Busbucht beim Lentos
Update: Alle vier Eichen sind gefällt worden
Update 27.7.21: Nun sind alle vier Bäume gefällt worden. Zwar konnten Aktivisten am zweiten Tag wieder zwei Bäume besetzen und deren Fällung verzögern, die anderen beiden wurden jedoch schon in der Früh umgeschnitten und mit den Bauarbeiten begonnen. Die Polizei verzichtete auf eine Räumung – die beiden übrigen Bäume wurden dann gefällt, als die Aktivisten abgezogen sind.
"Vorerst haben Sie gesiegt", sagt Oberinspektor Herbert Hanl in Richtung der Baumschützer. Stadtpolizeikommandant Karl Pogutter hat entschieden, die beiden besetzten Bäume heute nicht zu räumen. Auf einem saß wieder ein Aktivist in der Baumkrone, an den zweiten Baum hatte sich ein anderer angekettet. Die übrigen beiden Bäume konnten von den Mitarbeitern der Stadt Linz aber problemlos gefällt werden. In diesem Bereich haben die Bauarbeiten zur Erweiterung der Busbucht auch schon begonnen. Für die Baumschützer ist die Verzögerung ein symbolischer Erfolg, auch wenn ihnen klar ist, dass sie die Bäume nicht dauerhaft schützen können. Schon morgen dürften die anderen beiden Bäume Geschichte sein.
Video vom zweiten Tag:
+++Bericht vom ersten Tag +++
Pünktlich zum Baubeginn haben Aktivisten in der Früh die Bäume bei der Lentos-Busbucht besetzt, um ihr Abholzen zu verhindern. Vizebürgermeister Hein erteilte der Forderung nach einer Nachdenkpause jedoch eine Absage. Morgen geht der Konflikt in die nächste Runde.
LINZ. "Es ist ein gutes Gefühl, so nahe beim Baum zu sein", erzählt Silvia Mayer, nachdem sie mehr als zwei Stunden auf einem Baum an der Rechten Donaustraße verbracht hat. Nur als die großen Maschinen anrückten, sei ihr mulmig geworden. Mayer ist eine von vier Aktivisten, die heute im Morgengrauen jene vier Bäume besetzt haben, die der Erweiterung der Busbucht beim Lentos zum Opfer fallen sollen. Es sei heutzutage leider notwendig, sich für die Natur einzusetzen, so Mayer. Am Boden wurden die Baumbesetzer von rund 20 Aktivisten unterstützt, darunter Vertreter der Baumrettungsinitiative, der Initiative Verkehrswende Jetzt" und der Linzer KPÖ.
Wie berichtet, soll die Bucht breiter und länger werden, um Verkehrsbehinderungen durch schlampig einfahrende Busse künftig zu verhindern. Aber nicht nur das Fällen der Bäume sorgt für Kritik, auch der Radweg soll deutlich schmäler und mit dem ebenfalls dahinter verlaufenden Gehweg zusammengelegt werden. Einmal mehr würden die Interessen des motorisierten Individualverkehrs über jene der Fußgeher, Radfahrer und der Natur gestellt.
Eine Frage von Zentimetern
"Verkehrspolitischen Dilettantismus" nennt Günter Eberhardt von der Linzer Baumrettungsinitiative den Plan, zumal sich die Busspur aus seiner Sicht verbreitern ließe, ohne die Bäume zu fällen. Um das zu verdeutlichen, zückt er sogleich das Maßband: Eine Vergrößerung von 2,50 Meter auf 2,80 Meter anstatt der geplanten drei Meter, würde den Bussen genug Platz bieten und die Bäume nicht berühren, rechnet Eberhardt vor. Überhaupt sei die Bushaltespur nur ein kleiner Nebenschauplatz, der keine wesentlichen Verbesserungen bringe. "Hauptursache für die Linzer Verkehrsmisere ist der seit Jahrzehnten fehlende Generalverkehrsplan mit dem schnellen Ausbau des öffentlichen Verkehrs", so Eberhardt.
Keine Nachdenkpause
Die Aktivisten wollen die Bauarbeiten behindern und dadurch eine Nachdenkpause erzwingen. Die wird es aber wohl nicht geben, wie Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) auf Nachfrage der StadtRundschau bekräftigt. "Der Umbau wurde mit allen Sachverständigen auf das Notwendigste lange abgestimmt und im Gemeinderat mehrheitlich beschlossen. Ich muss diesen Beschluss umsetzen", so Hein. Man habe die schonendste Variante gewählt.
Aktivisten kommen wieder
Die Bauarbeiter nahmen die Besetzung jedenfalls gelassen und arbeiteten um die Aktivisten herum. Ohnehin ging es heute nur um das Aufstellen der Bauzäune. Die Bäume würden laut Auskunft der Arbeiter auch nicht von ihnen, sondern von der Stadt Linz gefällt – morgen oder übermorgen sei es wohl so weit. Ob das so einfach über die Bühne geht, wird man sehen. Die Aktivisten haben bereits angekündigt, morgen wiederzukommen. "Ich schaue, dass ich wieder da bin und mein Bestmöglichstes tue", sagt Baumbesetzerin Mayer.
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