Theater St. Margarethen
MIT VIDEO – Von den kleinen und großen Beamten
MIT VIDEO – Thomas Kerschhaggl, der Intendant der Theatergruppe St. Margarethen im Lungau, im Interview: "Unser Stück zeigt einiges über das Beförderungswesen in der Beamtenschaft."
ST. MARGARETHEN. Die Theatergruppe St. Margarethen im Lungau spielt in der kommenden Bühnensaison „Weekend im Paradies“. Dieser deutsche Schwank von Franz Arnold und Ernst Bach über die Beamtenschaft wurde im Jahre 1928 in Berlin uraufgeführt. In der Volksschule St. Margarethen feiert es am 28. Dezember 2019 Premiere. Aufführungen gibt es dann bis Anfang März 2020. Es ist die bislang größte Produktion des St. Margarethener Ensembles, diesmal mit 17 Akteuren und neun Personen im Hintergrund. Heuer sind einige Jungschauspieler dabei, die aus einem von Intendant Kerschhaggl veranstalteten Workshop hervorgingen. Erstmals wird eine Rolle doppelt besetzt: Hannah Kerschhaggl und Annemarie Schiefer (sie hätte sonst Theaterkarenz machen müssen) werden alternierend spielen. Wir haben Intendant Tom Kerschhaggl zum Stück befragt; er gab uns Antworten – einige mit satirischem Augenzwinkern.
Welches Klischee eines typischen Beamten wird in diesem Stück vermittelt?
TOM KERSCHHAGGL: „Dass ein hochrangiger Beamter nicht unbedingt besser sein muss als ein kleiner. Es zeigt einiges über das Beförderungswesen, nämlich wie dieses funktionieren kann: etwa über Seilschaften, die oft auf südländischen Urlaubsinseln geknüpft werden. Oft nicht befördert werden übrigens die Fleißigen, wohingegen – so zeigt es unser Stück – die unscheinbaren Lobbyisten nach oben kommen.“
Wenn Sie Ihr Stück anschauen, was raten Sie einem Beamten für seine Karriere?
KERSCHHAGGL: „Einem 'kleinen Beamten' rate ich, eine Urlaubsinsel aufzusuchen und zu hoffen, dass Unerwartetes eintritt; denn oft wird ein kleiner Mann durch eine plötzliche Welle nach oben gespült. Einem 'großen Beamten' rate ich hingegen, solche Urlaubsdestinationen tunlichst zu meiden, denn in jeder hübschen Bluse kann sich eine Kamera verstecken, gell.“
Was halten Sie von der aktuellen Beamtenregierung in Österreich?
KERSCHHAGGL: „Zum Verwalten sehr gut; zum Wirtschaften eher schlecht, weil sie keine parlamentarische Mehrheit hinter sich hat und deshalb die Zuckerl der Parteien umsetzen muss, ob sie will, oder nicht. So gesehen, sehen auch Beamte beim Anschaffen alt aus – so wie eben viele Politiker am Ende ihrer Periode oder Karriere.“
Wie können Politiker jung aussehen?
KERSCHHAGGL: „Oh, der größten Fehler jedenfalls, den Politiker machen können, ist die Ankündigung eines Bürokratieabbaus, weil just dann haben viele Beamte verständlicherweise Angst ob ihrer Existenz und denken nach, was sie nicht alles machen können, um wichtig zu erscheinen. Und wenn die Beamten zu werken beginnen, dann sprießen die grauen Haare – in der Politik und im Amte.“
Vielleicht noch ein Wort Ihrerseits zum Abschluss!?
KERSCHHAGGL: Umso näher die Politik oder die Beamtenbürokratie am Volk geschieht, desto besser ist sie; je weiter weg, desto schlechter. Wir von der Theatergruppe suchen jedenfalls stets – und das mittlerweile seit 50 Jahren – die Nähe unseres Publikums.“
>> Video: Balthasar Kerschhaggl war vor 50 Jahren eines der Theatergruppen-Gründungsmitglieder. Er erinnert sich in diesem Clip...
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