Früher Tod spart dem Staat kein Geld
Zigaretten rauchen ist teuer – nicht nur für die Raucher – auch die Volkswirtschaft zahlt drauf
Der zynische Spruch: „RaucherInnen sterben früher und ersparen dem Staat dadurch Geld!“ ist falsch. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des deutschen Wirtschaftswissenschaftlers Dr. Tobias Effertz von der Universität Hamburg. Und seine Zahlen lassen sich durchaus auch auf Österreich umlegen.
Rauchen rentiert sich nicht
„Wir haben unter 145.000 sozialversicherten Personen jene, die rauchen und jene, die nicht rauchen ermittelt“, erklärt er im Interview mit den Regionalmedien Austria. „Danach errechneten wir die direkten und indirekten Kosten, die durch das Rauchen entstehen.“
Direkte Kosten sind etwa Arzneimittel, ärztliche Dienstleistungen und Rehabilitationsmaßnahmen. Effertz kam auf direkte Kosten von 8,66 Mrd. Euro, die aufgrund der Gesundheitsversorgung von RaucherInnen ausgegeben werden müssen. Indirekte Kosten entstehen, weil RaucherInnen aufgrund von raucherbezogenen Erkrankungen aus dem Arbeitsprozess ausfallen und weder den Haushalt führen noch. „Hier kamen wir auf eine Summe von rund 25 Mrd. Euro“, erklärt Effertz, der insgesamt volkswirtschaftliche Kosten von rund 33,55 Mrd. Euro errechnet hat.
Früher in Pension und häufiger arbeitslos
Zudem zeigen die Studienergebnisse, dass rauchende Personen überdurchschnittlich häufiger arbeitslos waren als NichtraucherInnen, was die Kosten, aufgrund der ausbezahlten Arbeitslosenhilfe, weiter erhöht. Außerdem gehen RaucherInnen im Durchschnitt deutlich früher in Pension – meist aufgrund von tabakassoziierten Erkrankungen und deshalb früher Rente in Anspruch nehmen. Zudem zahlen sie dadurch auch weniger lange ins Pensionssystem ein. „Der frühe Tod gleicht das dann auch nicht aus“, meint Effertz: „Denn im Schnitt sterben RaucherInnen „nur“ etwa 3,5 Jahre vor NichtraucherInnen.“ Zudem hinterlassen die meisten RaucherInnen Witwen bzw. Witwer, die dann eine Witwenrente beziehen.
Die Situation in Österreich
In Österreich raucht – ähnlich wie in Deutschland – rund ein Drittel der Bevölkerung. „Es ist also durchaus zulässig, eine ähnliche Kostenberechnung zugrunde zu legen“, meint Effertz. Verringert um den Faktor 10 (Bevölkerung Deutschland rund 80 Mio. – Österreich rund 8 Mio.) ergäbe sich daher ein jährlicher volkswirtschaftlicher Schaden von rund 3,35 Milliarden Euro.
Mit Tabaksteuern nahm der Österreichische Staat im Jahr 2014 1,7 Millionen Euro ein. Es zeigt sich also, dass die Kosten, die aufgrund von Krankheit, Frühpensionierung und früheren Tod entstehen, rund doppelt so hoch sind, wie die Einnahmen aus der Tabaksteuer. Effertz schlussfolgert aus seiner Studie jedenfalls, dass eine weitere Erhöhung der Zigarettenpreise ebenso sinnvoll wäre, wie mehr Präventionsprogramme und Unterstützung für Aufhörwillige.
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