Keine Pläne und viele offene Fragen
SPÖ und FPÖ wollen Hängebrücke im Gemeinderat "durchboxen"
Schon am 2. Juli will der Gemeinderat über eine Flächenumwidmung für die geplante Hängebrücke über die Donau entscheiden. Grüne, Neos, ÖVP und KPÖ üben heftige Kritik am Vorgehen im Projekt. Plötzlich ist die Rede von einem neuen Parkdeck beim Zooareal. Die Stimmen von SPÖ und FPÖ reichen jedoch für eine Zustimmung.
LINZ. "Die anfänglichen Bedenken der Aufsichtsbehörde beim Land Oberösterreich konnten durch den Projektbetreiber zwischenzeitlich zerstreut werden", so Infrastrukturstadtrat und Vizebürgermeister Markus Hein (FPÖ) in einer Aussendung am 22. Juni. Die zuständige Stelle des Landes befürchtete vor allem eine Veränderung des Landschaftsbildes und den Verlust der Naturbelassenheit des Landschaftsraumes. Durch entsprechende Auflagen sollen diese Probleme aber geklärt sein. Daher soll bereits am 2. Juli eine Flächenumwidmung für das Projekt im Gemeinderat beschlossen werden. Die FPÖ sagte ihre Zustimmung bereits vorab zu.
Grüne fordern Absetzung von der Tagesordnung
Viel zu schnell geht das den Linzer Grünen. Viele Fragen seien noch ungeklärt. "Bis jetzt liegt den MandatarInnnen kein detailliertes Projekt vor, es gibt keine vertragliche Vereinbarung zwischen Stadt und Investor", kritisiert Umweltstadträtin Eva Schobesberger (Grüne). Sie fordert daher die Absetzung des Antrags von der Tagesordnung. Außerdem soll das Projekt vom Gestaltungsbeirat und der städtebaulichen Kommission begleitet werden. "Es kann nicht sein, dass ein derart markantes Gebilde einfach nach Gutdünken des Investors errichtet werden darf", so Schobesberger.
Neos kritisieren fehlende Transparenz
Klare Informationen fordert auch Neos-Gemeinderat Lorenz Potocnik. "Von Anfang an fordere ich klare Informationen, Pläne und das Geschäftsmodell des Projektwerbers. Das ist wichtig um das Risiko und die Auswirkungen auf die Stadt beurteilen zu können", so Potocnik. Nur auf drängende Nachfrage habe er vom Bau eines Parkdecks am Areal des Linzer Zoos und der Errichtung eines Gastrobetriebes erfahren. Offene Fragen gäbe es laut Potocnik auch zum Geschäftsmodell und zur Verantwortlichkeit im Falle einer Insolvenz seitens des Betreibers. Er befürchtet eine mögliche Belastung der Steuerzahler im Falle eines Scheiterns des Projekts.
Zoo bestätigt Gespräche
Tanja Zizdai, Direktorin des Linzer Zoos bestätigt gegenüber der StadtRundschau Gespräche mit der Stadt Linz und dem Projektbetreiber. Man befinde sich "in laufenden Verhandlungen". Die vorhandenen Parkplätze seien laut Zizdai jedoch auf jeden Fall ausreichend für die Zoobesucher. Für das Projekt der Hängebrücke gäbe es "Punkte für und wider". Gesprochen werde neben dem Bau eines möglichen Parkdecks auch über einen gemeinsamen Eingangsbereich, aber auch das sei noch in der Schwebe.
ÖVP: Keine Blanko-Zustimmung
„Von uns gibt es sicher keine Blanko-Zustimmung für ein Projekt, das wir gar nicht richtig kennen“, sieht Elisabeth Manhal, designierte Klubobfrau der Linzer Volkspartei, noch viele Lücken beim geplanten Bau einer Donau-Hängebrücke bis zum Zoo auf die Windflach. „Es gibt noch sehr viele offene Detailfragen, bis zu deren Lösung wir im Gemeinderat sicher unsere Zustimmung verweigern.“ Auch die ÖVP sieht viele Fragen bezüglich Verkehr und Umwelt noch nicht geklärt.
KPÖ: Null Nutzen für Linzer Bevölkerung
Null Nutzen für die Linzer Bevölkerung und gravierende negative Auswirkungen für die Umwelt und die Verkehrssituation am Pöstlingberg ortet die KPÖ. "Die tonanebenden Parteien sollten ihre Energie nicht auf solche fragwürdigen Projekte, sondern auf die tagesaktuellen Bedürfnisse der Stadtbevölkerung für leistbares Wohnen, soziale Absicherung und Forcierung des öffentlichen Verkehrs konzentrieren", so Gemeinderätin Gerlinde Grünn.
Bürgerinitiative "Pro Pöstlingberg"
Auch die Bürgerinitiative "Pro Pöstlingberg" meldet sich mit großen Bedenken zur geplanten Flächenumwidmung zu Wort. Sie befürchtet dauerhafte negative Auswirkungen auf das Leben am Pöstlingberg und am Freinberg. Die Parkplatzsituation sei bereits jetzt am Wochenende und Feiertagen angespannt und die Pöstlingbergbahn während der Saison überlastet. In der Vorlage der Bau- und Bezirksverwaltung seien die Punkte der Parkplatzproblematik und der fehlenden Infrastruktur sowie der anzunehmenden Lärmbelästigung nicht berücksichtigt. Die Bürgerinitiative äußert in einem offenen Brief ihre Vermutung, dass diese Fakten bewusst "unter den Tisch gekehrt" würden.
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