereist. „Jeder kam irgendwie verwandelt zurück.“, lautete damals das positive Resümee von Dechant-Pfarrer Andreas Karall. Einige Teilnehmer nützten jetzt die Gelegenheit, um die Kontakte zum volksnahen Bischof wieder aufzufrischen.
Anfang April waren Dom Erwin Kräutler und Paulo Suess, der Berater des Indianermissionsrates CIMI, bei einer Privataudienz bei Papst Franziskus. Von den Änderungen, die er bei seinem Rom-Besuch wahrgenommen hat, berichtete er positiv gestimmt: „Hätten wir uns das vor zwei Jahren gedacht?“, ermunterte Kräuter für diesen Papst zu beten: „Er ist ein Mann, der in Argentinien auf der Seite der Armen stand und sich für die Mittellosen und an den Rand Gedrängten eingesetzt hat.“
Mit der Wahl des Papstes aus Argentinien habe die Kirche damit aufgehört, in ihren Entscheidungsinstanzen eine fast ausschließlich europäische Kirche zu sein. Man dürfe von Franziskus zwar nicht von heute auf morgen ein Rezept erwarten, er sei da aber sehr offen.
Unter den interessierten Zuhörern waren etliche Diakone und engagierte Laien. „Bei mir gibt es achthundert Gemeinden und 27 Priester – angefangen habe ich mit sechzehn. Wenn die Laien nicht Verantwortung übernehmen, dann gibt es keine Gemeinde mehr“, so Kräutler zur Situation in Altamira-Xingu, der flächenmäßig größten Diözese Brasiliens.
Seit drei Jahrzehnten kämpft der Bischof gegen das Mega-Staudamm-Projekt Belo Monte. „Es gibt kein solidarisches Brasilien“, begründete er, warum der Kampf gegen den höchstwahrscheinlich unrentablen Staudamm nicht erfolgreich war.
Die ökologischen Probleme in Brasilien habe er auch bei der Audienz mit dem Papst angesprochen: „In Amazonien entscheidet sich das Weltklima.“, warnt Kräutler. Da gerade ein Ökologie-Lehrschreiben in Arbeit sei, werde er dabei mitwirken, damit die Situation Amazoniens entsprechend berücksichtigt werde.
Am 12. Juli 2014 wird Erwin Kräutler 75 Jahre alt. Gleich nach seiner Priesterweihe 1965 ging der aus Koblach in Vorarlberg stammende Missionar ins Amazonasgebiet. 1981 wurde er zum Bischof von Xingu geweiht – flächenmäßig viermal größer als Deutschland. Sein Einsatz für die Indios und Kleinbauern hatte Anfeindungen zur Folge: 1987 wurde Kräutler bei einem Anschlag schwer verletzt. Wegen des Engagements gegen Belo Monte steht der Bischof seit 2006 ständig unter Polizeischutz.
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