Alexa & Co: "Ungeahnte Einblicke ins Privatleben"
Smarte Geräte wie Alexa und Co erleichtern das Leben – ein Missbrauch ist jedoch nicht ausgeschlossen.
Der Staubsaugerroboter reinigt den Boden, der ferngesteuerte Herd heizt per App den Backofen vor. Smarte Geräte können uns den Alltag erleichtern. Bekanntestes Beispiel ist der Lautsprecher Echo von Amazon mit Sprachassistentin "Alexa". Sie kann zum Beispiel Musik wiedergeben, auf Termine hinweisen und Produkte beim Online-Händler Amazon bestellen. "Derartige Geräte sind der Einstieg in das Smarthome, welches viele Komfortfunktionen in privaten Haushalten ermöglicht", sagt Michael Sonntag, stellvertretender Vorstand des Instituts für Netzwerke und Sicherheit an der Johannes Kepler Universität. Gleichzeitig bieten diese Geräte aber "neue Möglichkeiten der Manipulation und Angriffe", warnt der Experte.
Probleme mit Datenschutz
Ein Problem ist, dass viele Geräte keine Sprecherkennung und damit Identifizierung der Person besitzen. So können auch Besucher Einfluss auf das Gerät nehmen. Weiters bestehen Datenschutzprobleme. Damit sie uns auf intelligente Weise Arbeit abnehmen können, müssen die Geräte wissen, was wir von ihnen wollen. Dafür sammeln sie permanent Daten. "Da diese Systeme praktisch ausnahmslos mit dem Anbieter verbunden bleiben müssen, erhält dieser bisher ungeahnte und detaillierte Einblicke ins Privatleben." Das Geschäftsmodell vieler dieser Firmen ist es, mit den Daten der Kunden Profit zu machen, entweder durch den Verkauf der Daten oder zur Verwendung für interne oder externe Werbung. Sonst wären derartige Geräte viel teurer. "Man bezahlt einen Teil des Kaufpreises und für den Komfort mit seinen persönlichen Daten." Ein weiteres Problem ist die Verfügbarkeit: "Ein Schlüssel öffnet eine Tür auch ohne Strom, doch bei Störung des WLAN oder der Internetverbindung bleibt sie zu. Damit entstehen neue und zusätzliche Abhängigkeiten, sowohl zum direkten Betreiber oder Verkäufer der Geräte wie auch von der Infrastruktur."
Tipps vom Experten
In Bezug auf die Geräte selbst und die Verwendung der gesammelten Daten könne man als Benützer praktisch nichts tun, so Sonntag – man müsse dem Anbieter und den gesetzlichen Regelungen vertrauen. Der Experte hat jedoch ein paar Ratschläge für die Benützung: "Vielfach gibt es die Möglichkeit, die beim Anbieter gespeicherten Daten einzusehen bzw. zu löschen. Dies sollte man gelegentlich durchführen. Weiters ist auf die Sicherheit des eigenen WLANs besonders zu achten, da fast alle Geräte damit verbunden sind. Eine weitere Maßnahme ist, spezielle Accounts nur für diese Geräte anzulegen und nur wenige, wenn überhaupt, Mobilgeräte damit zu verbinden. Dies bedeutet natürlich gleichzeitig eine Reduktion der Qualität/Funktionalität. Weiters sollte für wichtige Aktivitäten, wie zum Beispiel die Bestellung von Waren, ein Passwort oder ein PIN-Code vergeben werden. Dabei ist Vorsicht geboten: Kinder könnten sich diesen schnell merken, wenn sie ihn hören, und die nächste online Eis-Bestellung wird schon geliefert."
Fehleranfällige Systeme
Heutzutage weisen die Geräte noch einige Fehler auf. Sonntag hat ein paar abschreckende Beispiele parat: "Da viele Geräte derzeit keine Sprechererkennung besitzen bzw. diese nicht sehr zuverlässig ist, sowie oft kaum sonstige Sicherheitsmaßnahmen bestehen, kann etwa das Putzpersonal jederzeit die nächsten Arzttermine abfragen. Ein anderes Beispiel ist, wenn ein Angreifer in die Sprechanlage den Befehl ,Öffne die Tür’ brüllt, sobald man diese beantwortet. Ist das Türschloss mit dem Smart-Home-System verbunden, würde die Tür heute wahrscheinlich sofort aufgehen. Ähnliches wurde schon erfolgreich mittels Fernsehwerbung durchgeführt: Kommandos in der Werbung haben derartige Geräte aktiviert, um die Werbebotschaft zu verstärken. Ein anderes Beispiel sind digitale Wecker mit Videokonferenz-Funktion, die sehr hilfreich sein könnten, um mit Verwandten in Kontakt zu bleiben. Doch bedeutet dies unter Umständen, dass permanent eine Kamera auf das eigene Bett gerichtet ist. Gelingt es einem Hacker, darauf Zugriff zu erlangen, könnte die Veröffentlichung der Filme vielen Leuten miss- (aber auch ge-)fallen."
Starke Weiterentwicklung
Künftig werden sich die smarten Geräte noch stark weiterentwickeln. Zu rechnen ist mit einer Verkleinerung und Integration in immer mehr Gegenstände sowie mit einer Verbesserung des Verstehens von Sprachbefehlen. Auch eine Integration bzw. Erweiterung der Ausgabe, etwa auf Fernseher, per Projektion auf Wände, Einblendung in Brillen oder „Einflüsterer“ im Ohr wird es geben. Ein Thema ist auch „Splitting“, also ein Angebot von einem integrierten System, das verschiedenste Geräte aus einer Hand oder nach einem Modell erfasst, sowie Universalgeräte, welche die Einbindung diverser Produkte verschiedenster Hersteller anbieten.
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