Keine Landwirtschaft ohne Leidenschaft
Vom Stall ins Amt oder ins Büro – der Nebenerwerb ist die Zukunft der Pongauer Landwirtschaft.
"Bevor ich in die Gemeinde fahre, kehre ich meinen Kühen noch das Heu vor die Mäuler. Da suchen sie dann die Kräuter raus und sind beschäftigt, bis ich zurückkomme. Das passiert schon im Bussiness-Outfit", erzählt Sebastian Pirnbacher und putzt sich Heu vom feinen Zwirn. So wie dem St. Veiter Bürgermeister geht es vielen Pongauern. Von unseren 1.800 Landwirten sind 1.140 Nebenerwerbsbauern. "Sie sehen den Nebenerwerb als Chance, nicht von einem Bereich abhängig zu sein. Gleichzeitig fordert die Doppelbelastung gutes Zeitmanagement und birgt die Gefahr der Überbelastung", weiß der Obmann der Bezirksbauernkammer, Silvester Gfrerer, "Ohne Leidenschaft geht es nicht."
Ausgleich zum Amt
"Für mich ist es selbstverständlich trotz meines Amtes den Hof fortzuführen", beteuert Pirnbacher. Von unseren 25 Ortschefs sind sechs auch Landwirte. Die meisten Nebenerwerbsbauern sind aber im Tourismus anzutreffen. "Durch den Nebenerwerb spezialisieren sich unsere Bauern immer stärker auf weniger arbeitsintensive Produkte. Der Anstieg der Mutterkuhhaltung auf 758 Betriebe ist dadurch bedingt", wissen Gfrerer und Pirnbacher. Wirtschaftlich würden sie sich den Abbau gesetzlicher Barrieren wünschen, die den Nebenerwerbsbauern beim Zuverdienst oft steuerliche und gewerblich Probleme bereiten. "Neben dem Hofbetrieb zu arbeiten, ist die Zukunft im Pongau. Wir müssen unsere Familienbetriebe erhalten, denn flächenmäßig zu wachsen oder Höfe zu industrialisieren ist in unserem Gebiet nicht möglich", erklärt der Bauernobmann, "außerdem vertrauen die Konsumenten auf unsere kleinstrukturierte wie nicht maschinelle Landwirtschaft" – und das ist wichtig, schließlich setzen immer mehr der 865 Biobetriebe auf Direktvermarktung sowie immer mehr Konsumenten auf Regionalität.
Zur Sache:
Pongau aus der Sicht der Bezirksbauernkammer:
Die Anzahl der landwirtschaftlichen Betriebe liegt bei 1.805 (Stand 2011). Vor fünf Jahren waren es noch ca. 1.859, vor zehn Jahren rund 1.874 Betriebe.
Davon sind 865 Biobauern, 810 Haupterwerbs- und 1.140 Nebenerwerbsbetriebe.
Die land- und forstwirtschaftlichen Flächen belaufen sich zu 14.292 Hektar auf mehrmädhige Wiesen, zu 1.727 ha einmähdige Wiesen, 6.721 ha Heuweiden, 46.272 ha Almen und Bergmähder, 70.798 ha Wald und zu 18.372 ha auf sonstige Flächen. Im Pongau leben 29.353 Rinder, (19 pro Halter).
Milchkühe grasen 6.733 Stück auf unseren Weiden (sieben pro Halter).
Es gibt ca. 580 Almen im Bezirk.
16.000 Rinder und 900 Pferde verbringen jährlich den Sommer dort.
Fotos: Matthias Leinich
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