Fan-Aufruf
LASK auf der Suche nach dem verlorenen Pokal
Ein Verein auf der Suche nach der Geschichte: Beim LASK ist man darum bemüht, die eigene Klubgeschichte zu rekonstruieren.
LINZ. Spuren, oder viel mehr Fragmente aus den Anfängen österreichischer, aber auch Linzer Fußballgeschichte, sind rar zu finden. Aufschluss geben oft nur mündliche Überlieferungen, oder heute noch kaum zu bekommende Festschriften des LASK selbst, da diese verloren gegangen sind, so wie nahezu der gesamte Bestand der schwarz-weißen Geschichte in Form von Bildern, Pokalen, Wimpeln oder Chroniken. Problematisch für einen Traditionsklub, der dessen Historie auch lebt, wo Fanlieder wie "Wir sind der LASK seit 1908" von den Rängen schallen. Wie bereits in der letzten Ausgabe berichtet, feierte der LASK am 18. Oktober den 90. Jahrestag des Staatsmeistertitels 1931. Informationen dazu sind dünn gesät.
Schwierige Spurensuche
Eine Aufgabe, die sich schwierig gestalten könnten, wie auch Geschäftsführer Andreas Protil gegenüber der StadtRundschau anspricht: "Die Situation ist die, dass es sehr schwierig ist, unterschiedlichste Formen schwarz-weißer Geschichte zusammenzutragen, wenngleich wir mit Familien ehemaliger LASK-Spieler in Verbindung stehen. Es ist jedenfalls kein leichtes Unterfangen." In naher Zukunft soll den Fans die Geschichte "ihres" Klubs präsentiert werden. In welcher Form dies geschehen soll, ist jedoch offen. "Ich könnte mir vorstellen, dass wir im neuen Stadion Vitrinen aufstellen, um Exponate zu präsentieren. Dafür müssen wir jedoch welche bekommen. An der Stelle möchte ich unsere Fans aufrufen, einen aktiven Beitrag an diesem Vorhaben zu leisten. Es geht nicht darum, dass wir etwas geschenkt bekommen, vielmehr würden wir uns schon über Leihgaben freuen", sagt Protil.
"Ort der Geschichte" als Ziel
Diese Erinnerungsstücke fehlen vielfach im schwarz-weißen Lager. Vieles ist mittlerweile in privater Hand, denn viele Fans versuchen, auf diesem Weg Klubgeschichte zu konservieren. Immer wieder ist zu hören, dass die einst reichen Bestände einer mehr als einhundert Jahre andauerenden Historie um die Jahrtausendwende verloren gegangen sind. Wo und auf welche Art und Weise, ist unbekannt. Licht ins Dunkle hinsichtlich der schwarz-weißen Vergangenheit könnte Günther Waldhör bringen, der wohl kaum wie jemand anderer die Geschichte "seiner" Athletiker kennt und sich mit Redakteur Benjamin Reischl vor kurzem darum bemühte, Zugang zu den Gründungsakten des LASK im Oberösterreichischen Landesarchiv zu erhalten. "Ich würde mir wünschen, gerade jetzt, wo der LASK das Stadion baut, dass man versucht, die Vereinsgeschichte bestmöglich zu rekonstruieren. Man muss nicht in der Vergangenheit leben, doch ist sie wesentlicher Bestandteil der Klubgeschichte." Waldhör spricht damit das an, was sich viele Athletiker wünschen - einen Ort, der die Geschichte des Klubs präsentiert und an die junge Generation weitergibt. Waldhör wirft nach: "Das ist eine Chance, die sich jetzt bietet und dann wieder für die nächsten 80, 90 Jahre verschwindet."
Auf der Suche nach? Titeln, Pokalen und der Identität.
Universitätsprofessor Michael John, der sich in seinem breiten Forschungsschwerpunkt nicht nur mit der Wirtschaftsgeschichte und städtischer Sozialgeschichte beschäfigt, sondern zuletzt auch an der Landesausstellung 2021 mitwirkte, spricht die soziale Komplexität des Fußballs, insbesondere hinsichtlich der sozialen Mileus und deren kollektiven Vorstellungen, die mit diesem in Verbindung stehen, an: "Fußball hat nicht nur mit Geld und Show, sondern auch mit Phantasie, Kreativität, Gefühl, mit Tradition, Motivation, Kunst und Können zu tun. Für viele Menschen ist wichtig, was im Zusammenhang mit Fußball geschah, ganz besonders für Vereinsanhänger. Erzählungen und Erinnerungsstücke sind ein wichtiges Verbindungselement zwischen Gestern, Heute und Morgen. Was wäre der Fußballsport ohne seine Erinnerungskultur – ein kurzfristiges Geldgeschäft."
Bewusstsein beim LASK vorhanden
"Der LASK ist sich seiner Vergangenheit bewusst. Schon bei der Übernahme 2013 ist es darum gegangen, nicht irgendeinen Klub zu retten, sondern den LASK, damit seine Geschichte weitergeschrieben wird. Das war der Hauptgrund aller Beteiligten", sagt LASK-Kommunikationschef David Obererlacher, der die Geschichte des Vereins besonders hervorhebt.
Damit sich der status quo nicht wiederholt und für den Klub historische Ereignisse nicht erneut in den Tiefen der Vergangenheit versinken, wird es notwendig sein, die letzten Jahre penibel mit Herzblut zu dokumentieren, denn an Ereignissen waren sie reich und für die Fans sind es Trophäen, Pokale, Trikots und vor allem die Klubfarben, die nicht nur an die Vergangenheit erinnern, sondern auch den Weg in die Zukunft weisen und Abstrakes zu Konkretem wird.
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