Alle TVB-Mitglieder sollen den Namen bestimmen
Soll der TVB "Ferienland Kufstein" in Zukunft TVB "Kufsteinerland" heißen, oder TVB "Kufstein"? Am 31. März sollen die Mitglieder abstimmen. Nachdem die Wogen im Vorfeld bereits massiv hoch gingen, konnte ein "Runder Tisch" die Spannungen entschärfen.
BEZIRK (nos). Am 19. Februar vergangenen Jahres wählte der Tourismusverband (TVB) "Ferienland Kufstein" einen neuen Vorstand und Aufsichtsrat. Im Rahmen der Generalversammlung präsentierte Obmann Johann Mauracher auch die Pläne für die zukünftige Ausrichtung des TVB. Hierzu hielt Klaus-Dieter Koch (Brand Trust GmbH) ein Impulsreferat zu Wiedererkennungswert und Alleinstellungsmerkmalen von Marken.
Workshop-Prozess in Gang gesetzt
Eine "Kerngruppe aus 50 bis 60 maßgeblichen Personen" in und um den TVB beschäftigte sich in mehreren Workshops über das ganze Vorjahr verteilt mit einem "Markenbildungsprozess" unter Begleitung von Koch – in deren Freizeit und ehrenamtlich, wie betont wird. Kochs "Brand Trust GmbH" bekam mit Unterstützung durch das Land Tirol 80.000 Euro für die Beratungstätigkeiten, wie Obmann Johann Mauracher auf Nachfrage bestätigte.
Relativ rasch kam in diesen Treffen heraus, dass sich der TVB auch über den eigenen Namen Gedanken machen müsse. Einerseits, weil die Assoziation "Ferien" nicht mehr sonderlich zeitgemäß sei, andererseits, weil der sperrige Name von Medienmachern nicht gerne im Sinne der Eigentümer verwendet werde. Zu oft falle das "Ferienland" in der Berichterstattung unter den Tisch. Eine Umbenennung war zwar nicht im eigentlichen Markenprozess mit eingeplant, die Argumentation sei aber für alle Beteiligten nachvollziehbar gewesen. Man einigte sich im Lauf der Workshops auf "Kufsteinerland" als "Bezeichnung für eine authentische Region" und dessen "verbindende" Wirkung zwischen der Festungsstadt und den Umlandgemeinden. Zudem "verbinde" man im TVB mehrere Ausrichtungsansätze: Sport, Kultur, Natur und Gesundheit.
Ergebnisse präsentiert
Am frühen Nachmittag des 19. Februar wurden der Projektgruppe, dem Vorstand und einigen Bürgermeistern (darunter Josef Dillersberger – Schwoich, Hermann Ritzer – Bad Häring und Christian Ritzer – Niederndorf) die neue Marke, die Strategie und die Gesamtgestaltung, inklusive "Kufsteinerland", präsentiert. Die Anwesenden zeigten sich durchaus angetan, wie von mehreren Quellen berichtet wird. Obmann Johann Mauracher war dabei nicht anwesend, er weilte privat im Ausland.
Etwas mehr als eine Stunde vor der Präsentation kam es allerdings bereits zu einer Vorstandssitzung, wie Markus Atzl bestätigt: "Wir haben dort beschlossen, uns von der Krücke 'Kufsteinerland' zu trennen und den Namen 'Kufstein' zu wählen." Begründet wurde dies mit dem bestehenden Markenwert von "Kufstein" und seiner prägnanten Kürze im Vergleich zu "Kufsteinerland".
Obmann Johann Mauracher sagte auf Nachfrage der BEZIRKSBLÄTTER, er wisse nicht, dass eine Sitzung stattfand oder ein Beschluss gefasst worden sei, er war nicht anwesend. Die Sitzung "wurde selbstverständlich auch protokolliert", so Atzl. Feschäftsführer Stefan Pühringer entschärft: "Das war nur ein informelles Treffen, keine reguläre Sitzung in diesem Sinn."
Am 24. Februar tagte der Aufsichtsrat des Noch-"Ferienlands". Dieser Beschloss mit sechs Ja- gegen zwei Nein-Stimmen bei einer Enthaltung der Vollversammlung den Namen "Kufstein" für den TVB als Empfehlung vorzulegen.
Dagegen sprachen sich der Bad Häringer Hotelier Peter Mayer und der Ebbser "Oberwirt" Martin Gasser aus. Sie kritisierten sowohl die symbolträchtige Verkürzung, die die Umlandgemeinden außen vor lasse, als auch die Art und Weise der Beschlussfassung – immerhin habe man in einem langwierigen Prozess in großer Runde das "Kufsteinerland" herausgearbeitet.
Digitaler Papierkrieg
Seinem Ärger über die Vorgehensweise machte Mayer in einer Email an die Projektgruppenmitglieder Luft, der sich zahlreiche weitere anschlossen. Dieser digitale Schriftverkehr liegt auch den BEZIRKSBLÄTTERN vor. Darin kritisieren unter anderem auch die Bürgermeister von Bad Häring, Schwoich, Erl und Langkampfen die Namensverkürzung. Wichtige Sponsoren und Unterstützer des TVB brachten ebenso ihren Unmut über die Vorgehensweise "einiger Leute" aus, die "aus reinem Eigennutz versuchen, Macht in bestimmten Gremien zu nutzen und auf aggressive Art und Weise den eigenen Leuten in den Rücken zu fallen". Sie betonen, dass der Prozess "gemeinsam erarbeitet" wurde und beklagen, dass "nun diese sämtlichen Bemühungen mit einem Fußtritt ins Abseits befördert werden", sprechen davon, als "Puppen" und "Marionetten" verwendet zu werden und zeigen sich "zutiefst enttäuscht". "In höchstem Maße unprofessionell" sei dieses Vorgehen gegenüber den Mitgliedern, die "unter enormem Zeit- und Ressourcenaufwand", "unbezahlt im gesamten letzten Jahr" am Prozess mitarbeiteten.
Aus Bad Häring wurden sogar Stimmen laut, dass man sich im Ort auch vorstellen könne, einem anderen TVB anzugehören, da man "ohnehin schon für die Kufsteiner geografisch im Abseits steht". Obmann Mauracher glaubt hingegen eher an eine Erweiterung des Gebiets, als an ein Ausscheren der Knappengemeinde: In Walchsee, derzeit im TVB Kaiserwinkl, würden "gute Gespräche" geführt.
"Positive Dynamik in Gang gesetzt"
Ein offenbar erfolgreicher Versuch die Wogen noch einmal zu glätten wurde am 1. März unternommen, ein "Runder Tisch" sollte Klärung bringen. Dort verständigte man sich nun darauf, bei der Vollversammlung des TVB am 31. März die Mitglieder der drei Stimmgruppen "ganz demokratisch", so Mauracher, über den künftigen Namen abstimmen zu lassen. Die Mitglieder werden beide Varianten vorgelegt bekommen.
"Die Stimmung war gut", erklärte Alexander Busche (Tiroler Festspiele Erl) zum "Runden Tisch". "Wir haben uns ausgesprochen, es war sehr produktiv", stellte Sandra Bodner (Bodner Bau) gegenüber den Bezirksblättern fest. Dieser Auffassung schließt sich auch die Niederndorfer LA Barbara Schwaighofer (Gästehaus Schwaighofer) an: "Das war eine richtig gute Diskussion, einige Bedenken konnten rasch ausgeräumt werden und ich glaube, die Tendenz geht ganz eindeutig in Richtung 'Kufsteinerland'. Wir werden am 31. März wohl ein eindeutiges und für alle tragbares Ergebnis haben." Schwaighofer habe in den vergangenen Tagen auch "mit mehreren Bürgermeistern, die am 1. März verhindert waren, gesprochen", um sich deren Bedenken anzuhören.
"Beim Namen scheiden sich die Geister", weiß auch TVB-GF Pühringer. Auch er wertete die Stimmung beim Treffen am Dienstag als "sehr positiv". "Unser Statement aus Expertensicht war: das hat das Workshop-Team ausgearbeitet, und da sollten wir dahinter stehen", so der GF weiter.
Um den Mitgliedern der TVB-Vollversammlung ein möglichst objektives Bild zur Abstimmung vorzulegen, hat Pühringer am Donnerstag, dem 3. März, ein Meinungsforschungsinstitut mit einer Telefonumfrage beauftragt. Die beiden möglichen, künftigen Namen sollen sowohl in den neun Verbandsgemeinden als auch in den relevanten Märkten getestet werden. Damit hätten die Stimmberechtigten am 31. März in Bad Häring eine Entscheidungshilfe.
"Aus dieser Verstimmung hat sich mittlerweile eine positive Dynamik entwickelt", stellt Pühringer fest, der auf eine rege Teilnahme an der Vollversammlung hofft, um einen möglichst breiten demokratischen Prozess zu gewährleisten.
Auch Pühringer traf, aus einem terminlichen Zufall heraus, in den letzten Tagen bereits mehrere Bürgermeister der Region – der TVB plant, unterstützt vom Land Tirol und den Gemeinden, eine Infrastrukturoffensive über die nächsten drei Jahre mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 500.000 Euro. Natürlich war die Umbenennung auch hier ein Thema. Die meisten Bürgermeister in den Umlandgemeinden wären mit "Kufsteinerland" glücklicher, stellt der Geschäftsführer fest.
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Aktuelle Besetzung
Vorstand: Obmann Johann Mauracher (Hotel Sonnhof,Thiersee), erster Stellvertreter Markus Atzl (Stadtwerke Kufstein – ersetzte im Oktober 2015 Thomas Sappl, Hotel Andreas Hofer, Kufstein), zweiter Stellvertreter Georg Hörhager (Hotel Postwirt, Ebbs). Kooptiert: Emanuel Präauer (TopCity Kufstein).
Aufsichtsrat: Vorsitzender Helmut Naschberger (Rechtsanwalt, Kufstein), Stellvertreter Simon Hermann Huber (Hotel Stadt Kufstein), Peter Mayer (Hotel Panorama Royal, Bad Häring), Erwin Bernhard (Autohaus, Langkampfen), Richard Hirschhuber (Auracher Löchl, Kufstein – er rückte für Atzl nach), Martin Gasser (Oberwirt, Ebbs), Martina Anker ("Beim Dresch", Erl), Christa Rass (Hattenhof, Schwoich) und Barbara Schwaighofer (Gästehaus, Niederndorf). Kooptiert: Richard Summerer (Gasthof Wildbichl, Niederdorferberg). Gemeindevertreter: Bürgermeister Martin Krumschnabel (Kufstein), Bürgermeister Hannes Juffinger (Thiersee).
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