Unterwegs mit der Bergwacht rund um die Festungsstadt

Anrainer entsorgen ihren Rasenschnitt und Bio-Abfälle "am Roa" – "Das geht gar nicht", weiß Bruno Marcher und dokumentiert die Stelle.
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  • Anrainer entsorgen ihren Rasenschnitt und Bio-Abfälle "am Roa" – "Das geht gar nicht", weiß Bruno Marcher und dokumentiert die Stelle.
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KUFSTEIN (nos). Ehrenamtlich in der Freizeit aktiv, aber hochoffiziell im Auftrag des Landes im Einsatz: Das ist die Bergwacht. Die von den Bezirkshauptmannschaften angelobten "Hilfsorgane" überwachen zahlreiche Landesgesetze, wie etwa das Tiroler Naturschutzgesetz mit den dazugehörigen Verordnungen, das Abfallwirtschaftsgesetz, Campinggesetz, Feldschutzgesetz, Teile des Landespolizeigesetzes und noch einige mehr. Zudem sind die Bergwächter auch in der Katastrophenhilfe aktiv und kontrollieren Berg- und Almhütten auf Beschädigungen und Einbruchspuren hin.

"Wir suchen laufend Mitglieder, die Zivilcourage besitzen und sich zum Schutz von Natur Umwelt und Heimat engagieren wollen", erklärt Kufsteins Einsatzstellenleiter Bruno Marcher.

Unterwegs in den Auen und am Berg

Gemeinsam mit Marcher und seinen Kollegen konnten die BEZIRKSBLÄTTER einen interessanten Einsatztag mitverfolgen. Neben Kontrollfahrten in den Innauen zwischen Kufstein und Langkampfen gab es auch zwei Aufträge der BH Kufstein zu erledigen: Baubescheide im Zuge der Kaiserliftrevitalisierung mussten auf ihre ordnungsgemäße Umsetzung hin überprüft werden. Auch das ist Aufgabe der Bergwacht, die Anlage liegt ja im Naturschutzgebiet.
Das Einsatzgebiet der Kufsteiner Bergwächter erstreckt sich auf die Gemeinden Ebbs, Kufstein, Scheffau, Schwoich, Bad Häring, Kirchbichl, Mariastein, Wörgl, Angath, Angerberg und Langkampfen. Darin enthalten sind zig Kilometer geschützter Innauen und das Naturschutzgebiet Kaisergebirge bis in den Talschluss zum Stripsenjoch.

In den Innauen bei Kufstein hatte die Bergwacht in den vergangenen Jahren immer wieder mit Wild-Campern und Obdachlosen zu tun, die direkt in der Au oder unter den Autobahnbrücken hausten. Offenes Feuer und der zurückgelassene Unrat steigen den Umweltschützern sauer auf. Das Lager unter der Brücke ist mittlerweile geräumt – in Zusammenarbeit mit der ASFINAG. Die dort angetroffenen Roma, so Marcher, seien seitdem nicht mehr dort aufgetaucht.
Doch auch bei Einheimischen sind die oft versteckten Sandbänke und "Inn-Strände" durchaus beliebt. "Wir haben nichts dagegen, wenn sich Leute dort aufhalten oder sonnen wollen, aber es gibt eben Vorschriften zu beachten", erklärt Bergwächterin Simone Fuchs. Dazu gehört, dass jegliches offene Feuer in der geschützten Au verboten ist. Auch den eigenen Müll sollten Besucher wieder mit nach Hause nehmen.
Manche, deren Zuhause direkt an den Auen liegt, etwa im Kufsteiner Stadtteil Endach, bereiten der Bergwacht wiederum andere Sorgen: Hier wird oft Rasen- und Grünschnitt in die Au entsorgt. Auch das ist verboten. Noch dazu liege der Recyclinghof der Stadtwerke an sich nur einen Steinwurf weit entfernt. Die Bergwacht kontrolliert, dokumentiert und gibt die Informationen an die BH weiter. "Wir werden die Anrainer wohl wieder einmal anschreiben und aufklären müssen", meint Marcher.

Auch am Weg über die Forststraße zum Brentenjoch, um die Kaiserlift-Bescheide zu prüfen, braucht es nicht lange, und die Bergwächter müssen außerplanmäßig aktiv werden: Die Straße ist mittels Schranke gesperrt, eine Zufahrt nur mit Sonderbefugnis möglich. Manche Hüttenbetreiber sollen das aber nicht immer so genau nehmen, und ihren Gästen die Schranke öffnen, damit diese mit dem Privat-PKW ins Naturschutzgebiet einfahren können. "Das ist verboten, da gibt's nichts zu rütteln. Wir haben die angetroffenen Personen nochmals belehrt und die Situation dokumentiert. Nun soll die BH entscheiden, wie es hier weiter geht. Der Betrieber kann ja seine Stellungnahme dazu abgeben", erklärt der Einsatzstellenleiter.
Die Schotterstraße windet sich nach oben, das Bergwachtfahrzeug ist genau auf solches Gelände ausgelegt. Im "Kreuzungsbereich" der Lifttrasse mit der Straße wird Halt gemacht. Hier muss einer der beiden Bescheide kontrolliert werden: Die Forststraße wurde abgesenkt, um dem Lift nicht in die Quere zu kommen. Dafür gab's zahlreiche Auflagen, etwa zur Sicherung und Renaturierung der neu entstandenen Böschung.
Danach gehts weiter an die Bergstation, vorbei an verdutzten Wanderern und keuchenden Mountainbikern. Das Sicherheitsnetz an der Liftstation ist das nächste Objekt auf der Auftragsliste. Vom Betonfundament bis zur Netz-Fläche wurde von der BH vorgeschrieben, wie es gestaltet werden musste. Die Bergwächter messen nach und dokumentieren. Währenddessen kommt telefonisch schon die nächste Anfrage an Marcher, diesmal geht es um den Hechtsee und Verstöße gegen städtische Verordnungen. "Das wäre Aufgabe der Stadtpolizei", hält Marcher fest, "der Leinenzwang für Hunde liegt nicht in unserem Aufgabenbereich".

Vollzugsorgane mit besonderen Befugnissen

Um ihre Aufgaben wahrzunehmen, sind Bergwächter mit besonderen Befugnissen ausgestattet. Sie dürfen Personen und Fahrzeuge anhalten und Ausweispapiere kontrollieren, Abmahnungen erteilen oder Anzeigen an die BH erstatten, Gegenstände beschlagnahmen und in besonderen Fällen sogar Personen festnehmen und der BH vorführen. In Ausübung ihrer Tätigkeit gelten Bergwächter als Beamte: sie genießen besonderen Schutz durch das Strafgesetzbuch und unterliegen der Amtsverschwiegenheit.

Um in der Tiroler Bergwacht aktiv zu werden, ist die österreichische Staatsbürgerschaft und ein Hauptwohnsitz in Tirol notwendig. Neben körperlicher und geistiger Eignung, Zuverlässigkeit und einem sauberen Leumund müssen Anwärter zumindest älter als 16 sein. Nach Grundausbildung und positiver Dienstprüfung durch die BH wird dann "zum Schutz der Natur" ausgerückt.

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