Blackout-Experiment
24 Stunden lang stromfreie Bude
Wenn Lockdown nicht genug ist. BezirksRundSchau-Redakteur Andreas Baumgartner ging einen Tag lang in den freiwilligen Blackout.
LINZ. Zack und finster – plötzlich war der Strom weg. Ich aktiviere die Taschenlampe am Handy und taste mich vom Sofa zum Stromkasten vor. Eigenartig, der FI-Schalter ist nicht gefallen. Hier scheint noch alles in Ordnung zu sein. Ich schaue aus dem nächsten Fenster, beim Nachbarhaus brennt auch kein Licht mehr – am Hang gegenüber sind auch alle Lichter aus, langsam frage ich mich: Ist das ein Blackout?
Jetzt nur keinen Stress
So könnten die ersten Minuten nach einem großflächigen Stromausfall aussehen. Heute ist zum Glück alles nur Übung. Ich drehe an einem Freitagabend freiwillig den Strom für 24 Stunden ab und schaue, was passiert. In etwa so lange kann der Wiederaufbau des Stromnetzes nach einem großflächigen Ausfall dauern, haben mir Experten in den letzten Wochen erzählt.
Zum Glück nicht im Aufzug
Immerhin bin ich zu Hause, denk’ ich mir. Ich könnte jetzt auch in einem Aufzug festhängen oder am Skilift. Zunächst sorge ich für Licht – LED-Taschenlampen und ein solarbetriebenes Camping-Licht habe ich dafür zu Hause. Dann fülle ich ein paar Flaschen Wasser ab, nur zur Sicherheit, wer weiß, wie lange der Wasserhahn noch läuft. Licht und Wasser seien dabei gar nicht das Dringlichste, erklärt mir Markus Unterauer.
Von wegen Campingurlaub
Der Gründer der Facebook-Seite „Notfallvorsorge in der Stadt“ sagt: „Im Krisenfall ist alles, was für weniger Stress sorgt, hilfreich.“ Das könne der Mineralwasservorrat, ein stets halb voller Tank im Auto oder aber auch ein Kartenspiel sein. Ich entscheide mich für eine Partie „Siedler“ mit der Freundin. Weil nachts künstliches Licht wegfällt, werden wir schneller müde. Gegen 22 Uhr fallen wir ins Bett. Am nächsten Tag wachen wir mit dem ersten Tageslicht auf. In der Wohnung ist es merklich kälter – kein Wunder, auch die Fußbodenheizung benötigt Strom.
Schnell merke ich: Wie ein gemütlicher Campingurlaub wird mein Blackout-Experiment nicht. Ich kann kein Wasser aufkochen. In der Abstellkammer liegen zwar acht Gaskartuschen, der Campingkocher ist aber kilometerweit weg: Im Campingbus, der gerade im Winterquartier bei Freunden steht.
Kein Kaffee, kein Internet
Ohne Kaffee, Tee oder wärmende Suppe wird es jetzt rasch ungemütlich. Weil Kühlschrank und Tiefkühlfach mittlerweile abtauen, verfrachte ich die restlichen Essensvorräte auf den Balkon. Verkochen kann ich nichts davon – jetzt sitze ich eingegraben unter der Decke am Sofa und ärgere mich über meine schlechte Planung. Ob ich auch mit ein paar Teelichtern Wasser zum Kochen bringen kann? Normalerweise würde ich nun im Internet nachschauen, und mir ein paar Lifehacks holen. Leider ist auch das Handynetz seit Stunden ausgefallen. Wäre jetzt wirklich Blackout, hätte ich sicher auch schon die Nachbarn um Hilfe gebeten. Aber, der Strom ist ja nicht wirklich weg – zumindest weiß ich jetzt, was zu tun wäre, um gerüstet zu sein. Als die Sonne untergeht, endet mein Experiment. Meine Erkenntnis: Glück ist, wenn im Haus das Licht angeht und die Espressokanne auf der Kochplatte faucht und blubbert.
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