Franziskusspital Landstraße
Am Festtag in der Palliativstation arbeiten
Felix Blum arbeitet als Pfleger in der Palliativstation des Franziskusspitals in der Landstraße. Dort betreut und begleitet er todkranke Menschen. Im Raum der Stille, einem Rückzugsort für Patienten und Patientinnen, Angehörige und auch Fachpersonal erzählt er MeinBezirk von seinem Beruf.
WIEN/LANDSTRASSE. In der Palliativstation im Franziskus Spital in der Landstraßer Hauptstraße 4a herrscht reges Geschehen. Im sogenannten Raum der Stille, der sich im hinteren Teil der Abteilung befindet, ist von dieser Aufregung nichts zu spüren. "Patienten, Patientinnen und Angehörige können sich hier zurückziehen, um die Diagnose zu verarbeiten. Aber auch Pflegepersonal, Ärzte und Ärztinnen kommen hierher, um einen ruhigen Moment zu finden", erzählt der 28-Jährige.
Blum arbeitet seit etwa drei Jahren als Pflegekraft in der Palliativstation. Ursprünglich kommt er aus Vorarlberg, seit 20 Jahren lebt er in Mödling. "Palliativbetreuung ist ein harter Bereich. Die Patienten und Patientinnen sind schwerkrank, wir nehmen uns Zeit für sie", erklärt der 28-Jährige. Es sei wichtig, den Unterschied zwischen Palliativbereich und Hospiz zu kennen. "Wir arbeiten hier medizinisch am Ziel, die Leute wieder entlassen zu können. Wir versuchen, die Erkrankten zu stabilisieren, dass sie zum Beispiel nochmal zuhause Weihnachten feiern können. Wenn eine Pflege zuhause nicht möglich ist, werden die Personen im Hospiz untergebracht", erklärt Blum.
16 Menschen mit 16 Bedürfnissen
Bei der "normalen Pflege gehe es darum, den Personen nach einem Eingriff möglichst schnell wieder fit zu machen. Hier liege das Wohlbefinden im Vordergrund: "Wir haben 16 Betten. Darauf liegen 16 Persönlichkeiten mit individuellen Ansprüchen und Bedürfnissen", so Blum: "Das Zwischenmenschliche ist hier sehr wichtig, wir gehen auf die Menschen ein und reden viel mit ihnen. Wir sind ihre Bezugs- und Vertrauenspersonen".
Arbeiten wird Blum auch am 24. Dezember: "Das ist eine bewusste Entscheidung von mir. Ich weiß, ich kann danach zu meiner Familie. Die Patienten und Patientinnen müssen hier bleiben, das ist an so einem emotionalen Festtag nicht einfach. Deshalb möchte ich zu Weihnachten für sie da sein".
Aktiv spreche er es nicht an, aber oft werde der bevorstehende Tod doch zum Thema: "Für einige hier kann es durchaus das letzte Weihnachten sein. Umso mehr muss man das Fest genießen". Eine Herausforderung seien die Gespräche mit den Angehörigen: "Die Menschen werden mit dem imminenten Tod konfrontiert und wir fangen sie ab. Der Tod ist schwerer für diejenigen, die danach trauern müssen".
Zigaretten und Wein
Oft liege die Palliativbetreuung "nur" darin, die Patienten und Patientinnen beim Sterben zu begleiten: "Wenn die Person nicht essen will, muss er nicht essen. Wenn er ein Glas Wein will, bekommt er es". Auch der gelegentliche Gang zur Zigarette sei willkommen: "So bekommen wir die Leute aus dem Bett, sie machen eine Runde. Das hat manchmal mehr Wert als der Verzicht aufs Nikotin".
Wenngleich Palliativ mit negativen Gefühlen assoziiert werde, sei der Leitgedanke eigentlich ein positiver, findet Blum: "Im Fokus steht der Mensch und seine Bedürfnisse. Es ist wichtig, seine Emotionen wahr- und ernstzunehmen".
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