Von Vietnam nach Neuberg
Lagerplatz für E-Autos von "Vinfast" geplant
Auf einem ehemaligen Sägewerksgelände in Neuberg, das in Privatbesitz ist, sollen schon bald E-Autos des vietnamesischen E-Auto-Herstellers "Vinfast" zwischengelagert werden. Die Betriebsstättengenehmigung ist noch ausständig, die Bevölkerung äußert Bedenken. Bei der Bürgerversammlung stellen die Verantwortlichen das Vorhaben vor.
NEUBERG. Von Haiphong (Vietnam) mit dem Schiff nach Koper (Slowenien) und dann mittels Autotransporter nach Neuberg an der Mürz auf ein ehemaliges Sägewerksgelände: dorthin möchte nämlich der vietnamesische E-Auto-Hersteller "Vinfast" seine Fahrzeuge liefern und zwischenlagern, bis sie in Deutschland, Holland oder Frankreich Abnehmerinnen und Abnehmer finden und ausgeliefert werden können. Derzeit liegt die Betriebsanlagengenehmigung noch auf der Bezirkshauptmannschaft.
Das Projekt wurde im Rahmen der Bürgerversammlung im VAZ Kapellen in Neuberg Mittwochabend präsentiert. Viele Neubergerinnen und Neuberger meldeten sich zu Wort und äußerten verschiedenste Bedenken. Für dieses Vorhaben mietet das Unternehmen ein 30.000 Quadratmeter großes Areal an. Hier könnten 1.200 E-Autos zwischengelagert werden. Das Grundstück gehört einem Geschäftsmann aus Baden.
Lagerfläche per Ausschreibung gesucht
"Wir haben es überall ausgeschrieben, dass wir eine Lagerfläche für unsere fabrikneuen Fahrzeuge aus Haiphong benötigen. Der Herr mit dem Grundstücksbesitz in Neuberg hat sich gemeldet und das Areal hat gut gepasst."
Hyoh-Seun Yu , "Vinfast Germany GmbH"
Koper sei kein Lagerplatz und in Slowenien habe man sonst keine verfügbaren Flächen gefunden, wie der Logistik- und Planungsdirektor in Europa betont.
"Die Entfernung zur Autobahn ist für uns kein Thema. Damit liegt dieser Platz noch optimal. Andere Autohersteller nehmen viel weitere Strecken zu einer Anbindung in Kauf", ergänzt Hyoh-Seun Yu. Denn von Neuberg aus sollen die südlichen Teile Deutschlands und Frankreichs sowie ganz Holland beliefert werden. Die E-Autos für die nördlichen Teile Frankreichs und Deutschlands werden via Schiff von Vietnam nach Seebrügge (Belgien) geliefert.
"Vinfast" erste Automarke
Die Automarke "Vinfast" selbst gibt es erst seit dem Jahr 2017 und ist Teil der milliardenschweren Immobilienentwickler "Vingroup" aus Vietnam. "Vinfast" ist die erste Automarke des Landes Vietnam. Ziel sei es, bezahlbare Autos mit hoher Qualität zu bauen. Die ersten Fahrzeuge in Vietnam und für Vietnam wurden 2019 produziert – mit der BWW-Lizenz von Magna und den Motoren von AVL.
Die Aufbau-Phase von "Vinfast Europa" begann dann im Jahr 2021, seit 2022 erzeugt der Autohersteller ausschließlich Elektrofahrzeuge. Seit 2023 gibt es in Deutschland, Frankreich und Holland die ersten "Vinfast"-Schauräume. "Wir konzentrieren uns jetzt zu Beginn noch auf die autostarken Länder. Österreich wird später folgen", erklärt Hyoh-Seun Yu.
1.200 E-Autos in Neuberg
Bis zu 1.200 fabrikneue E-Autos könnten in Neuberg auf den 30.000 Quadratmetern zwischengelagert werden - es bestehe auch die Möglichkeit einer Erweiterung.
"Das angemietete Areal wurde bereits mit einem zwei Meter hohen Zaun umzäunt und der Untergrund wurde mit einer Forstfräse aufbereitet."
Stefan Pircher, Senior Manager "Vinfast Germany GmbH"
Bis zu 15 Lkws pro Tag
Laut den Angaben des Konzerns werden es pro Tag 13 Lkws sein, die Fahrzeuge anliefern und 15 Lkws pro Tag, die Autos abholen werden (die Differenz ergibt sich daraus, dass nicht immer von Komplettladungen bei der Abholung ausgegangen werden kann). "Bei Schiffsankünften kann es natürlich zu einem erhöhten Aufkommen von Lkw-Anlieferungen für kurze Zeit kommen", erklärt Stefan Pircher. Für die Transporte von Koper nach Neuberg, aber auch für den Betrieb vor Ort, wird die Firma "Salloum Logistics" eingesetzt.
Acht Ladestationen werden errichtet
"Für den Beginn werden wir für die Administration und das Lager vier Personen beschäftigen", sagt Julius Pircher von "Salloum Logistics". Auf dem angemieteten Areal werden für die Beladung der E-Autos acht Ladestationenmit 11 kw errichtet. Die Stromversorgung sei durch einen bestehenden Transformator am Gelände gewährleistet. Die Verhandlungen mit der Energie Steiermark habe der Grundeigentümer übernommen.
"Ich bin geschockt"
Im Anschluss an die Vorstellung des Vorhabens von "Vinfast" äußerten viele Neubergerinnen und Neuberger Bedenken. "Und das soll jetzt die neue Attraktion im Naturpark Mürzer Oberland sein?", hörte man gleich nach dem Ende der Ausführungen. Auch die Worte "ich bin wirklich geschockt", "dieses Projekt passt einfach nicht in einen Naturpark", "wir wollen eine Umweltverträglichkeitsprüfung" oder "die Mehrheit hat nichts von diesem Projekt" vielen bei der Nachbetrachtung.
"Privatgrund ist Privatgrund"
"Jeder kann auf seinem Privatgrund fast alles machen, was er will. Fakt ist, das Grundstück war schon vor der Anfrage von 'Vinfast' alsIndustriegrund gewidmet. Wenn die Bezirksbehörde grünes Licht gibt, ist es beschlossene Sache", sagt Neubergs Bürgermeister Peter Tautscher. Er verstehe die Bedenken der Bevölkerung, wirklich was dagegen machen, könne er aber nicht.
"Sollten es entspannter sehen"
"Ich denke, wir sollten das alle ein wenig entspannter sehen", betont der Abgeordnete zum Nationalrat, FPÖ-Bezirksparteiobmann und Gemeinderat in Neuberg Hannes Amesbauer. "In Wahrheit sind wir Passagiere und können nur zuschauen. Ich vertraue schon darauf, dass die Behörde das Projekt gut vorher prüft. Wir sollten unbedingt auch die wirtschaftliche Innovation dahinter sehen."
"Noch dazu müssten sich die Verantwortlichen hier eigentlich nicht hinstellen und Rede und Antwort stehen – also wäre ein wenig Verständnis schon auch angebracht", so Amesbauer weiter. Um die Vereinbarkeit zwischen dem Prädikat Naturpark Mürzer Oberland und diesem Projekt zu überprüfen, lade er Umweltlanderätin Ursula Lackner ein, sich der Sache anzunehmen.
Angst vor Unfällen bzw. Bränden
Beschäftigt hat die Bevölkerung auch die Angst vor etwaigen Unfällen bzw. Bränden mit den E-Autos: "Was passiert, wenn es brennt?", "gibt es Evakuierungspläne?", "wenn Unfälle passieren, gelangen gesundheitsgefährdende Stoffe der Batterie nicht nur in die Mürz, sondern auch in die Luft, wurde das bedacht?" waren etwa Fragen der Neuberger Bevölkerung. Stefan Kromberger von der FF Neuberg erklärte dazu bei der Bürgerversammlung: "Beim Löschen von E-Fahrzeugen gehen die Meinungen auseinander. Fakt ist, dass sie schwierig bis gar nicht zu löschen sind", sagt Kromberger.
Die zwei geplanten Ansaugstationen aus der Mürz seien dafür gedacht, dass "die Flammen im Falle des Falles niedrig gehalten werden können und Fahrzeuge rundherum einstweilen in Sicherheit gebracht werden können". Für das wirkliche Löschen jedoch müsse ein Container mit Wasser kommen, in dem das Fahrzeug geflutet werden könne. "Darin bleibt es 24 Stunden, bevor es entsorgt werden kann", erklärt Kromberger.
Wie geht es jetzt weiter?
Bis Mitte nächste Woche sollte laut Hyoh-Seun Yu die Betriebsstättengenehmigung seitens der Bezirkshauptmannschaft geprüft sein. "Danach folgt eine zweiwöchige Einspruchsfrist, bevor es dann eine endgültige Begehung mit Vertreterinnen und Vertreter der Bezirkshauptmannschaft gibt", so Hyoh-Seun Yu. Wird das Projekt genehmigt, wollen die Verantwortlichen auch ein Eröffnungsfest für die Bevölkerung machen.
"Das ist auch nicht Usus. Wir wollen aber, dass wir die Bevölkerung miteingebunden wird und wir ihnen auch die Autos zeigen können", betont Hyoh-Seun Yu. Apropos zeigen: Anlässlich der Bürgerversammlung war extra ein Autotransporter mit fünf "Vinfast"-Autos von Koper angereist und hat sich zu Anschauungszwecken vor das VAZ Kapellen geparkt, bevor es weiter nach Deutschland zur Auslieferung ging.
Die Homepage von "Vinfast" Auto findest du hier!
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