Jungdesigner
Sagan aus dem Neubau vereint drei Länder in einer Tasche
Wilder Mix: Die Kroatin Tanja Bradaric und der Japaner Taro Ohmae vom Label „Sagan Vienna” fertigen Taschen aus traditionellen Materialien wie dem Wiener Geflecht an.
WIEN/NEUBAU. Ein stoisches langes "Hmmm" – das genügte. Viele Worte brauchte es für Tanja Bradaric und Taro Ohmae von Beginn an nicht, um sich zu verständigen. Die gebürtige Kroatin Bradaric und der in Japan aufgewachsene Ohmae fanden sich beim Modestudium an der Universität für angewandte Kunst. "Taro hat mich beim Abschlussprojekt unterstützt. Er konnte aber kein Deutsch oder Englisch. Er hat immer nur ,Hmmm‘ gesagt. Aber irgendwie haben wir uns intuitiv verstanden", sagt Bradaric.
Inspiration aus Japan
So holprig der Anfang, so steil ging die Karriere im Anschluss nach oben: Auf gemeinsame Praktika bei Chloe und Balenciaga folgte die erste Taschenkollektion 2013. "Unsere erste Tasche war aus Denim, hatte aber schon die typisch geflochtenen Henkel – damals aus färbigen Kletterseilen." Dieses Detail findet sich auch noch sechs Jahre später bei Sagan. Der Label-Name kommt übrigens aus dem Japanischen und bedeutet so viel wie "die linke Seite des Ufers": "Nicht Mainstream, ein bisschen was anderes", so Bradaric.
Und das trifft es auch: Denn "anders" sind auch die Materialien, die bei Sagan verwendet werden. "Die typische Tasche besteht immer aus zwei Komponenten: Im Prinzip sind das Leder und Metall. Wir benutzen Metall nur, wenn es eine bestimmte Funktion erfüllt." Stattdessen kommen traditionelle Materialien wie Horn oder das typische Wiener Geflecht aus Rattan zum Einsatz.
Typisch Wien – oder Asien?
Obwohl – so typisch ist das eigentlich gar nicht für unsere Stadt. "Es ist eigentlich ein Allerweltsmaterial", so Bradaric. "In Südamerika wird es als Schattenspender für Fenster genutzt, in Asien macht man daraus Polster für den Strand und als wir Taschen in Paris präsentiert haben, wurden sie auch für ,typisch französisch‘ gehalten", so Bradaric mit etwas süffisantem Grinsen. "Aber die Wiener Firma Thonet gab die Stühle erstmals in Massenproduktion. Deswegen assoziieren das viele mit Wien."
Zwischen 300 und 800 Euro kosten Shopper, Crossbody Bag, Rucksäcke oder Bucket Bag, produziert wird in kleinen Manifakturen mit nur bis zu 25 Angestellten in Belgrad und Südspanien. Wie die Sagan’schen Kunden in Wien aussehen? "Von 18 bis 70 Jahren ist alles dabei – das hat uns selbst überrascht."
Tradition trifft Moderne
Ihr Ziel haben Bradaric und Ohmae damit wohl erreicht: "Wir wollen traditionelle, vielleicht etwas altmodische Materialien für die jüngere Generation modern machen. Neu interpretiert, trotzdem klassisch." Dieser Plan scheint aufzugehen – und das nicht nur auf der linken Seite des Ufers.
"Sagan Vienna" (Gutenberggasse 1) hat Donnerstag, Freitag, Samstag von 13–18 Uhr geöffnet oder nach Vereinbarung unter 0650/503 01 84. Infos und Onlineshop: www.sagan-vienna.com
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