Gemeindebau Landstraße: Auf einmal waren die Rollstühle verschwunden
Zwei Rollstühle eines behinderten Mannes sind von einen Tag auf den anderen aus einem Gemeindebau verschwunden. War die Hausbetreuung von Wiener Wohnen da? Wurden die Rollstühle gestohlen, wurden sie von Wiener Wohnen entsorgt? Die Aussagen sind widersprüchlich.
LANDSTRASSE. Iljas Jusic besitzt zwei Rollstühle. Einen Sportrollstuhl, mit dem der junge Mann Fußball spielt, und einen privaten Rollstuhl – für die Erledigungen des Alltags. Am Freitag, den 17. November, waren die Rollstühle noch da. Sie standen am Radabstellplatz der Stiege 4 im Gemeindebau Kardinal-Nagl-Platz 14 in der Landstraße.
Iljas hatte seine beiden Elektro-Rollstühle immer dort abgestellt. Ihm war jedoch bewusst, dass Wiener Wohnen das nicht gern sah. „Die hatten auch schon einen Zettel aufgehängt, dass Fahrräder und Gegenstände bis zum 20. November entfernt werden müssen, sonst würden sie entsorgt“, gibt der junge Mann zu. Doch am 17. November hatte er die beiden Elektro-Rollstühle noch am Radabstellplatz abgestellt – wie immer. Auch, weil er sich alleine sehr schwer damit tut, seine Rollstühle an einem anderen Platz unterzubringen. „Ich kann sie nicht allein in die Wohnung bringen. Das schaff ich nicht“, sagt er. Er brauche dafür Hilfe. Sein Assistenten, der regelmäßig zu ihm komme, übernehme diese Aufgabe meistens. Hin und wieder seien auch Freunde da, die ihm helfen würden.
So sollte es auch am Samstag, den 18. November, sein. Einige Freunde des jungen Mannes besuchten ihn und er bat sie, die Rollstühle in seine Wohnung zu bringen. Doch dazu kam es nicht mehr. Denn die Rollstühle waren weg.
Gestohlen oder entsorgt?
„Es wurden im besagten Zeitraum von Wiener Wohnen vor Ort keine Entrümpelungen durchgeführt - das können wir also definitiv ausschließen. Wiener Wohnen hat dies dem Mieter Anfang der Woche auch schon persönlich mitgeteilt“, lässt die Pressestelle von Wiener Wohnen schriftlich wissen. Es sei bestimmt jemand von der Hausbetreuung in der Anlage gewesen und habe zumindest Fahrräder mitgenommen, sagen die Nachbarn. Einer der Nachbarn vermutet, die Mitarbeiter hätten die Rollstühle mitgenommen.
Bei Wiener Wohnen selbst hat Iljas einige Male angerufen. „Die haben mir gesagt, dass sie nicht in der Anlage gewesen sind und die Rollstühle nicht entsorgt haben. Dann hieß es, dass doch jemand in der Anlage war, aber nur Räder mitgenommen hat“, erzählt er.
Seither hängen Aufrufe in der Gegend rund um den Gemeindebau. Iljas wendet sich darin an seine Nachbarn und bittet um Mithilfe. Ob jemand etwas Auffälliges gesehen habe oder ob jemand wisse, wo die Rollstühle sind, fragt er. Auch eine Anzeige bei der Polizei hat er schon gemacht. Der junge Mann ist verzweifelt, denn ohne seine Rollstühle ist sein Alltag eine schier unmögliche Herausforderung. Und er weiß nicht, wo seine Rollstühle sind – und wo er anfangen soll zu suchen.
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