Marokkanergasse
Der Kampf um die Parkplätze
Der zweite Abschnitt der Marokkanergasse wird 2020 umgebaut. Nicht jeder ist mit dem Ergebnis zufrieden.
LANDSTRASSE. Parkplätze oder Bäume, Bebauen oder Grünflächen erhalten. Diese Debatten gab es im vergangenen Jahr in der Landstraße zu Hauf. Und 2020 geht es weiter.
Im Fokus steht derzeit die Marokkanergasse. Dort wird seit Oktober umgebaut. Aufgrund von Zeitschäden müssen die Fahrbahn saniert, der Gehsteig neu gemacht und die Parkbereiche neu gepflastert werden. Im Zuge dessen werden sechs Bäume gepflanzt. Der erste Bauabschnitt von der Strohgasse bis zur Zaunergasse wurde bereits 2019 fertiggestellt, der zweite Abschnitt von der Strohgasse bis zum Rennweg folgt nun. Die Fertigstellung ist bis zum Frühjahr geplant, heißt es von der MA28 (Straßenbau).
Kampf gegen die Hitze
Doch Baumpflanzungen bedeuten in diesem Fall auch den Verlust von insgesamt zehn Parkplätzen. Das missfällt so manchem Anrainer. Christian Ebner gründete die Bürgerinitiative "Rettet unsere Parkplätze" und möchte mit einer Unterschriftenliste und Flyern auf die Situation aufmerksam machen. "Es ist schwer, hier einen Parkplatz zu finden. Es kommt auf den Tag an, aber vor allem am Wochenende ist es meist voll", sagt er. Im Zuge der Arbeiten wurden die Schrägparkplätze in Fahrtrichtung auf der linken Seite in Längsparkplätze umgewandelt - zum Ärger von Ebner. "Ich bezahle das Parkpickerl, bekomme aber nicht die Leistung dafür", beklagt er. "Das verschlechtert die Lebensqualität und auch die Umwelt leidet darunter, wenn die Leute Runden fahren, um einen Parkplatz zu suchen".
Bezirksvorsteher Erich Hohenberger (SPÖ) verweist auf die Klimadebatte: "Aufgrund der Klimakrise gibt es Vorgaben, Bäume zu pflanzen. Und die Instandsetzung der Marokkanergasse war notwendig". Das Argument lässt Ebner nicht gelten. "Die paar Bäume werden den Klimawandel nicht in den Griff bekommen", sagt er. "Da wäre es besser gewesen, man hätte die Aspanggründe nicht verbaut. Außerdem gibt es im Umfeld viel Grünraum - den Stadtpark, den Belvederepark oder den Botanischen Garten".
Nicht alle Anrainer denken so wie Ebner. Bei einem Lokalaugenschein trifft die bz auf Stefan Müller. Zehn Jahre hat er hier gelebt, seine Arbeitsstätte befindet sich noch immer ums Eck. "Ich habe gemerkt, wie heiß es hier im Sommer war, die Luft stand. Ich bin dankbar über jeden Baum, den wir bekommen", sagt er und fügt hinzu: "Der erste Abschnitt des Umbaus gefällt mir sehr gut. Aufgrund der schönen Häuser in der Marokkanergasse ist ein gepflegtes Äußeres wichtig."
Die FPÖ Landstraße stellte übrigens einen Antrag in der Bezirksvertretung auf Abwendung des Parkplatzverlustes. Vergeblich - alle anderen Parteien stimmten dagegen. 30 Unterschriften hatte Ebner mit seiner Initiative bereits gesammelt. Die wird er jedoch nie vorlegen können. "Die Liste lag in einem Lokal auf - doch plötzlich war sie verschwunden", meint er. "Ob mit Absicht oder nicht - jemand muss sie mitgenommen haben". Aufgeben will er aber nicht. "Vielleicht wird ein Kompromiss gefunden."
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