Selbstfahrende Autos: "Es findet bereits eine Revolution statt, die vielen nicht klar ist"
Alexander Mankowsky ist Zukunftsforscher bei der Daimler AG. Im Zuge des Ars Electronica Festivals stellt er den Mercedes-Benz F 015 vor. Das Auto für das Jahr 2030.
BezirksRundschau: Sie sind bereits 25 Jahre bei Mercedes-Benz als Zukunftsforscher tätig. Wird man realistischer, wenn einen die Zukunft immer wieder einholt?
Alexander Mankowsky: Nein. Man sieht wie schnell sich Dinge ändern können. Denken Sie an die Berliner Mauer, keiner hielt deren Fall für realistisch und plötzlich ging es ganz schnell. Und so war es auch mit dem Wiener Übereinkommen über den Straßenverkehr. Bis März 2014 musste in allen Ländern jedes Fahrzeug im Straßenverkehr von einem Menschen gelenkt werden. Nun sind automatische Fahrsysteme erlaubt, solange sie in das jeweilige nationale Straßenverkehrsrecht integriert werden.
Bis alle rechtlichen Rahmenbedingungen für selbstfahrende Autos geklärt sind, wird es aber noch dauern?
Das passiert bereits und wird sich wahrscheinlich über die nächsten 20 Jahre erstrecken. In den USA gibt es jetzt schon Strecken, wo Transportmittel wie der Inspiration Truck autonom fahren dürfen. Und es gibt auch den Wunsch vieler Menschen nach diesen Systemen. Sie wollen sich entspannen, Zeitung lesen etc. Die Leute wollen den Stress raushaben.
Wie sieht es von der technischen Seite aus? Der Mercedes F 015 gilt als Auto für 2030. Was wird sich bis dahin tun?
Es gibt eine sehr große Bandbreite an Entwicklungen. Es ist wichtig zu wissen, dass auch Drohnen und Produktionsroboter in die freie Wildbahn entlassen werden. Es findet eine Revolution statt, die vielen gar nicht so klar ist.
Viele Menschen können sich nicht vorstellen, wie das funktionieren kann.
Unser Ziel ist es, dass das Auto ständig mit seiner Umwelt kommuniziert. Es muss sich einfügen in unser menschliches Netzwerk.
Wie wird das aussehen?
Wir haben im Verkehr eine nonverbale Kommunikation. Mittels Licht kann das Fahrzeug zum Beispiel dem Fußgänger vermitteln, ob es beim Schutzweg stehen bleibt oder durchfährt. Genauso kann der Fußgänger dem Auto mit einem Schritt Richtung Zebrastreifen signalisieren, dass er die Fahrbahn überqueren will. Man muss das lernen. Aber das mussten wir bei den Ampeln auch.
Ist die Zeit von Erdöl als Antrieb am Ablaufen?
Entweder-oder-Modelle gibt es nicht. Die Konventionellen werden immer unkonventioneller. Die Zukunft liegt aber in der Elektrifizierung des Antriebs.
In Linz wird mit dem Westring eine neue Autobahn gebaut. Endgültige Fertigstellung ist 2029. Ist das sinnvoll?
Ja, wenn man sie so baut, dass man sie demontieren kann.
Das haben Sie jetzt diplomatisch gesagt.
Wenn wir selbstfahrende Autos haben, brauchen wir diese Autobahnen nicht mehr. Eine Autobahn ist für die zukünftigen Autos von der Infrastruktur her zu starr. Aber wenn man sie zerlegen kann, könnte es tatsächlich ein Exportschlager werden.
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