Linza G'schichten
Das ist jetzt sein Bier
Christopher Kocian pendelt für seine Liebe zum Bierbrauen bis an die tschechisch-polnische Grenze.
LINZ. So wirklich interessiert für das Bierbrauen hat sich Christopher Kocian eigentlich nie. Doch im Leben kommt es immer anders, als man denkt. Die Familie des Studenten erbte nach dem Tod seines Großvaters eine kleine Brauerei im tschechischen Städtchen Hlučín nahe der polnischen Grenze. Seither hat sich alles verändert. Kocian schmiss Studium und Karriere über den Haufen und machte sich selbstständig. Nun sind Themen wie Maischen, Läutern und Gären seine Welt. Die Faszination Bierbrauen habe ihn "richtig gepackt", sagt Kocian, der nun regelmäßig zwischen dem 450 Autokilometer von Linz entfernten Hlučín hin- und herpendelt.
Echte Handarbeit
Dort steht seine eigene Craft-Bier-Brauerei mit insgesamt fünf Mitarbeitern. Natürlich hilft auch die Familie tatkräftig mit. Bis zu 1.000 Hektoliter werden in der kleinen Brauerei im Jahr gebraut und in Handarbeit abgefüllt. "Craft-Bier ist für mich mit Handarbeit und Muskelkraft verbunden – vom Maischen angefangen bis zur Abfüllung. Bei uns ist alles Handarbeit, bis auf die Nutzung von Rührwerk, Pumpen und Rohren. Schöpfen wäre bei 2.000 Litern pro Sud doch etwas schwierig", erzählt Kocian. Das Bier transportiert er dann in Flaschen und Fässern mit dem eigenen Auto nach Linz. Hierzulande sind Veranstaltungen oder private Feiern sein Hauptgeschäft. Wenn das Bier Anklang findet, wird er oft weiterempfohlen.
Wenn Kocian dann in Linz ist, lässt ihn, neben seinem Studium, die Brau-Faszination auch hier nicht los. Gerade baut er zu Hause seine eigene Nano-Brauerei auf, wo er mit kleinen Mengen an den verschiedensten Geschmacksrichtungen experimentiert. "Biertrinker sind eher traditionell eingestellt", meint Kocian, obwohl er auch merke, dass gerade die jüngeren Biertrinker offener für neue Geschmacksideen seien. Sein Plan laute dennoch, "eine leichte Kreativität in traditionelle Bierstile zu bringen".
Unterschiedliche Vorlieben
Ein Vorhaben, das dem Neu-Braumeister viel Geduld abverlangt. Er selbst sagt: "Bierbrauen, das ist Kochen mit nur einer Chance. Das Ergebnis sieht man je nach Bierstil erst nach Monaten." Bisher hat Kocian helles und ein dunkles Bier im Angebot, dazu ein unfiltriertes Zwickl sowie ein leichtes Schankbier. Auch verschiedene "Avar"-Radler gibt es. Die Bier-Vorlieben in Österreich und Tschechien unterscheiden sich dabei durchaus. "In Österreich muss das Bier strohgelb, karbonisiert und eiskalt sein. Die Tschechen mögen es eine Spur dunkler und vollmundiger. Und zu kalt sollte es dort auch nicht sein", weiß Kocian.
Wer sich von seiner neu entdeckten Liebe zum Bierbrauen selbst überzeugen möchte, kann das in Linz etwa im "Restaurant Rauner" tun. Dort kann man das tschechische Craft-Bier genießen.
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