Gibt so viele Kennzeichnungen
Reisecker wird als neuer Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich gehandelt
Franz Reisecker, Vizepräsident der Landwirtschaftskammer Österreich, spricht im Interview mit der StadtRundschau über EU-Förderungen, Futterkosten, Lebensmittel-Kennzeichnungen und zukünftige Chancen unserer Landwirte.
StadtRundschau: Wie sehen Sie die derzeitige Lage der ober-
österreichischen Landwirte?
Franz Reisecker: Wir haben derzeit, was die EU-Ausgleichszahlungen betrifft, noch Sicherheit bis 2013. Auch am Markt sind die Aussichten relativ positiv. Der Getreidebereich ist positiv, der Milchbereich stabil. Probleme haben wir in der Veredelung (Nutztierhaltung), vor allem in der Schweineproduktion, wo hohe Futterkosten durch gute Getreidepreise und auch die Diskussionen rund um den Tierschutz Schwierigkeiten bereiten.
StadtRundschau: Es wird kolportiert, dass die EU-Agrarförderungen ab 2014 um 25 Prozent schrumpfen werden.
Reisecker: Das wäre ein massiver Kahlschlag. Gerade in Österreich haben wir noch eine sehr kleinbäuerliche Struktur. Hier noch 25 Prozent wegzunehmen würde bäuerliche Betriebsschließungen noch wesentlich beschleunigen. Die Landschaftspflege würde sicher auch darunter leiden.
StadtRundschau: Sie haben selber einen Schweinemastbetrieb. Was macht es schwierig, in diesem Bereich zu überleben?
Reisecker: Viele Bauern überlegen, die Ernte des heurigen Getreides teilweise zu verkaufen und nicht zu veredeln. Wir haben einerseits steigende Futterkosten und andererseits sinkende Fleischpreise. Diese werden am europäischen Markt gemacht. Dank des AMA-Gütesiegels und einigen Qualitätsprogrammen liegen wir aber über dem Durchschnitt.
StadtRundschau: Stichwort AMA-Gütesiegel. Warum haben wir keine stärkere, offensichtlichere Kennzeichnung heimischer Produkte?
Reisecker: Wir versuchen hier auf allen Linien massiv Druck zu machen, dass die Kennzeichnung für den Konsumenten klarer wird. Der Konsument tut sich derzeit extrem schwer, zu erkennen, was von der Produktion her aus Österreich ist. Es gibt so viele Kennzeichnungen, die den Anschein erwecken, das Produkt kommt aus Österreich, kommt es aber nicht. Es ist extrem wichtig zu wissen, was woher kommt. Wir verlangen von der Regierung und der EU, dass das diese Kennzeichnung auch mit einer entsprechenden Größe auf den Packungen drauf ist.
StadtRundschau: Wer verhindert das derzeit und schaut, dass die Kennzeichnungen klein bleiben?
Reisecker: Das ist eine Wettbewerbsfrage. Je mehr Möglichkeiten ich habe, das Produkt billigst am europäischen oder sogar am Weltmarkt einzukaufen und dann sogar noch als österreichisches Produkt zu verkaufen, desto mehr Spannen kann ich erzielen.
StadtRundschau: Seit dem EU- Beitritt sperren täglich zwölf Landwirte zu.
Reisecker: Das Zusperren bäuerlicher Betriebe hatten wir vor dem EU-Beitritt genauso. Was den Welthandel betrifft, wäre die Landwirtschaft in Österreich ohne die EU sicher nicht besser dran. Wir hätten ähnliche Rahmenbedingungen, aber nicht die Sicherheiten und Ausgleichszahlungsmöglichkeiten, die wir von der EU haben.
StadtRundschau: Wie kommt es, dass Stiftungen aus Vaduz in Oberösterreich Agrarförderungen beziehen und kleinbäuerliche Betriebe zusperren müssen?
Reisecker: 90 Prozent der Ausgleichszahlungen fallen bei uns auf rein bäuerliche Betriebe. Man sollte flächengebundene Landwirtschaft unterstützen. Wo tatsächlich auch eine Fläche dahintersteht und nicht riesige Stallungen, die ohne Flächen produzieren.
StadtRundschau: Wie sehen Sie die Zukunft der Landwirte?
Reisecker: Steigender Nahrungsmittelbedarf und die Energieproduktion sind Chancen für uns. Mein Zukunftsgedanke ist, den Konsumenten als Partner im Boot zu haben. Konsumenten sollten erkennen, dass man für hochwertige Lebensmittel auch ein bisschen mehr Geld ausgeben kann.
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