Die richtige Zeit zum Baumschneiden
Der Modedesigner für Obstbäume

Walter Krenn ist zertifizierter Obstbaumwart. Seit 35 Jahren schneidet er Bäume, seit 2019 mit eigenem Gewerbe. | Foto: Markus Hackl
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Walter Krenn aus der Stanz ist zertifizierter Obstbaumwart. Er erklärt, warum es gerade jetzt ideal ist, mit dem Baumschnitt zu beginnen.

STANZ. Schon auf den Weg in die Stanz zeigt es sich, dass die Baumschnitt-Saison begonnen hat. In vielen Streuobstgärten liegen abgeschnittene Äste am Boden. Einen Umstand, den Walter Krenn nur bestätigen kann: "Ja, auch ich bin jetzt sehr viel im Einsatz. Mein Terminkalender ist voll."

Als Profi weiß er, wo genau der Schnitt zu setzen ist. Kein Ast bleibt unberührt. | Foto: Markus Hackl
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Und warum soll man jetzt schon Obstbäume zurechtstutzen? "Ein Schnitt vor dem Austreiben fördert das Wachstum, besonders bei Jungbäumen ein wichtiger und notwendiger Schnitt. Der Baum verteilt dann den zur Verfügung stehenden Saft auf die reduzierten Äste, was zu einem Wachstumsschub führt." Der Baumwart sozusagen als Designer künftig ertragreicher Obstbäume.

Bei einem Sommerschnitt – dann wenn der Baum voll im Saft steht – beruhigt bzw. verlangsamt man das Wachstum. Das passiert nicht vor Juli und August.

Walter Baum kraxelt gerne: egal ob auf Bäume oder auf Berge. Seine Baumstürze rechnet er in Saisonen ab. | Foto: Markus Hackl
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Unterschiedliche Schnitt-Typen

Angepasst an den Lebenszyklus eines Baumes gibt es auch entsprechende Schnitte: Es beginnt beim Pflanzschnitt – direkt nach dem Einsetzen des Baumes wird er schon zurechtgeschnitten. Es folgt der Erziehungsschnitt: Bis zu einem Alter von zehn Jahren werden die Obstbäume in die passende Form gebracht – Kronenbildung und Festlegung starker Leitäste ist hier das Hauptthema.

Der nächste Schritt ist der Erhaltungsschnitt: Ziel ist es, den Fruchtertrag möglichst lange zu erhalten. Es folgen Revitaliserungsschnitt (Vergreisung wird gestoppt, Totholz wird entfernt) und letztendlich wird über Baumfällung und eventueller Neubepflanzung entschieden.

"Nicht jeder, der an einem Baum herumschneidet, ist auch ein Baumpfleger."
Walter Krenn, zertifizierter Baumwart

Ob es schon für einen Hutwurf reicht? Noch ist der Blick des Profis skeptisch. | Foto: Markus Hackl
  • Ob es schon für einen Hutwurf reicht? Noch ist der Blick des Profis skeptisch.
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Viel zu oft wird der Profi erst zum Baum geholt, wenn es fast zu spät ist. "Nicht jeder, der an einem Baum herumschneidet, ist ein Baumpfleger. Es werden zu oft viele Fehler gemacht und wenn der Erfolg ausbleibt, dann erst wird nach dem Profi gerufen", so Walter Krenn.

Wunder vollbringt auch der Profi nicht

Wunder kann dann auch der Profi nicht wirken. "Es dauert sicherlich ein paar Jahre und einige Schnitte, bis der Schaden repariert ist, vieles lässt sich gar nicht mehr reparieren." Etwa, wenn dem Baum die Mitte genommen wurde oder es zu sogenannten drastischen Kappungsschnitten gekommen ist. Hierbei wurde versucht, dem Baum die Höhe zu nehmen. "Ein unmögliches Unterfangen. Den ,Erfolg' sieht man im nächsten Jahr, wenn die Wasserschosse ungezügelt in die Höhe treiben", so der Baumprofi.

Fehler, die man nur mehr schwer ausmerzen kann – bei diesem Kappungsschnitt wurde versucht, dem Baum die Höhe zu nehmen. | Foto: Krenn
  • Fehler, die man nur mehr schwer ausmerzen kann – bei diesem Kappungsschnitt wurde versucht, dem Baum die Höhe zu nehmen.
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Was gilt es dringlichst beim Baumschneiden zu beachten? "Der Baum sucht immer seine Mitte – sowie nach Licht und Sonne." Wichtig ist es, Luft und Licht in den Baum zu bringen – früher hat man vom Hutwurf gesprochen. Man sollte nach einem guten Schnitt einen Hut durch die Baumkrone werfen können."

Ein "mustergültiger" Apfelbaum, mit einer idealen Pyramidenkrone. | Foto: Krenn
  • Ein "mustergültiger" Apfelbaum, mit einer idealen Pyramidenkrone.
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"Fertig wird man nie!"

Das Baumschneiden ist ein Prozess, der sich nicht mit einem einzigen Schnitt abtun lässt. "Ich sage deswegen auch nie, dass ich nach getaner Arbeit fertig bin. Beim Bauschneiden ist man nämlich nie wirklich fertig." 

Zur Person:

Walter Krenn ist Obstbaumwart und betreibt ein eigenes Unternehmen zusätzlich zu seinem Brotberuf als ÖBB-Bediensteter. Über das Ländliche Fortbildungsinstitut (LFI) bietet er Kurse rund ums Thema Baumschnitt an und ist selbst in die Ausbildung künftiger Baumwarte involviert.

Sehr anschaulich zeigt dies Walter Krenn bei einem sogenannten "Erziehungsschnitt" bei einem Apfelbaum nahe der Ulrichskirche in der Stanz. Nach rund einer halben Stunde ist er mit dem Schneiden fertig, weiß aber, was im Sommer an diesem rund zehn Jahre alten Baum zu tun ist.

Vorher: der Baum wartet auf seinen "Erziehungsschnitt". | Foto: Markus Hackl
  • Vorher: der Baum wartet auf seinen "Erziehungsschnitt".
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Und hat man vor 30 Jahren auch schon so geschnitten, wie heute? "In gewisser Weise unterliegt auch der Baumschnitt einem stetigen Wandel. Was man aber ganz klar sagen kann: Früher ist man mit viel mehr Naturverständnis ans Werk gegangen", sagt Walter Krenn, der mittlerweile auch schon seit 35 Jahren Bäume schneidet.

Nachher: Der Schnitt ist abgeschlossen, fertig ist der Baumschneider sowieso nie. Walter Krenn räumt noch seine "Baustelle" auf. | Foto: Markus Hackl
  • Nachher: Der Schnitt ist abgeschlossen, fertig ist der Baumschneider sowieso nie. Walter Krenn räumt noch seine "Baustelle" auf.
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Baumschnitt in Theorie und Praxis

Am Freitag, 4. März, bietet Gartenbau Schacherl in Bruck von 13 bis 17 Uhr einen Baumschnitt-Kurs mit Walter Krenn. Den Theorieteil gibt es in der Schacherl-Gartenlounge statt, den Praxisteil gibt es in einem Obstgarten im Utschtal. Anmeldungen sind über die Gartenwelt Schacherl möglich, Tel. 03862 / 52 540.

Mehr Lesestoff: Vom Baumschneiden zum Wandern

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