Nachwuchs fürs Ehrenamt
"Freiwillige muss man begeistern, nicht nur suchen"
Ein Thema beschäftigt gerade viele Vereine und Organisationen – wie gewinnt man heutzutage Freiwillige. Vor allem die jüngere Generation will sich nicht mehr langfristig verpflichten. Über mögliche Strategien wurde beim forum.engagiert Mitte April in Linz diskutiert. Wir haben mit dem Veranstalter – dem Verein "füruns" sowie zwei Linzer Vereinen über neue Wege der Freiwilligengewinnung gesprochen.
LINZ. "Kein Verein in Oberösterreich kommt ohne Freiwillige aus", sagt Magdalena Plöchl, beim Verein "füruns" zuständig für den Bereich Freiwilligenarbeit. Der Linzer Verein – vielen noch unter dem Namen Unabhängiges Landesfreiwilligenzentrum (ULF) bekannt – berät Interessierte, Engagierte und Freiwilligenorganisationen und vermittelt Möglichkeiten, sich zu engagieren. Erst Mitte April veranstaltete "füruns" das forum.engagiert, das sich heuer mit einem Thema beschäftigte, mit dem aktuell fast alle Vereine konfrontiert sind: der Gewinnung von neuen Freiwilligen. "Der demografische Wandel beschäftigt uns alle – vom kleinen Kulturverein bis zur großen Sozialorganisation", berichtet Plöchl.
Aktuell engagieren sich vor allem Ältere
Aktuell engagieren sich vor allem Ältere. Der Nachwuchs fehle häufig. Etwa 60 oberösterreichischen Organisationen und Vereinen aus den unterschiedlichsten Bereichen diskutierten beim forum.engagiert darüber, wie man mehr jüngere Menschen für freiwilliges Engagement gewinnen könne. "Zuallererst muss man sich überlegen, wen genau man ansprechen will. Die Jüngeren dürfen nicht als eine homogene Gruppe gesehen werden", betont Plöchl. Einige Organisationen überlegen sich deshalb vorab, was Jugendliche interessiert und wie diese Hobbys in das Engagement integriert werden könnte.
Den Jungen kommt es verstärkt auf den Sinn an
"Ein Verein, der Menschen mit Beeinträchtigungen betreut, veranstaltet deshalb jetzt Nachmittage, an denen zusammen Computerspiele gespielt werden – ein Versuch, Jugendliche zu motivieren", berichtet Plöchl. Außerdem sei es heutzutage wichtig, den Sinn der Tätigkeit hervorzuheben. "Freiwillige muss man begeistern, nicht nur suchen", fasst Plöchl zusammen. Das versucht unter anderem das Rote Kreuz Oberösterreich. Denn auch dort fehlt, vor allem im Rettungsdienst und bei "Essen auf Rädern" , der Nachwuchs. "Wir arbeiten gerade an einem Culture-Change", meint Paul Reinthaler, Bezirksgeschäftsleiter für Linz-Stadt & Linz-Land, "Wertschätzung im Umgang miteinander und Spaß an der Tätigkeit sollen im Vordergrund stehen." Schulungen und Ausbildungen dienen ebenfalls als Motivation.
Freiwillig, aber flexibel und ungebunden
"Jüngere Menschen ziehen immer häufiger projektbezogene Tätigkeiten fixen Verpflichtungen vor", berichtet Plöchl. Flexiblere und ungebundene Möglichkeiten würden eher dem Zeitgeist entsprechen. "Und gar nicht selten werden aus diesen dann langfristige Freiwillige", so Plöchl. Immer auf der Suche nach freiwilligen Lesementorinnen und -mentoren ist der Linzer Verein ibuk. Aktuell betreuen im Projekt "Lesetandem" 137 Freiwillige etwa 300 Lesekinder – rund 100 weitere stehen auf der Warteliste. "Eine Stunde pro Woche reicht schon aus", betont ibuk-Geschäftsführerin Fatima Malic. Die Lesezeiten können mit dem Kind individuell vereinbart werden, die Dauer ist mit einem Semester überschaubar.
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