Pfarrstrukturreform Diözese Linz
"Wollen als Kirche sichtbar und wirksam bleiben"
Sinkende Mitgliederzahlen und Personalmangel stellen die Katholische Kirche in Oberösterreich vor große Herausforderungen. Diözesanbischof Manfred Scheuer brachte deshalb im Jahr 2021 die Pfarrstrukturreform auf den Weg. Die Zusammenlegung einzelner Pfarrgemeinden und neu gegründete Seelsorgeteams sollen die Glaubensgemeinschaft auf pastoraler Ebene zukunftsfit und wirtschaftlich effizienter machen. Mit Anfang 2025 bricht das Dekanat Linz-Mitte in neue Zeiten auf. Acht verschiedene Pfarrgemeinden werden zur Pfarre Linz-Mitte unter der Leitung eines neu gebildeten Pfarrvorstandes.
LINZ. Im September 2021 hat die Diözese Linz mit der Umsetzung der oberösterreichischen Pfarrstrukturreform begonnen. 39 Dekanate – bestehend aus 487 eigenständigen Pfarren – werden plangemäß bis 2028 in 39 Pfarren umgewandelt. In der Landeshauptstadt leistete das ehemalige Dekanat Linz-Nord als nunmehrige Pfarre Urfahr-St. Junia Pionierarbeit. Nach eineinhalb Jahren Vorbereitung zieht das Dekanat Linz-Mitte mit Beginn des neuen Jahres nach. Auf rund 20.000 Katholiken wird sich die Strukturreform mehr oder weniger unmittelbar auswirken.
Acht Pfarren werden zu einer
Zum Dekanat Linz-Mitte zählen acht Pfarrgemeinden, die im Jänner 2025 zur Pfarre Linz-Mitte werden. Diese umfasst die Gemeinden Don Bosco, Heilige Familie, St. Severin, St. Martin am Römerberg, St. Margarethen, St. Konrad, die Stadtpfarre sowie die Dompfarre. Als übergeordneter Pfarrer wird Martin Füreder in der Verantwortung stehen, Monika Weilguni übernimmt die Funktion der Pastoralvorständin, Andreas Janschek jene des Verwaltungsvorstands. Gemeinsam ist das Trio in Zukunft als Pfarrvorstand für die pastorale Gestaltung und die wirtschaftliche Ausrichtung in der Pfarre Linz-Mitte verantwortlich.
Pfarrer Martin Füreder sieht die notwendige Strukturreform positiv. "In der Gesellschaft, und so auch in der Kirche, befindet sich vieles in einem Wandlungsprozess. Mit der Zusammenlegung der Pfarrgemeinden können wir neue pastorale Schwerpunkte setzen und damit auch Druck von einzelnen Gemeinden nehmen, dass nicht überall alles umgesetzt werden muss, vor allem wenn die Ressourcen nicht mehr wie in der Vergangenheit verfügbar sind." Füreder spricht damit den Fachkräftemangel innerhalb der Katholischen Kirche an. "Wir verfolgen ja schon seit einigen Jahren die Entwicklung, dass immer weniger Menschen sich zum Priestertum oder zur Arbeit als Seelsorger berufen fühlen."
Seelsorgeteams teilen sich Aufgaben
Ein Paradigmenwechsel war also notwendig, wie Pastoralvorständin Monika Weilguni erläutert. "Schon jetzt hatten wir unterschiedliche Leitungsmodelle – diesen einen Pfarrer gibt es halt einfach nicht mehr. Deshalb setzen wir künftig auf ein Seelsorgeteam mit hauptamtlicher Begleitung – mit priesterlichem Dienst oder einem Priester als Pfarrvikar an der Seite." Eine der großen Fragen sei, wie man als Kirche weiterhin relevant für die Menschen bleiben könne. "Da verstrickt man sich schnell in strukturelle oder formale Themen, wir müssen uns aber immer wieder fragen, wie es gelingt, weiterhin Christin und Christ zu sein", betont Weilguni.
Ebendarum sei es wichtig, in allen Stadtteilen präsent zu bleiben, ergänzt Füreder. "Wir möchten uns stärker vernetzen und professionalisieren. Wichtig ist auch, dass wir in den Bereichen Öffentlichkeitsarbeit und Präsenz in den Sozialen Medien andockfähiger werden als bisher – genau dafür gibt es jetzt auch den neuen Beruf des Verwaltungsvorstands."
"Wollen wirksam und sichtbar bleiben"
Als Verwaltungsvorstand wird sich Andreas Janschek nicht nur in die Optimierung digitaler Synergien und die Vereinheitlichung operativer Prozesse einbringen, sondern vor allem den wirtschaftlichen Part verantworten. Manche Pfarrgemeinden verfügen über eine großzügige Infrastruktur, die kaum noch bespielt werden kann, dafür aber hohe Erhaltungskosten verursacht. "Tendenziell stagnieren beziehungsweise gehen die Kirchenbeiträge zurück – die Haupteinnahmequelle wird also nicht größer. Als Diözese stellt sich somit die Frage, wie wir Erlöse erzielen können. Da wissen wir auch, dass das vom Kerzerl verkaufen allein nicht funktionieren wird."
Fremdvermietung sei hier ein probates Mittel, führt Janschek aus und nennt mit der Pfarrgemeinde St. Severin ein erfolgreiches Beispiel. Dort wurde der große Pfarrhof an einen Bauträger übergeben und gleichzeitig ein hoher Bauzins vereinbart, der in den kommenden Jahrzehnten die Grundfinanzierung des Pfarrareals absichert. Dennoch gebe es ein gewisses Spannungsfeld zwischen einzelnen Pfarrgemeinden, stellt der designierte Verwaltungsvorstand fest.
Veränderung ohne zu überfordern
"Es ist sicherlich die Herausforderung, hier zwischen den unterschiedlichen Voraussetzungen der einzelnen Pfarrgemeinden in Linz-Mitte einen guten Ausgleich zu finden. Im Vordergrund steht aber, dass wir angetreten sind, um als Katholische Kirche im Stadtzentrum weiterhin wirksam und sichtbar zu sein - aber in einem wirtschaftlich darstellbaren Rahmen - und zwar genau in dieser Reihenfolge und nicht umgekehrt." Es sei zudem wichtig, die Menschen mit den anstehenden Veränderungen nicht zu überfordern. "Da besteht kein Grund zur Sorge, wir werden mit Bedacht die geplanten Veränderungen in die Wege leiten, unsere Ziele dabei aber nicht aus den Augen verlieren."
Linz-Nord: "Haben Umstellung gut gemeistert"
Der zukünftige Pfarrvorstand Linz-Mitte hatte in der einjährigen Vorbereitungsphase für die Strukturreform den Vorteil, aus den Erfahrungen der Kollegen der nunmehrigen Pfarre Urfahr-St. Junia zu lernen. Dort begleitete Pastoralvorstand Matthias List den Wandlungsprozess. "Wir waren bei den ersten fünf Dekanaten dabei, die umgestellt wurden. Nicht alles lief reibungslos, muss ich zugeben. Schwierigkeiten gab es aufgrund verschiedener Rechtsmeinungen oder bei der Handhabung der Finanzen. Da war die eine oder andere Pfarrgemeinde dabei, die Angst um ihr angespartes Vermögen hatte. Ich kann aber versichern, dass keine Umverteilungen auf Kosten der eigenen Gemeinde stattfinden."
"Gibt jetzt mehr Bezugspersonen"
Die Pfarre Urfahr-St. Junia ist seit Jänner 2023 reformiert. Bei der Suche nach Seelsorgern hatte man laut List keine Probleme. "Zunächst war die Stimmung bei der Umsetzung der Ziele noch etwas angespannt. Mittlerweile hat sich einiges gefügt, und ich kann sagen, dass unser Team mit Pfarrer Zarko Prskalo und Verwaltungsvorstand Günter Wolfinger die vielfältigen Aufgaben gut gemeistert hat – die Menschen schätzen es, dass es jetzt innerhalb der Pfarre mehrere Bezugspersonen gibt."
Mehr zum Thema Pfarrstrukturreform auf: dioezese-linz.at
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