Ausnahmezustand Corona
Herausforderungen im Mürztal: Im Gespräch mit allen Bürgermeistern

Wir haben uns mit allen Bürgermeistern des Mürztals über die außergewöhnliche Situation unterhalten. | Foto: Montage: Hofbauer, Meieregger, Koidl, Pashkovskaya
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  • Wir haben uns mit allen Bürgermeistern des Mürztals über die außergewöhnliche Situation unterhalten.
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Die momentane Situation hat unser aller Leben in kürzester Zeit auf den Kopf gestellt. Jede Gemeinde hat aufgrund der herrschenden Ausgangsbegrenzungen Maßnahmen treffen müssen, um die nötigsten Bedürfnisse der Menschen abzudecken.

Wir haben uns bei allen Bürgermeistern des Mürztals umgehört, worin die großen Herausforderungen bestehen bzw. welche Unterstützungsmöglichkeiten bereits angelaufen sind.  

Jochen Jance, Bürgermeister St. Barbara:

Jochen Jance: "In St. Barbara haben sich bereits zwei Plattformen gegründet, um die Menschen zu unterstützen. Zum Teil ist der Ernst der Lage aber noch nicht angekommen." | Foto: Hofbauer
  • Jochen Jance: "In St. Barbara haben sich bereits zwei Plattformen gegründet, um die Menschen zu unterstützen. Zum Teil ist der Ernst der Lage aber noch nicht angekommen."
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"Das Gemeindeamt hat vorübergehend geschlossen, aber wird sind über den Journaldienst (Tel. 03858/2203 oder E-Mail gde@st-barbara.gv.at) stets erreichbar.

Feinkost Baumann hat sich dazu bereiterklärt Lebensmittel zuzustellen. Auch die Apotheke Mitterdorf sowie die Gruppenpraxis für Allgemeinmedizin Dr. Eisner und Dr. Rath OG haben einen Medikamenten-Lieferdienst eingerichtet.  Zudem bieten diverse Restaurants Essenslieferungen an. 

Des Weitern haben sich zwei Plattformen gegründet, die der besonders gefährdeten Bevölkerungsgruppe alltägliche Wege zu den Lebensmittelläden oder zu Behörden abnehmen. Zum einen ist dies die von der SPÖ initiierte Einkaufshilfe St. Barbara (erreichbar unter der Nummer 0677/63235475), zum anderen die Besorgungsplattform der FPÖ St. Barbara (erreichbar unter der Nummer 0650/3223505). Sämtliche Ärzte sind immer erreichbar, bitten allerdings vorher anzurufen, bevor man sich auf den Weg in die Praxis macht. 

Mir kommt es vor, gerade die ältere Bevölkerung nimmt die Situation noch nicht ganz so ernst wie sie sollte. Ich kann nur dazu aufrufen, die eigenen vier Wände nur für unvermeidbare Wege zu verlassen."

 

Regina Schrittwieser, Bürgermeisterin Krieglach:

Regina Schrittwieser: "Wenn den Krieglachern und Krieglacherinnen etwas am Herzen liegt, ich bin auch persönlich Tag und Nacht erreichbar." | Foto: Hofbauer
  • Regina Schrittwieser: "Wenn den Krieglachern und Krieglacherinnen etwas am Herzen liegt, ich bin auch persönlich Tag und Nacht erreichbar."
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"Vorweg ein großes Dankeschön an die Bevölkerung. Die Menschen in Krieglach sind sehr diszipliniert, und haben wirklich verstanden, worum es geht. Sollte jemand Hilfe beim Einkauf oder sonstigen Erledigungen haben, sind wir als Gemeinde stets erreichbar (Tel. 03855/23550). Wir haben zum Glück genug Personal, die der Bevölkerung unterstützend zur Seite stehen. Zudem haben sich auch schon viele Privatpersonen und andere Organisationen bereiterklärt im Notfall zu helfen.

Die Gesundheit hat jetzt absolute Priorität und auch wenn die Sache länger dauert, wird es Hilfe von der Gemeinde geben. Wenn den Menschen etwas am Herzen liegt, ich bin auch persönlich Tag und Nacht unter der Nummer 0664/1146385 oder per Mail an bgm.schrittwieser@krieglach.gv.at erreichbar."


Rudolf Hofbauer, Bürgermeister Langenwang:

Rudolf Hofbauer: "Die Bevölkerung in Langenwang verhält sich sehr diszipliniert. Danke dafür!" | Foto: Hofbauer
  • Rudolf Hofbauer: "Die Bevölkerung in Langenwang verhält sich sehr diszipliniert. Danke dafür!"
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"Seitens der Gemeindeverwaltung haben wir den Parteienverkehr eingestellt, sind aber stets per Telefon (03854/61550 oder 0664/4616471) oder E-Mail (gde@langenwang.gv.at) erreichbar.
Wir haben auch an jeden Haushalt einen Information über die derzeitige Lage und die Unterstützungsmöglichkeiten ausgesendet.

Zudem konnten wir die Landjugend Langenwang als Partner gewinnen. Wenn Menschen Hilfe bei Besorgungen jedweder Art benötigen, können Sie sich gerne bei der Landjugend unter 0660/4105312 melden.

Ein großer Dank geht an die Bevölkerung, die sich bislang Gott sei Dank sehr diszipliniert verhält und die Ausgangsbeschränkungen ernst nimmt, das hat mir auch der Postenkommandant bestätigt."


Peter Tautscher, Bürgermeister Neuberg:

Peter Tautscher: "Unser Nahversorger ist sehr gefordert, doch leistet einen großartigen Job." | Foto: Koidl
  • Peter Tautscher: "Unser Nahversorger ist sehr gefordert, doch leistet einen großartigen Job."
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"Grundsätzlich ist es momentan sehr ruhig bei uns. Wir haben den Parteienverkehr eingestellt, das Gemeindeamt ist aber jeden Vormittag besetzt, wenn jemand etwas braucht. Im Bedarfsfall sind wir telefonisch unter 03857/8202 oder per E-Mail gde@neuberg-muerz.gv.at stets erreichbar. Weiters wurde ein Notfalltelefon eingerichtet. Unter der Nummer 0676/5534916 ist ein Gemeindemitarbeiter in der Zeit von 07.00 bis 18.00 Uhr erreichbar.

Unser Nahversorger hat offen und bietet mittlerweile auch Hauszustellungen an. Die Mitarbeiter sind natürlich sehr gefordert, doch machen einen herausragenden Job. Auch die Ärzte sind stets in Bereitschaft und die Volkshilfe leistet große Unterstützungsarbeit. Zudem haben wir viele Freiwillige, die Hilfsleitungen anbieten. Bei Bedarf halten wir auch die Betreuung in den Schulen und in den Kindergärten aufrecht. Zurzeit sind alle Kinder zuhause, wenn benötigt, sind unsere Betreuer sowohl in Neuberg als auch in Kapellen aber auch dahingehend verfügbar. 

Die Menschen sind im großen und ganzen sehr vernünftig und halten sich an die Ausgangsbeschränkungen."


Karl Rudischer, Bürgermeister Mürzzuschlag:

Karl Rudischer: "Der Zusammenhalt in Mürzzuschlag ist toll. Viele fragen, wie sie helfen können." | Foto: Pashkovskaya
  • Karl Rudischer: "Der Zusammenhalt in Mürzzuschlag ist toll. Viele fragen, wie sie helfen können."
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"Wir sind bemüht alles vom Einkaufen, über Apothekendienste bis hin zur Kinderbetreuung so gut wie möglich aufrechtzuerhalten.  Der Parteienverkehr wurde bis auf weiteres geschlossen. Bei dringenden Fällen sind Terminvereinbarungen unter der Nummer 03852/2555 oder per Mail an stadtamt@mzz.at allerdings möglich. Für allgemeine Fragen haben wir eine Hotline (03852/2555555) eingerichtet, bei der sich die Bürger jederzeit melden können. 

Jugend am Werk, die Landjugend Mürzzuschlag-Ganz sowie andere freiwillige Helferinnen und Helfer bieten zum Schutz der älteren Generation ihre Hilfe an. Diese könnte z.B. in Form von Einkaufserledigungen, Rezepte aus der Apotheke abholen, oder ähnlichem bestehen. Wenn Sie persönlich diese Unterstützung in Anspruch nehmen möchten, oder jemanden kennen, der Unterstützung bräuchte, melden Sie sich bei Werner Apfelbacher von Jugend am Werk unter 0664/800065586 bzw. per Mail an werner.apfelnacher@jaw.or.at - er koordiniert die Anfragen und Helfer. Auch der Handel hat unter muerz.info eine Plattform gegründet, wo Mürzzuschlager Fachgeschäfte einen Zustellservice anbieten. 

Alles in allem muss ich sagen, dass der Zusammenhalt toll ist. Die Menschen sind sehr diszipliniert und viele fragen, wie sie helfen können. So kommen wir bisher trotz der Ausnahmesituation halbwegs positiv durch den Alltag."

Christian Sander, Bürgermeister Kindberg:

Christian Sander: "Wir müssen uns nun gegenseitig unter die Arme greifen. Dafür haben wir eine Nachbarschaftshilfe auf den Weg gebracht." | Foto: Martin Meieregger
  • Christian Sander: "Wir müssen uns nun gegenseitig unter die Arme greifen. Dafür haben wir eine Nachbarschaftshilfe auf den Weg gebracht."
  • Foto: Martin Meieregger
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"Am vergangenen Samstag haben wir bereits eine Nachbarschaftshilfe ins Leben gerufen. Dafür wurden Listen ausgehängt, wo sich Menschen eintragen können, die helfen wollen. Menschen, die Hilfe benötigen, können sich dann bei diesen melden. Jeder in seiner Umgebung weiß am besten, welche Menschen krank sind und Hilfe benötigen. Wir bitten wirklich sich hier gegenseitig unter die Arme zu greifen. Für Menschen, bei denen die Nachbarschaftshilfe nicht greift, unterstützen die Mitarbeiter von Essen auf Rädern (Ansprechperson Bernd Riegler, Tel. 03865/2202231). Auch Pflegebedürfnisse können wir locker abfedern. 

Für die Medikamentenversorgung ist gesorgt. Man kann bei der Apotheke zum Heiligen Josef anrufen (Tel. 03865/25840), benötigte Medikamente können dann zugestellt werden. 

Eine große Herausforderung besteht darin, dass viele die Situation noch nicht ernst nehmen. Viele ältere Personen haben die Lage noch nicht erfasst, viele Junge glauben sie sind unverwundbar. Ich kann nur jeden dazu anhalten, so viel wie möglich zuhause zu bleiben. Da sind sich auch alle unsere Ärzte einig. 

Zudem haben natürlich fast alle Unternehmen Existenzängste. Aussagen darüber wie nötige Hilfspakete konkret aussehen werden, können jetzt natürlich noch nicht getroffen werden, da das gesamte Ausmaß der Situation noch gar nicht klar ist." 

Reinhard Reisinger, Bürgermeister Spital am Semmering:

Reinhard Reisinger: Bei uns ist es gespenstisch ruhig. Man sieht nur noch vereinzelt Menschen. | Foto: Pashkovskaya
  • Reinhard Reisinger: Bei uns ist es gespenstisch ruhig. Man sieht nur noch vereinzelt Menschen.
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"Bei uns ist es gespenstisch ruhig. Die Menschen halten sich sehr diszipliniert an die Ausgangsbeschränkungen. Vereinzelt sieht man noch den ein oder anderen Tourengeher, aber das wars dann auch schon. 

Seit Montag machen alle drei Lebensmittelhändler bei uns auch Hauszustellungen. Das funktioniert wunderbar. Auch andere Besorgungen werden von ihnen teilweise übernommen. Sollten irgendwelche speziellen Erledigungen gemacht werden, kann sich auch jeder Bürger bei der Gemeinde (03853/3230) melden. Wir haben zwar keinen Parteienverkehr, doch das Gemeindeamt ist für dringende Anliegen besetzt. 

Zudem wird die Leistung Essen auf Rädern weiterhin aufrechterhalten. Sollte hier zusätzlicher Bedarf sein, kann sich jeder Bürger gerne bei uns melden."

Friedrich Pichler, Bürgermeister Stanz im Mürztal:

Friedrich Pichler: "Das Unterstützungsteam übernimmt gerne sämtliche Erledigungen für Menschen, die gefährdet sind." | Foto: Hofbauer
  • Friedrich Pichler: "Das Unterstützungsteam übernimmt gerne sämtliche Erledigungen für Menschen, die gefährdet sind."
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"Bei uns läuft alles relativ ruhig. Der Ort ist wie leergefegt. Die Stanzer und Stanzerinnen sind sich sehr bewusst, dass die Lage ernst ist. Wir haben nun auch ein Unterstützungsteam zusammengestellt, welches mit unserem E-Taxi unterwegs ist  und Besorgungen für gefährdete Menschen erledigt. Sehr schnell haben sich sechs junge Menschen gefunden, die diese Aufgabe gerne erledigen. Erreichbar ist das Taxi wie gewohnt unter der Nummer 0664/88690573

Zudem bekommen wir morgen bereits die erste Lieferung für unseren Nahversorger. Das Geschäft sperrt zwar noch nicht auf, doch die Menschen können nun in den Räumlichkeiten vom Agrar Service Brandner,  das Notwendigste für den täglichen Bedarf erwerben. Fritz Hochörtler steht wie gewohnt mit seinem Warensortiment und großartigem Engagement für Einkäufe zur Verfügung. Auch Regina Hölbling hat ihren Backshop samt Molkereiprodukten geöffnet und unterstützt die Bevölkerung, wo sie nur kann. Zudem hat Franz Pitzer seine Tankstelle (nixi Schankbetrieb) geöffnet und bietet wie gewohnt seine Waren des täglichen Bedarfs an. Die Menschen müssen die Stanz also nicht verlassen. 

Der Parteienverkehr in der Gemeinde ist eingestellt. Dennoch wird eine Person vor Ort sein, wenn es tatsächlich einen dringenden Fall gibt. Ansonsten sind alle Mitarbeiter im Homeoffice. Jetzt macht sich unsere EDV bezahlt. Wir können auch von zuhause aus ganz normal weiterarbeiten. Für die Bürger sind wir selbstverständlich telefonisch (03865/8202) oder per Mail (office@stanz.at) erreichbar."

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